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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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Dienste eines
Metadore
sichern, eines professionellen Führers. Gegen Bezahlung brachte der Metadore den Sklaven von Meknes bis zu den Toren der nächsten spanischen Garnison. Diese Führer, die mit dem Gelände vertraut und als fahrende Händler verkleidet waren, wussten, wie man vielen Gefahren, die einem ohne Begleitung ausbrechenden Sklaven drohten, aus dem Weg gehen konnte. Aber die Dienste eines Metadore waren strikt begrenzt: Er half einem Sklaven nicht beim Ausbruch aus seiner Unterkunft und beschaffte ihm auch keine Nahrung. Er versprach lediglich, den Flüchtling rasch und sicher bis zu den Toren der nächsten spanischen Garnison zu führen. »Sie reisen normalerweise dieganze Nacht«, schreibt Pater Busnot, »…und richten sich nach einer Vielzahl von Signalen entlang des Weges, die nur der Führer kennt.« Während des Tages versteckten sie sich in Wäldern oder Höhlen, wo der Flüchtling sich ein wenig ausruhen konnte. Dennoch war es eine mühsame Reise für diese entkräfteten Männer, die seit Jahren unter Unterernährung litten. »Nichts ist aufreibender als eine solche Reise«, schreibt Busnot, »denn sie findet immer im Dunkeln und auf Nebenstraßen statt, die durch Wüsten und gefährliche Gebirge führen, ohne Proviant und in ständiger Angst.«
    Dazu kam die sehr reale Gefahr, dass der Metadore seinen Schützling im Stich ließ oder tötete. Wenn das geringste Risiko einer Entdeckung bestand, verschwand er in der Dunkelheit, um die eigene Haut zu retten. Und diese Fluchthelfer hatten allen Grund, auf der Hut zu sein. Mulai Ismail verabscheute die Metadores und kannte kein Erbarmen mit ihnen, wenn sie gefasst wurden. Busnot erfuhr von zwei Metadores, die bei dem Versuch ertappt worden waren, mehreren spanischen Sklaven zur Flucht zu verhelfen. Die Sklaven ließ der Sultan wie üblich züchtigen, aber die Fluchthelfer bekamen seine ganze Wut zu spüren. »Er verurteilte die Männer dazu, mit den Händen an das neue Stadttor genagelt zu werden, damit sie von den wilden Tieren aufgefressen würden.« Einer der beiden Männer lebte noch drei Tage lang, »und dann wurde sein Leichnam den wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen«. Dem anderen gelang es, eine Hand vom Nagel zu reißen, worauf er erstochen wurde.
    Thomas Pellow hatte viele Geschichten über Fluchtversuche gehört und kannte die Gefahren. Auch wusste er, dass er auf ein Leben verzichten würde, das ihm trotz der ständigen Bedrohung durch die Launen des Sultans einige Privilegien sicherte. Noch schlimmer war, dass er seine Frau und seine Tochter nie wiedersehen würde. Doch er sehnte sich so verzweifelt nach der Heimat, dass er zu dem Schluss gelangte, die Freiheit – so fern sie auch sein mochte – sei wichtiger als alles andere.
    Als Renegat befand er sich in einer deutlich besseren Ausgangslage als ein Sklave. Er sprach ausgezeichnet Arabisch – man konnte ihn durchaus für einen fahrenden Händler halten –, und er war in der Lage, sich einen geeigneten Augenblick für seinen Fluchtversuch auszusuchen. Die meisten Sklaven, die aus Marokko fliehen wollten, schlossen sich zu kleinen Gruppen zusammen, aber Pellow war der Meinung, bessere Chancen zu haben, wenn er sich allein auf den Weg machte.
    Er war seit kurzem in Agoory stationiert, das etwa 20 Meilen von Meknes entfernt war. Daher wollte er sich zur portugiesischen Garnison in Magasan (das heutige El Jadida) durchschlagen, wo entlaufene Sklaven und Renegaten in der Vergangenheit gut aufgenommen worden waren. Er berichtet kaum Einzelheiten über seine Flucht aus Agoory – er nennt nicht einmal das Datum –, aber offenbar fiel es ihm nicht schwer, unbemerkt bis zur Küste zu gelangen. Er brauchte nur dreieinhalb Tage, um die windige Salzwüste am Atlantik zu erreichen, und bald darauf kamen in der Ferne die Mauern und Bollwerke von Masagan in Sicht. »In der folgenden Nacht gelangte ich ohne jeden Zwischenfall und zu meiner unaussprechlichen Freude … bis auf hundert Yard an die Festungsmauern heran.«
    Pellow konnte kaum glauben, dass ihm die Flucht aus Agoory so leicht gelungen war. Er war unbemerkt durch das Netz von Spionen des Sultans geschlüpft und hatte auf seiner Wanderung durch das Land keinerlei Entbehrungen ertragen müssen. Nun stand er so nahe vor den Mauern von Masagan, dass er die einzelnen Steinblöcke erkennen konnte. Er stand an der Schwelle zur Freiheit und musste nur noch über den Wall klettern und sich dem portugiesischen Gouverneur ergeben.
    Doch an diesem

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