Weisses Gold
einer sechstägigen Orgie betrat der Eunuch den Raum und entließ des Boyes. »Nach einem vertraulichen Gespräch mit jeder der schwarzen Frauen brachte er mich zum Patron in die Stadt zurück.«
Thomas Pellow stellte fest, dass seine Braut seine Lage erheblich verbesserte. Der Schwager des Mädchens war »ein Mann von beträchtlicher Autorität«, der etwa 1500 junge Männer befehligte. Dazu kamen weitere Familienmitglieder in vorteilhaften Positionen, die sich gegenüber Pellow und seiner Braut großzügig zeigten und die beiden »wahr lich sehr höflich empfingen«. Sie sagten ihm, er solle sich ihr gegenüber »stets wie ein liebender Ehemann verhalten … und ihr gleichzeitig keine geringere Pflicht [ihm] gegenüber abverlangen«.
Der Sultan schenkte Pellow sowie den anderen frisch verlobten Dienern 15 Dukaten. Einen Teil des Geldes musste der junge Mann jedoch für seine Ehebescheinigung bezahlen. Sobald das Zertifikat vom zuständigen Sekretär unterzeichnet und dem Paar übergeben worden war, »entließ man [die beiden], damit [sie] mit [ihren] Freunden Hochzeit feiern konnten«. Pellows Adoptivfamilie tat ihr Bestes, um ein angemessenes Fest zu organisieren. Ein Bruder seiner Frau besorgte Speisen, während sich Pellow genug Geld borgte, um »einen fetten Jungstier, vier Schafe, zwei Dutzend große Hühner und zwölf Dutzend junge Täubchen« zu kaufen. Die Hochzeitsfeier dauerte drei Tage, und die Familie gab sich »großem Frohsinn und freundlicher Zufriedenheit« hin. Aber in Pellows Augen fehlte eine wichtige Zutat: Es gelang ihm nicht, Wein oder geistige Getränke zu beschaffen, um das Fest in Schwung zu bringen. »Es war die nüchternste Hochzeit, die man je gesehen hat, denn in dieser großartigen Gesellschaft gab es nicht eine einzige berauschte Person.«
Pellows unverhoffte Heirat fesselte ihn zusätzlich an sein neues Heim. Schon mit seinem Übertritt zum Islam war seine Chance, von der Regierung seines Heimatlandes freigekauft zu werden, auf ein Minimum gesunken, und nun hatte er auch noch eine eigene Familie in Marokko. Zu seiner wachsenden Verzweiflung wurde ihm klar, dass er sein Heimatdorf Penryn wohl nie wieder sehen würde.
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7
Rebellen im Hohen Atlas
Über das Leben der Sklaven in Meknes in den Jahren 1717 bis 1720 ist wenig bekannt. Die überlebenden britischen Gefangenen hatten kaum noch Hoffnung, jemals aus ihrem Elend befreit zu werden. Ein anonymer Brief, der wohl im Frühjahr 1717 geschrieben wurde, deutet darauf hin, dass die Bedingungen so schrecklich wie eh und je waren.
»Die Zeit des Regens geht zu Ende«, steht darin zu lesen, »weshalb die Tage heiß und lang werden.« Der Verfasser erklärt, dies genüge, um »den Gedanken qualvoll zu machen, dass man 16 Stunden oder länger barhäuptig in der schwülen Hitze stehen muss«, und er berichtet, in jüngster Zeit seien 41 britische Gefangene verhungert, an Krankheiten gestorben oder der zermürbenden täglichen Fron erlegen. Die Männer arbeiteten immer noch in den Außenbezirken des Palastkomplexes und wurden gezwungen, »vom Morgengrauen bis in die Nacht ohne Unterbrechung und barhäuptig, ohne Unterscheidung zwischen Herren und Untertanen, gewaltige Ladungen an Erde und Steinen zu bewegen«. Der Briefschreiber erklärt, die Gefangenen »seien alle gleichermaßen elend, und [er] gewärtige viele Bastonaden dafür, dass [er] die Zeit gestohlen habe, um diesen Brief zu schreiben«.
Die Sklavengruppe, der dieser Mann angehörte, arbeitete vermutlich am Dar al-Mansur, einem monumentalen Bauwerk am äußeren Rand der Palastanlage. Einige dieser Sklaven errichteten möglicherweise auch die Erweiterungsbauten der Stallungen, deren gewaltige Ausmaße bereits Pater Busnot beeindruckt hatten. Die Innenmauern waren fast eine Meile lang und wurden von Bogengalerien getragen. Jeder Bogen wurde mit Frischwasser versorgt, und es gab Brunnen, Pavillons und exquisite Lagerhäuser mit Kuppeldächern, in denen das Zaumzeug und die Sättel aufbewahrt wurden. Pater Busnot bezeichnete die Ställe als »schönsten Teil des Palastes«. Im Jahr 1719 waren sie bereits einer der größten Teile der Anlage.
Die Angaben zu den Zahlen der in diesen imperialen Stallungen untergebrachten Pferde schwanken. Einige Besucher zählten 1000, andere behaupteten, in den Anbauten mehr als 10 000 gesehen zu haben. Der marokkanische Chronist Achmed ben al-Nasari bezifferte die Zahl der Tiere auf etwa 12 000.
Mulai Ismail war besessen von der Pflege der
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