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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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auf meine Schulter und führte mich zu der Tür. Der Gegenstand in der Tragetüte schlug mehrmals unter meinem Schulterblatt gegen meinen Rücken.
    »Aufschließen«, sagte er.
    Ich fummelte an meinem Schlüsselring, bis ich den richtigen fand, und ließ das lange u-förmige Bügelschloß aufschnappen. Mit dem Handrücken wischte ich mir den Schweiß aus den Augen.
    »Los, Mann, rein da«, sagte er.
    »Bevor Sie gehen, möchte ich Ihnen noch was zum Nachdenken mit auf den Weg geben.«
    »Sie wollen mir was zum Nachdenken mit auf den Weg geben? Irgendwie bringen Sie da was durcheinander.« Er wollte mich in die Kammer stoßen.
    »Nein, das tu ich nicht. Ich hab’ Ihr Gesicht nicht gesehen, so daß ich Sie nicht identifizieren kann. Was bedeutet, daß Sie wegen der Sache hier nichts zu befürchten haben. Aber ich weiß, wer Sie sind, Jack. Kommen Sie meinem Haus nicht zu nah. Gott sei Ihrer Seele gnädig, wenn Sie meinem Haus auch nur einen Zentimeter zu nah kommen.«
    »Sie scheinen nicht zu wissen, wer Ihre wirklichen Freunde sind. Hey, der Mann aus New Orleans hat ein Geschenk für Sie. Wird Ihnen gefallen. Er ist kein schlechter Kerl. Hat seine eigenen Probleme. Oder hätten Sie gerne lauter Abszesse an den Magenwänden? Eigentlich könnten Sie schon ein bißchen mehr Mitgefühl an den Tag legen.«
    Er schubste mich mit den Knöcheln in die Vorratskammer und ließ das Bügelschloß wieder einschnappen. Ich hörte, wie er zur Vordertür hinausging, wenige Augenblicke später dann, wie draußen auf der Straße der Motor eines Wagens angelassen wurde.
    Ich stemmte mich mit dem Rücken gegen einen Stapel Bierkästen und trat mit den Füßen so hart ich konnte gegen die Tür; aber sie hatte eine Metallverkleidung, und das Bügelschloß und die Haspe, in der es steckte, waren fest. Dann stolperte ich im Dunkeln über einen 25-PS-Evinrude-Bootsmotor. Ich nahm ihn am Zylinder und am Gehäuse, hielt ihn hoch über meinen Kopf und schleuderte ihn gegen die Bretterwand neben der Tür. Zwei Bretter brachen aus der Verankerung, und ich schlug noch ein paar andere los, bis das Loch groß genug war, daß ich mich hindurchquetschen konnte. Wieder im Laden, hörte ich Gates’ Wagen auf der unbefestigten Straße davonfahren, die zur Zugbrücke über den Bayou führte. Die Motorengeräusche wurden leiser. Ich zog an der Kette der Glühbirne über dem Ladentresen und wählte unverzüglich die Nummer des Departments. Meine Hände zitterten.
    »Sheriff’s Department ...«
    »Dave hier ... Jack Gates ist gerade aus meinem Laden abgehauen ... Er ist bewaffnet und gefährlich ... Ruf bei der Brücke an, der Wärter soll sie hochziehen ... Ich treffe euch unten am ...«
    Dann brach ich ab.
    »Was ist los, Dave?«
    Mein Blick war auf die durchsichtige Plastiktüte gefallen, die von einem Nagel an einem Pfeiler in meinem Laden hing. Das Gewicht ihres Inhalts zog sie straff nach unten.
    »Ich treffe euch unten am Bayou«, sagte ich.
    »Stimmt was nicht, Dave? Bist du verletzt?«
    »Nein, mir geht’s gut. Benachrichtigt den Brückenwärter und riegelt das ganze Gebiet ab. Laßt diesen Kerl nicht aus der Stadt.«
    Ich legte den Hörer wieder auf die Gabel und starrte wie betäubt auf den abgetrennten Kopf in der Plastiktüte. Die Augen waren nach oben gerollt, die Zunge hing aus dem Mund, die Nase platt gedrückt in den Falten der Tüte, und geronnenes Blut verfilzte das blonde Haar. Aber selbst im Tod wirkte das Gesicht, als gehöre es eigentlich zu einer Spielzeugfigur. Und um jede Möglichkeit auszuschließen, daß ich Jewel Fluck mit einem anderen verwechselte, hatte man einen seiner Finger in die glitschige, lila Masse gelegt, die sich am Grund der Tüte angesammelt hatte.
    Ich rannte zum Haus, stürmte durch die Haustür und ins Schlafzimmer, wo ich die .45er aus der Kommodenschublade riß. Bootsie setzte sich im Bett auf und knipste die Nachttischlampe an.
    »Was ist los?« sagte sie.
    »Jack Gates war im Laden. Ich muß hinter ihm her. Geh nicht rüber, Boots. Ruf Batist an und sag ihm, er soll jetzt nicht zur Arbeit kommen.«
    »Was ist los? Was hat er ...«
    »Vielleicht müssen wir alles nach Abdrücken untersuchen. Da ist es einfach besser, wenn eine Weile keiner reingeht.«
    Sie blickte mir ins Gesicht, um darin zu lesen.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte ich. »Aber bleib bitte im Haus, Boots, bis wir den Kerl geschnappt haben.«
    Dann war ich wieder zur Tür hinaus und schon im Wagen und holperte durch die Schlaglöcher in

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