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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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ich wurden gemeinsam auf ein Pferd gesetzt«.
    Die erste Etappe ihrer Reise führte durch den Urwald von Salé. Thomas Pellow sah dort »eine Vielzahl stattlicher Eichen, und eine große Zahl von Wildschweinen, Löwen, Tigern [Leoparden] und viele andere gefährliche Kreaturen«. Dieser Wald war so dicht, dass sich niemand hineinwagte, der nicht mit dem Weg vertraut war; wann immer die Steuereintreiber des Sultans in die Region kamen, verschwanden die Kaufleute aus der Gegend im unwegsamen, nicht kartierten Dickicht, wo die Beamten sie nicht aufspüren konnten.
    Unter der Führung von Kapitän Hakem und Admiral el-Mediuni gelangten Kapitän Pellow und seine Mannschaft unversehrt durch den Urwald und setzten ihre Odyssee fort. Sie »übernachteten stets in Zelten,die in diesem Teil des Landes die einzigen Wohnstätten waren«. Die Bauern lehnten es ab, dass Christen ihr Land betraten, und viele von ihnen kamen, um sich bei den Führern der Karawane zu beklagen. Pater Dominique Busnot, der einige Jahre zuvor auf derselben Straße gereist war, berichtete: »Sobald wir fort waren, zündeten sie Weidenzweige an … und stießen laute Schreie aus, um den Ort zu reinigen.«
    Am zweiten Reisetag überquerten die Männer den Fluss Tiflit und zogen nach Dar Umm es-Soltan weiter. Nach einer anstrengenden Reise kam am vierten Tag endlich die Hauptstadt Meknes in Sicht.
    »Bei unserer Ankunft in der Stadt, besser gesagt eine Meile vor der Stadt, erhielten wir den Befehl, von den Tieren abzusteigen«, schreibt Pellow. Die Männer mussten ihre Schuhe ausziehen, »das heißt jene von [ihnen], die welche trugen«, und stattdessen gelbe Pumps anziehen, »die [ihnen] zu diesem Zweck von den Mauren gebracht wurden«.
    Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Männer durchaus gut behandelt worden. Kapitän Hakem und Admiral el-Mediuni hofften, den Sultan mit ihrem jüngsten Fang zu bedrucken und ihm die neuen Sklaven in möglichst guter Verfassung zu übergeben. In Pellows Bericht fehlen die üblichen Klagen über Hungerrationen und Brackwasser, und diese Gefangenen wurden auf dem Marsch nach Meknes auch nicht geschlagen. Aber den Männern war klar, dass sie kaum Aussicht auf eine freundliche Behandlung haben würden, wenn sie erst einmal das Stadttor passiert hatten, denn in Meknes war es üblich, gefangene Christen bei der Ankunft zu beschimpfen und zu misshandeln.
    Als die Sonne über die östliche Befestigungsmauer der Stadt stieg und die Männer durch das Haupttor geführt wurden, bereitete ihnen eine johlende Menschenmenge einen feindseligen Empfang. »Eine große Menge von ihnen drängte sich um uns und überhäufte uns mit den übelsten Beschimpfungen.« Als sich die Nachricht von der Ankunft neuer Sklaven verbreitete, strömten immer mehr Menschen zum Stadttor, um die verhassten Christen zu verspotten. Die Einheimischen versuchten, die verängstigten Gefangenen mit Stöcken und Knüppeln zu schlagen. »Sie konnten kaum davon abgehalten werden, uns auf den Kopf zu schlagen … [und] sie hätten es gewiss getan, hätten die Wachen des Königs sie nicht daran gehindert.«
    Die Wachen drängten einige der wildesten Raufbolde ab, ließen jedoch zu, dass der Mob Kapitän Pellow und seine Männer mit Faustschlägentraktierte. »Sie hielten sie nicht davon ab, uns an den Haaren zu ziehen, uns harte Schläge zu versetzen und uns
Caffer Billa Oarosole [ kafer billah wa bi er-rasul
] zu nennen, was bedeutete, dass wir Häretiker seien und weder Gott noch Mohammed kannten.« Nachdem sie einige schreckliche Minuten der Misshandlungen über sich hatten ergehen lassen, wurden die Gefangenen in die Palastanlage getrieben, die dem Volk versperrt war. »Bevor wir eintraten, mussten wir unsere Pumps ausziehen.«
    Die Gefangenen waren erleichtert, nicht länger der grölenden Horde ausgeliefert zu sein, aber es stand ihnen eine noch sehr viel schlimmere Erfahrung bevor. Noch am selben Morgen um kurz nach acht Uhr wurden die Männer dem Sultan vorgeführt.
    Mulai Ismail, der gefürchtete Herrscher des maghrebinischen Königreichs, wollte sich seine neuen Sklaven ansehen.

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    4
Unter der Folter
    Mulai Ismail erwachte beim ersten Hahnenschrei. Er hatte einen leichten Schlaf und reagierte empfindlich auf Lärm außerhalb der Palastanlage. Thomas Pellow berichtet, dass der Sultan zudem von schrecklichen Albträumen gequält wurde. »Ob ihm dies angeboren war oder ob es seinen Grund in den Schrecken der vielen Morde, Erpressungen und Grausamkeiten

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