Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
Vom Netzwerk:
auch er Bestandteil dieser grotesken Partnervermittlung des Sultans war: »Er rief mich zu sich und befahl mir, mir acht schwarze Frauen anzusehen, die dort standen, und eine von ihnen zur Frau zu nehmen.« Pellow musterte die Frauen genau, fand jedoch keine, die nach seinem Geschmack war. Es war nicht ihr Aussehen, das ihm missfiel. Vielmehr hatte er die Vorurteile seiner Zeit verinnerlicht und lehnte ihre Hautfarbe ab. Diese Sklavinnen stammten aus den Tropen und waren allesamt tiefschwarz.
    »Da mir ihre Farbe überhaupt nicht gefiel«, schreibt Pellow, »ver beugte ich mich zweifach, warf mich nieder, küsste den Boden und anschließend die Füße des Herrschers … [und] flehte ihn demütig an, wenn ich schon eine Frau haben müsse, so möge er doch die große Güte haben, mir eine von meiner eigenen Hautfarbe zu geben.«
    Pellow ging ein großes Risiko ein, indem er eine solche Bitte äußerte. Doch sein Flehen berührte Mulai Ismail, der befahl, sieben Mischlingsfrauen aus dem Palast zu holen. Auch von diesen gefiel Pellow keine einzige, »worauf [er sich] erneut zu Boden warf und ihn erneut anflehte, [ihm] eine von [s]einer Farbe zu geben«. Der Sultan kannte Pellows Starrköpfigkeit bereits sehr gut, und seine gute Laune behielt die Oberhand. »[Er] schickte nach einer Frau, die nach kurzer Zeit in Begleitung von zwei jungen Burschen vollkommen verhüllt erschien.« Als Pellow den Befehl erhielt, ihre Hand zu nehmen, war er geschockt. »Ich sah eine schwarze Hand, und dann sah ich, dass auch ihre Füße schwarz waren.« Genau diese Wirkung hatte der Sultan beabsichtigt. Er befahl Pellow, »ihren Schleier zu lüften … und ihr Gesicht zu betrachten«.
    Der junge Mann gehorchte – und entdeckte zu seiner Überraschung, dass dieses Mädchen sehr viel blasser als die meisten anderen war – man hatte lediglich ihre Hände und Füße mit Henna gefärbt. »Ich stellte fest, dass sie von sehr angenehmem Aussehen war.« Mulai Ismail war entzückt. »Der alte Schurke schrie sehr vergnügt in der spanischen Sprache ›Bono! Bono!‹, was bedeutet: ›Gut! Gut!‹.« Er ordnete an, Pellow und das Mädchen unverzüglich zu vermählen.
    Der Sultan hatte besonderen Spaß daran, seine Sklaven miteinander zu vermählen. Oft übernahm er selbst die Rolle des Offizianten, stellte sich vor die versammelte Menge und suchte Paare aus. Pellow berichtet, dass er »Dieser nimmt diese!« rief, worauf das Sklavenpaar so »eng verbunden fort ging, als wäre es vom Papst getraut worden«. Großes Augenmerk legte der Sultan auf die Hautfarbe der Kinder, die aus diesen Verbindungen entstanden. Besonders gefielen ihm die Mulatten, und er verband »seine hübschesten Sklavinnen stets mit einem schwarzen Gehilfen, und die schöne Dame musste sich mit einem Neger zufrieden geben«. Die Idee, Sklaven zu züchten, war Mulai Ismail schon zu Beginn seiner Herrschaft gekommen. Er stellte fest, dass die Mulatten die vertrauenswürdigsten seiner Diener-Sklaven waren, und zwang seine weißen Sklaven oft, schwarze Frauen zu heiraten, um seinen Haushalt mit loyalen Mischlingen zu füllen. Pellow schreibt: »Er legte den Grundstein für seine lohfarbene Kinderstube, um seinen Palast nach seinem Wunsch zu versorgen.« Die Sprösslinge dieser erzwungenen Verbindungen, so Pellow, wurden von Mulai Ismails Offizieren aufgezogen und »gelehrt, den Nachfolger des Propheten zu verehren und ihm zu gehorchen, und da sie von Kindesbeinen auf an das Blutvergießen gewöhnt waren, wurden sie zu den Vollstreckern und Verwaltern seines Zorns«.
    Derart bizarre Zuchtprogramme gab es keineswegs nur in Marokko. Auch in Algier wurde der Vorrat an Mischlingssklaven auf diese Art aufgefüllt. Der französische Gefangene Chastelet des Boyes wurde von einem Sklavenhalter gekauft, der auf seinem Hof in der Nähe von Algier etwa 15 schwarze Frauen hielt. Er schickte regelmäßig weiße Sklaven dorthin, um die Frauen zu schwängern, und einmal wählte er Chastelet des Boyes als Zuchteber aus. Der Franzose wurde von einem Eunuchen auf den Hof gebracht. Der Eunuch befahl vier Frauen, den männlichen Sklaven auszuziehen und sich an die Arbeit zu machen. »Nachdem er mit ihnen gesprochen hatte«, berichtet des Boyes, »schloss er die Türhinter uns und ließ mir Nahrung … und eine Flasche alten Weinbrands da.« Der Eunuch blieb in der Nähe und verfolgte die Aktivität in dem Raum: »Er versäumte nicht, uns … morgens und abends Serenaden auf seiner Trommel zu spielen.« Nach

Weitere Kostenlose Bücher