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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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der unbefestigten Straße zur Zugbrücke. Die Erschütterungen ließen die .45er auf dem Beifahrersitz einen richtigen Tanz vollführen, und die rote Sonne des frühen Morgens stand hinter der Marsch wie ein Feuerrad.
    In der Entfernung konnte ich jetzt Sirenen hören. Ich nahm eine Kurve im zweiten Gang, wo der Bayou eine breite Krümmung hatte, und durch die Eichen, die die Straße säumten, erblickte ich die Zugbrücke, die sich hoch in die Luft streckte. Sie war keine fünfhundert Meter mehr entfernt.
    Jack, jetzt geht’s dir an den Kragen, dachte ich, und diesmal kriegen wir dann auch Joey the Neck zu fassen. Willkommen im Iberia Parish, Freundchen.
    Ihre Eitelkeit würde ihnen zum Verhängnis werden. Jack Gates war ein altgedienter Mafiasoldat und Killer auf der Höhe seines Schaffens – keine günstigen Karten in einem Bundesstaat, wo sie mit der gleichen Herzlichkeit von der Todesstrafe Gebrauch machten, wie sie Schweineschwarten frittierten. Es gab durchaus Verbrecher, die man einfach in einen Glasbehälter steckte, den man anschließend verkorkte und der Öffentlichkeit wie einen Leuchtkäfer präsentierte – aber Jack Gates war keiner von ihnen.
    Ich hörte seinen Wagen, bevor ich ihn sah. Das Getriebe drehte auf vollen Touren, und der Auspufftopf mußte wohl defekt sein, denn der Motor röhrte wie ein Müllwagen. Schottersteinchen prasselten wie Hagelgeschosse an die Innenseiten der Kotflügel. Dann schlitterte der TransAm in einer gelben Staubwolke um die Kurve, tief auf den Stoßdämpfern, überzogen von getrockneten Schlammspritzern, und riß dabei allerlei Grünzeug aus dem Röhricht.
    Durch die Windschutzscheibe blickte ich ihm voll ins Gesicht – und ich sah darin das Bedauern, daß er mich nicht erledigt hatte, als er die Möglichkeit dazu gehabt hatte, und den Zorn über die kosmische Verschwörung, die ihn zum leidgeprüften Fußsoldaten eines magenkranken Paranoikers wie Joey Gee gemacht hatte.
    Ich stellte den Wagen schräg und blockierte die Straße, sprang vom Sitz und zielte mit der .45er über die Motorhaube mitten in Jack Gates’ Gesicht. Er trat mit einem Ruck auf die Bremse, und der TransAm brach zur einen Seite aus, geriet in ein weiteres Schlagloch und schleuderte mit dem Heck gegen einen Eichenstumpf. Dabei verlor er eine Radkappe, die wie ein Kreisel in die Straßenmitte trudelte. Einen kurzen Augenblick lang starrte er mich durchs geöffnete Beifahrerfenster an, einen metallisch-bläulichen Revolver in der einen Hand oben auf dem Lenkrad, und die Stahlkronen auf seinen Zähnen blinkten in der grellen Morgensonne. Der Motor heulte auf, verebbte, heulte dann unter der Kühlerhaube noch einmal auf.
    »Gib’s auf, Jack«, sagte ich. »Gouza ist ein psychotisches Stück Scheiße. Laß ihn zur Abwechslung mal selbst für was gradestehen.«
    Die Staubfontäne, die die Hinterräder des Wagens wie einen Hahnenschweif aufsteigen ließen, stob über sein Fenster, und in dem Sekundenbruchteil, in dem ich den Blickkontakt mit ihm verlor, streckte er den Revolver in einer schnellen Bewegung aus dem Fenster und gab zwei Schüsse ab. Der erste war zu tief gezielt und schlug einen guten Meter vor meinem Pickup in die Erde, aber der zweite traf die Motorhaube, prallte mit lautem Pfeifen davon ab und ließ haufenweise Blätter aus dem Baum hinter mir regnen.
    Dann schaltete er in den Rückwärtsgang und fuhr mit Vollgas rückwärts die Straße hinunter, die Reifen brannten sich richtig in die unbefestigte Straße, und schwarze Rauchwolken stiegen von ihnen auf. Er fuhr in Schlangenlinien und kollidierte immer wieder mit irgendwas. Er riß Rinde von Baumstümpfen, zerschmetterte ein Rücklicht, verlor um ein Haar eine Stoßstange. Aber er hatte offensichtlich ein gutes Ortsgedächtnis und ein gutes Auge für Details – er war vorher an einem kaputten Zaungatter vorbeigekommen, hinter dem kaum erkennbar eine kleine Nebenstraße durch ein Zuckerrohrfeld führte, und daran schien er sich jetzt zu erinnern. Er trat auf die Bremse, machte mehr schleudernd als fahrend einen wilden Halbkreis und donnerte dann durch das geschlossene Tor – Torpfosten, Stacheldraht und was da sonst noch war.
    Ich rannte den Hang auf der anderen Straßenseite hoch, durch ein Pinienwäldchen, durch ein kleines Flußbett, daß das Wasser nur so spritzte, und erreichte genau in dem Augenblick den Anfang des Zuckerrohrfeldes, als der TransAm um die Kurve geflogen kam, einen Kotflügel an einem geparkten Traktor demolierte

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