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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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heim und behandelt dich wie einen Clown. Das solltest du dir mal hinter die Ohren schreiben, Loot.«
    »Wie wär’s, wenn du dir den Sermon für ein größeres Publikum sparst, Lyle?«
    »War nur meine ganz persönliche Meinung«, sagte er und zuckte mit den Schultern. Dann winkte er dem Mann zu, der sich Vic Benson nannte und der jetzt einen Haufen vertrockneter Bananenstauden in ein offenes Feuer an der Ziegelmauer am hinteren Ende des Anwesens warf. Vor den schwarzen Rauchwolken und den zischenden Funken sah seine Silhouette aus wie die eines Zinnsoldaten. Dann kam er in unsere Richtung, trat aus dem Schatten. Seine Augen hatten rote Ränder und blickten unverwandt in meine, und das verrunzelte Gesicht sah so unwirklich aus wie der Gummi eines Luftballons, den man um eine Faust gewickelt hat.
    Ich vermied es ihn anzusehen, während die schwarze Frau uns Erbsen, dirty rice und Schweinekoteletts vom Grill auf Tellern servierte. Aber ich konnte ihn riechen, die Mischung aus Terpentin, Tabak und Schweiß, der an der Luft getrocknet war.
    Weil ein Teil seiner Lippen chirurgisch entfernt worden war, sah man in seinen Mund, wenn er kaute. Er reichte über den Tisch, um sich ein zweites Kotelett zu nehmen, und ein paar der schwarzen Haare auf seinem Arm streiften den Rand meines Eisteeglases.
    »Macht’s Ihnen was aus, wenn ich esse?« fragte er.
    »Nein, gar nicht«, sagte ich.
    »Hab’ welche gesehen, die waren noch viel schlimmer dran als ich. Im Militärkrankenhaus«, sagte er. »Die mußten ihr Essen aus Zahnpastatuben zu sich nehmen.«
    Er trank aus seinem Glas. Der Eistee gluckerte über seine Zähne. Seine gespreizten Finger sahen wie knorrige Pflanzenknollen aus, die jemand in den Ofen gesteckt hatte.
    »Jemand ist mit einer Klaviersaite über Weldon Sonnier hergefallen und hat versucht, ihn einen Kopf kürzer zu machen«, sagte ich. »Sie wissen nicht zufällig was darüber, Vic?«
    »Worüber?«
    »Sie haben mich wohl verstanden.«
    »Klaviersaite? Das ist gut. Als ich Sie das letztemal gesehen habe, haben Sie mich gefragt, ob ich irgendwelchen Leuten in die Fenster gestarrt habe. Vielleicht haben Sie einen Dachschaden oder so was.«
    Das schwarze Hausmädchen hatte den Kopfhörer eines Walkman aufgesetzt und staubte die Terrassenmöbel ab, indem sie mit einem Geschirrtuch daraufschlug, eine Hand fest in die Hüfte gestemmt, während sie zu einer Musik wackelte, die nur sie hören konnte. Vic schob sich ein Stück Fleisch mit dem Daumen wieder in den Mund und studierte eingehend ihre üppigen Kurven.
    »Ich habe mich mit dem Mann unterhalten, der das Asyl der Heilsarmee in Lafayette leitet«, sagte ich. »Er hat mir erzählt, wie Sie Lyle mal im Fernsehen gesehen haben und daraufhin erwähnten, wieviel Spaß es Ihnen machen würde, ihm Säure in den Hals zu kippen.«
    Lyles Gabel verhielt einen Augenblick über seinem Teller, dann setzte er mit schiefem Blick seine Mahlzeit fort.
    »Die Worte eines Besoffenen sind genausoviel wert wie Pferdepisse auf einem Stein«, sagte Vic.
    »Er sagt auch, Sie hätten einem Kind eine brennende Zigarette ins Gesicht geschnippt.«
    »Da kann ich nur sagen, mir war nicht bekannt, daß es ihm ansteht, zu sagen, was ich in meinem Leben alles getan und nicht getan habe.«
    »Eins ist mal sicher, Vic. Wo immer Sie waren, da erinnern sich die Leute dran«, sagte ich.
    »Nimm doch mal ’n bißchen den Fuß vom Gas, Dave«, sagte Lyle.
    »Mir ist das egal«, sagte Vic. »Ein Kerl wie ich sorgt dafür, daß hundert wie der Arbeit haben. Und das weiß er auch genau.«
    »Daß Sie sich da mal nicht täuschen, Kollege«, sagte ich. »Arbeit werden Sie für mich erst, wenn ich einen Haftbefehl gegen Sie in der Hand habe. Jetzt im Augenblick kann ich leider nicht beweisen, daß Sie versucht haben, Ihrem Sohn mit einer Klaviersaite den Kopf abzuschneiden. Was bedeutet, daß Ihre Tage in freier Wildbahn noch nicht gezählt sind. Ich an Ihrer Stelle würde diese glückliche Fügung des Schicksals ausnutzen und mein Leben grundlegend ändern. Change ta vie, t’connais que je veux dire? «
    »Mir reicht’s. Wo ist denn der Tabak abgeblieben?« sagte er und schob den Teller mit dem Handballen weg.
    »Ich glaube, ich hab’ ihn auf die Mauer gelegt. Bleib, wo du bist. Ich hol’ ihn«, sagte Lyle, erhob sich von seinem Stuhl und ging über den Rasen.
    Vic Benson starrte mir voll ins Gesicht. Seine dünne Nase war hakenförmig, wie der Schnabel eines Falken.
    »Wie’s aussieht, sind Sie

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