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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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mir. Er kann nicht damit fertig werden.
    Andrews Hemd war schweißnass. Kälte bestürmte ihn. Er wickelte sich in die feuchten Laken und zitterte wie Espenlaub.
    Piers Fawkes öffnete die Tür  – er trug Jeans, ein weißes T-Shirt und ellbogenlange grüne Gummihandschuhe.
    »Ich bin nicht sicher, ob ich hier richtig bin«, sagte Dr. Kahn, als sie sich von dem Anblick erholt hatte. »Was ist in Sie gefahren? Erwarten Sie Besuch?«
    »Sir Alan Vine.« Er hielt ihrem Blick stand. »Ich habe Bewährungsfrist.«
    »Sie machen Witze.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Sie geben Ihnen die Schuld an dem Tod des Jungen?«
    »Natürlich nicht direkt. Aber wenn ich aufmerksamer gewesen wäre …«
    »Das ist unfair!«
    Fawkes zuckte mit den Schultern, drehte die Musik leiser und ging in die Küche, um Wasser aufzusetzen. Dr. Kahn warf ihren Mantel aufs Sofa und folgte ihm.
    »Wer hat das veranlasst – Jute?«
    »Wer sonst?«
    »Warum hat er so verdammt lang damit gewartet?«, fragte sie entrüstet. »Es ist Wochen her.«
    »Seither haben sich noch andere Faktoren ergeben.«
    »Zum Beispiel?«
    »Mal sehen  … ich habe eine Mauer in meinem Haus einreißen lassen und damit den Jungs Angst eingejagt.«
    »Ja, ich habe Ihre Nachricht gehört.«
    »Konnten Sie etwas herausfinden?«, wollte er wissen. Er holte eine Dose mit Teebeuteln aus dem Schrank. Dr. Kahn bemerkte, dass seine Hände heftig zitterten.
    »Piers, sind Sie krank? Soll ich ein anderes Mal wiederkommen?«
    Er sah sie erstaunt an. »Nein, ich bin nicht krank. Bitte bleiben Sie«, flehte er wehleidig.
    »Also schön. Ich habe einiges gelesen«, sagte sie. »Das Lot wurde vor hundertfünfzig Jahren um ein altes Haus herumgebaut. Ich nehme an, sie wollten Geld sparen und ließen das Haus deshalb nicht abreißen und neu aufbauen. Zweifellos ist der Keller, den Sie gefunden haben, Teil des Originalgebäudes.«
    »Demnach ist es keine bahnbrechende Entdeckung«, stellte Fawkes enttäuscht fest.
    »Trotzdem ist es faszinierend. Ich würde mir das gern ansehen.«
    »Jute denkt, ich verbreite Hysterie.«
    »Hm«, machte sie und schaute sich in Fawkes’ makellos sauberer Küche um. Scheuerpulver, Papiertücher und Müllbeutel lagen herum. »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie Hausputz machen, Piers. Sie sind nicht Sie selbst.«
    Fawkes riss die Schranktür auf und trat beiseite, um seinem Gast das leere Fach zu zeigen. »Fällt Ihnen was auf ?«
    »Da ist nichts.«
    »Ganz genau. In diesem Schrank standen normalerweise Flaschen – Gin, Wodka, Aquavit, Whisky … Calvados …« Er sah Dr. Kahns fragenden Blick. »Meine Nüchternheit wurde in Frage gestellt«, erklärte er.
    Sie schürzte die Lippen. »Ich verstehe.«
    »Ich weiß, ich weiß. Sie haben mich gewarnt.«
    »Jute hat das gesagt?«
    »Er behauptete, den Schülern sei es aufgefallen.«
    »Hat er Ihnen ein Programm vorgeschlagen?«
    Fawkes schnaubte. »So ein Typ ist Jute nicht.«
    »Nein.«
    »Er meinte, wir müssen die professionellen Standards aufrechterhalten. Offensichtlich will er mich loswerden.« Er schlug die Schranktür zu. »Also hab ich aufgehört.«
    »Mit dem Trinken?«, rief sie aus. »Sie?«
    »Machen Sie sich nicht über mich lustig, Judy. Es macht mich verdammt fertig.« Er legte die Hand an die Stirn und lehnte sich an die Arbeitsfläche. »Ich fühle mich wie ein kaputtes Spielzeug, dessen Mechanismus verrücktspielt … so, als würde ich nur noch durch Klebestreifen zusammengehalten.«
    »Ihre Metaphern haben auch gelitten«, stellte sie sarkastisch fest, doch er bedachte sie mit einem derart traurigen Blick, dass sie mitleidig lachte. »O Piers, ich ziehe Sie doch nur auf. Ich bin erleichtert. Sie haben viel zu viel getrunken. So hätten Sie Ihren sechzigsten Geburtstag bestimmt nicht erlebt.«
    Er grunzte. »Ich kann nicht schreiben.«
    »Das wird sich einspielen.«
    »Ich kann nicht schlafen.«
    Dr. Kahn kaute auf ihrer Lippe. »Piers«, begann sie sanft.
    »Hm?«
    »Das Wasser kocht.«
    »Ah!« Dampf stieg aus der Schnauze des Kessels auf. Fawkes wollte ihn vom Herd nehmen und verbrannte sich prompt die Finger. Er sprang zurück, saugte an der wunden Stelle, dann hielt er sie unter kaltes Wasser. Dr. Kahn stellte seelenruhig das Gas ab und beobachtete ihren Freund mitfühlend.Sie saßen an Fawkes’ Küchentisch, auf dem zwei dampfende Teebecher standen. Fawkes gab vier Löffel Zucker in seinen. Nach einem Moment noch einen fünften. Er rauchte und hatte die Arme um sich

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