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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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und zahlreiche andere Packtiere waren mit Proviant und Material beladen. Die Truppe wurde von Hammo Triffoe angeführt, einem der Kommandeure des Sultans, der noch weitere 2000 Mann befehligte. Seine Anweisung lautete, Pellow und dessen Männer zur Festung Temsna zu begleiten, wo er sie mit ausreichenden Vorräten für sechs Monate zurücklassen sollte.
    Der Anblick einer derart großen Streitmacht versetzte die Bewohner der auf dem Weg liegenden Ortschaften in Angst und Schrecken. DieTruppen Mulai Ismails waren oft undiszipliniert und gewalttätig und durften auf dem Marsch durch das Land nach Belieben plündern. Dort, wo sie vorbeizogen, verwüsteten sie oft ganze Gebiete und ließen die Bauern und Dorfbewohner mittellos zurück. Wer sich weigerte, sie mit den geforderten Lebensmitteln zu versorgen, »wurde vollkommen ausgeplündert und selbst in Stücke gehackt«.
    In diesem Fall gelang es dem Kommandeur Triffoe, der auf strenge Disziplin achtete, die Ordnung aufrechtzuerhalten, und Pellow erwähnt keine Fälle von Ungehorsam. Auf dem viertägigen Marsch kam es zu keinerlei Zwischenfällen. Dann kam die massive Festung von Salé in Sicht, wo Triffoe den Proviant aufstocken wollte.
    Die Ankunft in Salé weckte bei Thomas Pellow unangenehme Erinnerungen. An diesem Ort hatte fünf Jahre früher sein Sklavendasein begonnen; dort war er in einem der großen unterirdischen Verliese angekettet gewesen. In der Ferne erspähte er die schimmernde Weite des Atlantiks, aber nicht ein einziges europäisches Schiff lag vor dem Hafen vor Anker. Die meisten angesehenen ausländischen Kaufleute hatten vor langer Zeit den Handel mit Salé eingestellt, und nur einige wenige, die über ausgezeichnete Kontakte in der Stadt verfügten, wagten es weiterhin, verbotene Geschäfte mit den Korsaren zu machen. Pellow wusste, dass keiner dieser Händler seinen Lebensunterhalt aufs Spiel setzen würde, um ihm zur Flucht zu verhelfen.
    Dennoch verlief dieser Aufenthalt in Salé um einiges angenehmer als der erste. Während Kommandant Triffoes Männer vor den Stadtmauern ihr Lager aufschlugen, »durften wir Frischvermählten in die Stadt gehen, wurden dort einquartiert und auf Befehl des Herrschers im Überfluss bewirtet«. Das Vergnügen wurde lediglich durch das Wissen getrübt, dass zur selben Zeit in den berüchtigten Kerkern der Stadt neue europäische Gefangene saßen, die von den Korsaren auf See verschleppt worden waren.
    Im Morgengrauen befahl Kommandant Triffoe seinen Männern, das Lager abzubauen. Er hatte es eilig, zur nächsten Etappe des Marsches aufzubrechen, der die Streitmacht durch das bewaldete Schwemmland des Cherrat führen würde. In diesen menschenleeren Wäldern lebten Löwen, Leoparden und Wildschweine, und die Männer hatten die Anweisung, sehr genau auf die Schlingpflanzen zu achten, die sich am Boden rankten. Der Kommandeur ritt an der Spitze seiner Truppen, alser ein lautes Krachen im Gehölz hörte. Noch bevor er sein Pferd herumreißen konnte, wurde dieses von einem riesigen Keiler angegriffen, der seine Hauer in den Bauch des Hengstes rammte und »sein Pferd unter ihm tötete«. Pellow zuckte zusammen, als er das gewaltige Tier sah, das »sehr lange Hauer hatte, die so scharf wie Messer waren … und alles aufrissen«. Seine Männer griffen nach ihren Waffen und schossen auf den Eber, der »augenblicklich sein Leben verlor«. Im weiteren Verlauf des Marschs durch den Wald sichteten die Männer viele Wildschweine und »töteten einige hundert«. Sie warfen hungrige Blicke auf ihre Beute und hofften auf ein Festmahl am Abend, aber Kommandant Triffoe verbot ihnen, das Fleisch zu essen. Er erinnerte die betrübten Konvertiten daran, dass Wildschweine für den Muslim unreine Tiere waren, »deren Fleisch vom mohammedanischen Gesetz verboten ist«.
    Die Männer drangen am Ufer des Cherrat in südlicher Richtung vor und hielten nur hin und wieder kurz inne, um Fische zu fangen. An einem Punkt war der Fluss so schmal, dass die Armee ans andere Ufer wechseln konnte. Am folgenden Tag erreichten Pellow und seine Männer endlich Kasbah Temsna, »wo [er] auf Befehl des Pascha augenblicklich mit zweihundert [s]einer Männer in die Festung einzog«.
    Die Kasbah erhob sich auf einem Hügel, von dem aus man einen ausgezeichneten Blick auf das Umland hatte. Die Hänge waren mit Eichen und Wacholdern bedeckt, während das Tal von den Quellen des El-Aricha bewässert wurde. Die Festung selbst, die in den folgenden sechs Jahren Pellows

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