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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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drückte mir sachte den Lauf einer Pistole hinters Ohr.
    »Nein, nein, nicht umdrehen, mein Freund. Das wäre schlecht für uns beide«, sagte er.
    Das Licht warf unsere Schatten auf den Fußboden. Ich konnte seinen ausgestreckten Arm sehen, die Pistole, deren Konturen von seiner Faust abgerundet wurden, und einen Gegenstand, vielleicht einen Beutel, der von seiner anderen Hand zu baumeln schien.
    »Die Kasse ist leer. In meiner Geldbörse sind vielleicht zehn Dollar«, sagte ich.
    »Aber wirklich, Mr. Robicheaux. Für ganz so dumm dürfen Sie mich nicht halten.« Der Zungenschlag war New Orleans, die Stimme eine, die ich schon mal gehört hatte.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich hab’ was für Sie. Sie hätten halt nicht so früh zur Arbeit kommen sollen ... Nein, nein, nicht umdrehen ...«
    Er verlagerte seine Position, so daß sein Gesicht gut außerhalb meines Blickwinkels blieb. Aber als er sich bewegte, sah ich kurz sein verzerrtes Spiegelbild auf der Aluminiumfläche einer flachen Kühlbox. Das heißt, ich sah die Kronen und Füllungen in seinem Mund, die sich dort kurz spiegelten.
    Dann bückte er sich, legte etwas auf dem Fußboden ab und gab mir einen Schubs in Richtung des Ladentresens.
    »Beide Hände drauf, Mr. Robicheaux. Sie werden ja wohl keine Kanone bei sich tragen, wenn Sie hier in Ihren Laden kommen, aber auf so was sollte man sich nicht verlassen«, sagte er und betastete mit seiner freien Hand meine Hüften, Taschen und Knöchel.
    »Hören Sie, ein Schwarzer, der für mich arbeitet, wird gleich hier aufkreuzen. Ich will nicht, daß er hier reinplatzt. Wie wär’s, wenn Sie mir sagen, was Sie auf dem Herzen haben, und dann wieder verschwinden?«
    »Sie haben echt die Ruhe weg.« Er knipste das Licht aus. »Wann kommt der Farbige?«
    »Jede Minute.«
    »Verdammt schlecht wäre das für Sie, das können Sie mir glauben.« Dann sagte er: »Passen Sie auf, der Mann, für den ich arbeite, hat hin und wieder fixe Ideen. Und jetzt grade sind Sie eine davon. Warum? Weil Sie in einem fort an seinem Nervenkostüm kratzen. Wird Zeit, daß Sie ihn mal in Ruhe lassen. Schließlich ist er ein wichtiger Mann. Da gibt’s Leute in Chicago, denen paßt das gar nicht in den Kram, wenn er ganz New Orleans mit seinem Blut vollkotzt, weil ihm die Nerven durchgehen ... Nein, nein, Augen immer schön nach vorne ...«
    Er strich mir mit dem Pistolenlauf über die Wange.
    »Ist das alles?« sagte ich.
    »Nein, Mann, das ist nicht alles. Schauen Sie, niemand hat was gegen Sie, Mr. Robicheaux. Genausowenig, wie jemand was gegen diesen Cop hatte, der da in Sonniers Haus marschiert ist. Fluck, der kleine Scheißer, hat die Nerven verloren. Wir sind keine Cop-Killer, das müßten Sie wissen, Mann. Also haben Sie was gut, und wir begleichen die Rechnung.
    Aber wenn Sie wollen, ist das erst der Anfang. Sie sind ein cleverer Junge, dem man gerne den einen oder anderen Gefallen tut. Nichts Illegales, verstehen Sie mich richtig, und ohne Haken, einfach nur Geschäfte, die für beide Seiten einträglich sind. Da gibt’s beispielsweise unten in Grand Isle so einen Nachtclub. Sie brauchen bloß die Hand heben, und er gehört Ihnen. Ein Anruf im richtigen italienischen Restaurant auf der Esplanade Street reicht. Sie wissen, von welchem Lokal ich rede.«
    Durch den aufgeschlitzten Fliegenschutz konnte ich die ersten Anzeichen der Morgendämmerung sehen, die die grauen Spitzen der Zypressen in der Marsch in sanftes Licht tauchte. Ich hörte einen Fisch laut mit den Flossen in den Seerosen schlagen.
    »Ich laß es mir durch den Kopf gehen«, sagte ich.
    »Schön ... gut. Und jetzt ...«
    Ich fühlte, wie er sein Gewicht verlagerte, und der Gegenstand, der in seiner Hand baumelte, streifte mein Hosenbein.
    »Jetzt was?« sagte ich.
    »Jetzt muß ich mir überlegen, was ich mit Ihnen anstelle. Scheint ’ne Angewohnheit von Ihnen zu sein, mir immer zum ungünstigsten Zeitpunkt in die Quere zu kommen. Ist nichts Persönliches, aber das ist jetzt schon das zweite Mal, daß Sie mir in die Suppe spucken.«
    »Wie Sie selbst sagen, bis jetzt ist’s nichts Persönliches ... Machen Sie keinen Fehler, Partner.«
    Ich hörte sein Atmen in der Dunkelheit. Mein Nacken und mein Kopf fühlten sich wie völlig nackt an, als hätte man die Haut abgezogen und alle Nervenenden lägen bloß.
    »Was ist hinter der Tür da mit dem Schloß?« sagte er.
    »Nur eine Vorratskammer.«
    »Okay, dann werde ich Sie da verstauen.«
    Er legte die linke Hand rücklings

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