Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
angerichtet, einen professionellen Barmixer angeheuert, für Musik auf der Terrasse gesorgt und Körbe voller Petunien an die Eisengeländer der Veranda im oberen Stockwerk gehängt. Der Rasen war frisch gemäht, und die Luft war erfüllt vom Geruch des Grases und des Rauchs, der unter dem Eisenkessel auf dem Steingrill von dem Holzfeuer emporquoll.
    Seine cremefarbene Hose war frisch gebügelt, die braunen Slipper blank gewienert. Dazu trug er ein Hawaiihemd über dem Gürtel. Sein Haar war naß zurückgekämmt, und seine Wangen leuchteten noch von einer frischen Rasur. Ein strahlendes Lächeln stand auf seinem Gesicht, als er uns an der Seite des Hauses im Garten begrüßte, unsere Hände schüttelte und uns auf die Terrasse geleitete, wo Weldon, dessen Frau Bama, Drew und mehrere Leute, die ich nicht kannte, sich um den Tisch mit den Getränken gruppiert hatten. Seine Ehrerbietigkeit, das unablässige Lächeln, das nervöse Flackern in Lyles Augen machten auf mich fast den Eindruck, als versuche er alle Bestandteile seines Lebens vor der Kamera neu anzuordnen und zu arrangieren, um den Augenblick im Standbild festzuhalten und die Mängel der Vergangenheit auszumerzen, namentlich eine Kindheit, die er nie würde akzeptieren können – die letztlich niemand, der Vergleichbares durchleben mußte, würde akzeptieren können.
    Aber Vic Benson sah ich nicht, und während wir Pappteller mit kalten Shrimps und frittiertem Crawfish beluden und uns alle Mühe gaben, gute Gäste zu sein, als wäre es nicht eine Gewalttat gewesen, die uns alle hier zusammengeführt hatte, wanderte mein Blick immer wieder zu dem Apartment über der Garage, wo er wohnte. Clemmie, das schwarze Hausmädchen, die in St. Gabriel gesessen hatte, wuchtete einen Waschbottich mit lebendigen Bluepoint-Krabben hoch und kippte den ganzen rasselnden Haufen in den Kessel auf der Feuerstelle.
    »Hmm, das riecht vielleicht gut«, sagte Bama. Ihr aschblondes Haar lag üppig aufgebürstet auf den Schultern, und sie trug ein gelbes Sommerkleid, goldene Ohrringe und an einer Kette ein winziges goldenes Kreuz um den Hals. Ich hatte noch nie einen Menschen mit einer so weißen Haut gesehen. Man konnte die kleinen blauen Äderchen sehen, als ob sie jemand mit einem feinen Pinsel aufgemalt hätte.
    »Freut mich echt, daß ihr’s einrichten konntet zu kommen«, sagte Weldon. Er hatte auf seinem Teller bereits eine Zigarette ausgedrückt und trank ein Bier aus der Flasche. Auch er warf immer wieder verstohlene Blicke zu dem Apartment über der Garage. »Ich find’s auch schön, daß ihr Batist mitgebracht habt. Wie’s ausschaut, versucht er sich mit Clemmie anzufreunden. Will bloß hoffen, daß sie ihm nicht mit einem Rasiermesser zu Leibe rückt.«
    »Lyle ist sehr gut zu Farbigen«, sagte Bama.
    »Lyle kennt Batist schon, seit er noch ein kleiner Dreikäsehoch war«, sagte Weldon.
    »Ich meinte eigentlich, was Lyle für diese Frau getan hat, Weldon.«
    »Oh.«
    Sie drehte sich zu mir. Ihr Gesicht war so klein wie das eines Kindes. Bevor sie sprach, zog sich ihr Mund zu einem kleinen roten Knopf zusammen. In ihren Augen war ein friedvolles, heiteres blaues Leuchten, und ich fragte mich, wie viele Downer sie noch vor ihrem ersten Drink eingeworfen hatte.
    »Was meinen Bruder angeht, da ist Weldon übermäßig empfindlich«, sagte sie.
    »Dave regt sich ein bißchen über Bobbys politische Ansichten auf«, sagte Weldon.
    »Ich teile nicht alle Ansichten, für die mein Bruder steht, aber ich verleugne ihn auch nicht«, sagte sie.
    »Ich verstehe«, sagte ich.
    »Er hat viele gute Eigenschaften, von denen die Presse nichts weiß oder die nicht in ihrem Interesse zu sein scheinen.«
    Weldon ließ betont beiläufig einen auf einen Zahnstocher gespießten Shrimp zwischen seinen Fingern kreisen.
    »Tatsächlich hat Bobby heute Geburtstag«, fuhr sie fort. »Wir müssen ein bißchen früher los und ihm kurz bei der Versammlung sein Geschenk vorbeibringen.«
    »Bama ...«, fing Weldon an.
    »Das dauert nur ein paar Minuten. Du kannst ja im Wagen bleiben«, sagte sie zu ihm.
    Er verzog das Gesicht und schaute weg in die Schatten. Unmittelbar danach kam Clemmie an unserem Tisch vorbei.
    »Sei doch so lieb und geh hoch und bitte Vic, zu uns runterzukommen, ja, Clemmie?« sagte Lyle.
    Sie machte sich daran, Pappteller vom Glastisch zu räumen, als ob sie ihn nicht gehört hätte. Unter ihrer grau-weißen Uniform zeichneten sich ihre Brüste wie Wassermelonen ab.
    »Clemmie,

Weitere Kostenlose Bücher