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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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zweiter Hand, was es noch ungewisser machte.« Er war fast besinnungslos vor Angst, als »um zehn Uhr morgens diese blutdürstigen Schurken kamen, [ihn] aus dem Kerker schleppten und durch die Straßen zum Marktplatz führten«.
    Seine panische Angst wuchs weiter, als er »von einer unverschämten Volksmenge umringt wurde, die stetig anschwoll, so dass [er] dem Tod bereits nahe war, als [sie] den Marktplatz erreichten, der von Barbaren bevölkert war, die sich am Blut eines unschuldigen Christen weiden wollten«. Pellows schlimmste Befürchtungen wurden bestätigt, als er sah, dass Si Mohammed, jener Beamte, der versprochen hatte, ihn zu retten, neben dem Scharfrichter der Stadt stand: »Ich konnte nicht vermeiden, dass mich beim Anblick des langen mörderischen Messers in der Hand des Scharfrichters ein ungeheurer Schrecken packte.« Obwohl der Beamte versprochen hatte, die Hinrichtung zu verhindern, hatte Pellow das Gefühl, dass »sehr zu bezweifeln war, ob seine Macht genügen würde, um [s]ein Leben zu retten«.
    Als die Menge immer lauter seinen Kopf forderte, sah Pellow vor seinem inneren Auge die Bilder seines Lebens in Gefangenschaft vorüberrasen. Er war überzeugt, dass keine Aussicht mehr auf Rettung bestand, und sah entsetzt zu, wie sich der Henker darauf vorbereitete, seine Arbeit zu verrichten: »Er hielt sein Messer nun in der rechten Hand, und mit der linken packte er meinen Bart, den er zurückziehen musste, um meine Kehle zu durchtrennen.« Pellow zuckte in Erwartung des Schmerzeszusammen und schloss unter dem Gejohle der Menge die Augen. Eine Sekunde verstrich, dann eine weitere. Doch plötzlich änderte sich völlig überraschend der Ton des Gebrülls: Die Volksmenge schrie nicht mehr vor Begeisterung, sondern vor Wut.
    Pellow öffnete die Augen und bemerkte, dass Si Mohammed neben ihm stand und wild gestikulierend auf den Scharfrichter einredete. »Mein Schutzengel trat vor und nahm dem Henker das Messer aus der Hand.« Der Beamte war keine Sekunde zu spät eingeschritten. »Hätte er das nicht in diesem Augenblick getan, so hätte [der Henker] mir zweifellos … das kleine bisschen Leben genommen, dass noch in mir steckte.«
    Das unerwartete Einschreiten des Beamten brachte den versammelten Pöbel auf, der sich um das Spektakel einer blutigen Hinrichtung betrogen sah. »Und nun begann unter den Zuschauern ein hitziger Streit darüber, ob ich sterben sollte oder nicht.« Doch der Gefangene war von Si Mohammed begnadigt worden, dessen Leute auf dem Platz Stellung bezogen und verlangten, Pellow unverzüglich freizulassen.
    Pellow begriff nicht, warum sich der Mann für ihn einsetzte, und er sollte die Gründe für seine Rettung nie vollkommen verstehen. Anscheinend war er zu einem Pfand in einer seit langem tobenden Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Gruppen geworden, die um die Kontrolle über die Stadt kämpften. Si Mohammed gedachte diesen Konflikt für sich zu entscheiden. Indem er sich über den Volkswillen hinwegsetzte und Pellows Leben rettete, demonstrierte er seinen Gegnern seine Stärke.
    Doch Pellow war noch nicht in Sicherheit. Er wurde in den Kerker zurückgebracht und von der wütenden Menge bedrängt, die ihm drohte, am nächsten Markttag werde er gewisslich sterben. Aber Si Mohammed sagte ihm, er solle nicht verzweifeln, und versicherte ihm, man werde ihn freilassen, sobald der Gouverneur wieder in der Stadt sei. Doch es sollten mehrere Monate vergehen, bevor man Pellow endlich aus der Haft entließ und anwies, die Stadt zu verlassen. »Mitten am Tag holte er mich aus dem scheußlichen Gefängnis und ließ mich gehen.«
    Pellow machte sich schnurstracks auf den Rückweg zu seiner Garnison in Agoory. Es kann nur vermutet werden, warum er seine Flucht nicht fortsetzte. Er behauptet, er habe den Eid nicht brechen wollen, den er Si Mohammed und dessen Leuten gegeben hatte: »Ich hatte ihnen bei meiner Ehre versprochen, nach Agoory zurückzukehren, und das tatich.« Nach einer Abwesenheit von vier Monaten traf er wieder in der Festung ein. Er erwartete, dass man ihn hart bestrafen würde. Doch weder seine Kameraden noch sein Kommandant verloren je ein Wort über seinen Fluchtversuch: »Es überraschte mich sehr, dass ich nie eine Silbe vom Sultan zu meiner versuchten Flucht hörte.« Die einzige denkbare Erklärung dafür ist, dass Mulai Ismail nie von Pellows Ausbruch erfahren hat.

    Pellows Fluchtversuch hätte ihn beinahe das Leben gekostet. Nur mit viel Glück war er der

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