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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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angucke. Ich mußte ihr versprechen, daß ich’s dir nicht sage.«
    »Es ist nichts Schlechtes, so etwas weiterzuerzählen, Alf.«
    »Dave? Ist Bootsie wieder krank?«
    »Nun, vielleicht müssen wir ihr wieder eine andere Medizin geben. Aber das ist alles.«
    »Das ist alles?«
    »Das kommt schon alles wieder in Ordnung, Kleines. Laß mich kurz hier fertigmachen, und dann holen wir Boots und gehen zu Mulate’s Krebse essen.«
    Sie nickte wortlos. Ich hob sie hoch, und sie schlang mir die Beine um die Hüften. Tripod wuselte in wilden Kreisen vor meinen Füßen, und die Kette rasselte auf dem Holz.
    »Hey, komm, wir kaufen dir heute ein paar neue Malbücher«, sagte ich.
    »Ich bin zu alt für Malbücher.«
    Ich drückte sie an mich und blickte über ihren Kopf hinweg zum Haus, über dem ein dunkler Schatten lag. Einen Augenblick lang meinte ich, daß der Puls in meinem Hals so heftig schlug, als wolle er herausspringen – wie eine kaputte Uhr, der die Zeit davonläuft.
    Ganz gelang es mir dann doch nicht, das Wochenende von den Sonniers freizuhalten. Es war nachmittags, und wir waren gerade in einem heftigen Platzregen von Mulate’s zurückgefahren. Das Telefon klingelte, als wir von meinem Pickup durch die Pecanbäume hindurch auf die Veranda rannten, um ins Trockene zu kommen. Ich nahm in der Küche den Hörer ab und wischte mir gleichzeitig mit dem Handrücken das Regenwasser aus den Augen.
    »Ich dachte mir, ich melde mich besser noch mal bei dir, bevor wir die Stadt verlassen«, sagte die Stimme.
    »Weldon?«
    »Yeah. Bama und ich wollen ihre Mutter in Baton Rouge besuchen. Wir werden wohl so ’ne Woche weg sein. Ich dachte mir, vielleicht sag’ ich dir das besser.«
    »Warum?«
    »Was soll das heißen, ›warum‹? So was tut man doch, wenn man Gegenstand polizeilicher Ermittlungen ist, oder? Stimmt’s etwa nicht? Man hält die Behörden auf dem laufenden, oder sagt man das nicht so?«
    »Gestern warst du alles andere als kooperativ, Weldon. Ich habe da so ein Gefühl, daß du mir was verschweigst. Irgendwie habe ich so meine Zweifel an deiner Aufrichtigkeit.«
    »Mir scheint, daß ich dich besser heute nicht belästigt hätte.«
    »Dein Bruder Lyle hat mir einen Besuch abgestattet. Er hat mir eine lange Geschichte über euren Vater erzählt.«
    »Lyle ist ein geborener Entertainer. Hast du gewußt, daß er in einer Zydeco-Band gespielt hat, bevor ihn der Blitz der Erleuchtung getroffen hat?«
    »Er hat gesagt, daß der Mann, den deine Frau gesehen hat, euer Vater war. Und er sagte noch, daß er denselben Mann in Baton Rouge unter den Zuschauern seiner Fernsehshow gesehen hat.«
    »Früher hat Lyle sich den Schädel so mit Chemie vollgepumpt, daß er heute noch in der Dunkelheit leuchtet. Er hat Halluzinationen.«
    »Hat Bama auch Halluzinationen?«
    »Du bist schwer auf dem Holzweg, Dave.«
    Ich verhielt einen Augenblick und blickte durch den Fliegenschutz hinaus in den Regen, der durch die Äste des Mimosenbaums in meinen Hinterhof fiel, bevor ich wieder etwas sagte.
    »An Lyles Story ist also nichts dran, ja?« fragte ich.
    »Da ist schon was dran. Aber halt nichts, was für dich von Interesse sein könnte. Die Wahrheit ist doch, daß Lyle einem Haufen erbarmungswürdiger Schwarzer und einfältiger Weißer, die jedes Wetterleuchten für ein Zeichen aus dem Buch der Offenbarungen halten, das Geld aus der Tasche zieht. Aber wenn die Kameras abgeschaltet werden und die Zuschauer nach Hause gehen, kriegt mein liebes Brüderchen Probleme mit seinem Gewissen. Und anstatt sich damit auseinanderzusetzen, ist er mittlerweile regelrecht besessen davon, daß der Alte von den Toten wiederauferstanden ist und sich unsere Seelen holen will.«
    »Wie lange bleibst du weg?«
    »Eine gute Woche.«
    »Gib mir doch kurz Adresse und Telefonnummer deiner Schwiegermutter.«
    Ich notierte sie mir.
    »Hast du von den Fußabdrücken am Bayou Gipsabdrücke machen lassen?« fragte er.
    »Unser Department schwimmt nicht gerade im Geld, Weldon. Außerdem sagen einem Gipsabdrücke für gewöhnlich nicht mehr, als daß der Verdächtige Schuhe getragen hat. Ich will dir mal was erklären. Man überschlägt sich hier nicht gerade wegen deinem Heckenschützen. Warum wohl, wirst du fragen. Weil’s einem ziemlich schwerfällt, sich um jemanden Sorgen zu machen, der sich aufführt wie die Unschuld vom Lande mit großen blauen Augen. Vielleicht denken wir ja, es ist deine Privatangelegenheit, wenn du dich von irgendeinem lausigen

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