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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Mietkiller umlegen lassen willst.«
    Ich sah im Geiste fast, wie sich seine Hand in den Hörer krallte.
    »Was soll das heißen – ›lausiger Mietkiller‹?« sagte er.
    »Die Menschen hier in der Gegend beschränken sich für gewöhnlich darauf, ihre Freunde und Verwandten umzubringen. Und der Ort dafür ist meistens das Schlafzimmer oder eine Bar. Wenn also hier jemand aus großer Entfernung auf einen Menschen schießt, wahrscheinlich mit einem Zielfernrohr, und es dazu noch fertigbringt, sich auf die Lauer zu legen und wieder zu verschwinden, ohne daß ihn jemand sieht, gehe ich davon aus, daß wir es mit einem Profi zu tun haben. Da ist noch was, das ich dir nicht gesagt hab’. Unser Fingerabdruckspezialist hat auf der Patronenhülse auch nicht die Spur eines Abdrucks gefunden. Was höchstwahrscheinlich bedeutet, daß der Schütze jede Patrone abgewischt hat, bevor er das Gewehr geladen hat. Das klingt für mich sehr nach Profi.«
    »Du bis ein ziemlich smarter Cop.«
    Darauf gab ich keine Antwort. Statt dessen wartete ich darauf, daß er wieder etwas sagte. Aber auch er schwieg.
    »Mehr hast du mir nicht zu sagen?« sagte ich.
    »Das ist eine Geschichte, in der viele Leute drinhängen. Du kämst nie darauf.«
    »Wenn Menschen in Schwierigkeiten geraten, geht’s um Geld, Sex oder Macht. Immer. Das ist nichts Neues.«
    »Diesmal schon. Ziemlich harter Brocken.«
    Wieder wartete ich darauf, daß er weiterredete, aber vergeblich.
    »Und weiter?« sagte ich.
    »Das ist alles, was ich im Augenblick zu sagen hab’. Nur noch, daß ich nicht ins Gefängnis gehe und auch nicht vorhab’, mich von irgendeinem Penner umlegen zu lassen. Und wenn das jemand nicht paßt oder einer darüber noch Genaueres wissen will, dann soll der sich ’nen Finger in den Arsch stecken und sich draufsetzen. Wie klingt das?«
    »Wer hat hier von Gefängnis geredet?«
    »Niemand.«
    »Ah ja. Ich verstehe. Nun, ich wünsche dir eine angenehme Reise nach Baton Rouge. Aber halt, bevor du auflegst, da ist noch was. Wie schlimm war das, was du und Lyle jemand zugefügt habt, der eurem Vater sehr nahestand?«
    »Was? Was hast du da gesagt?«
    »Du hast mich wohl verstanden.«
    »Das habe ich allerdings. Jetzt hör mir mal gut zu, Dave. Laß deine Finger von meiner verdammten Familiengeschichte. Das hat nichts mit der Sache hier zu tun. Hast du das begriffen? Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Ruf mich wieder an, wenn du mir wirklich was zu sagen hast, Weldon«, sagte ich und legte sacht den Hörer wieder auf die Gabel. Ich nahm an, daß es jetzt doch ganz schön in ihm rumorte. Aber Weldon war einer jener Menschen, für die die Kirche erst interessant wurde, wenn man ihnen den Zutritt dazu versperrt hatte.
    Am Sonntag abend regnete es wieder, und Bootsie, Alafair und ich fuhren nach New Iberia, wo wir in Del’s auf der East Main zu Abend aßen und anschließend ins Kino gingen. Später am Abend hörte es auf zu regnen, und der Mond erschien über den frischgepflügten Zuckerrohrfeldern an einem Himmel, der wie verwaschene schwarze Tinte aussah. Ich war rastlos und konnte mich weder auf das Buch, das ich gerade las, konzentrieren noch auf den Film, den Bootsie sich im Fernsehen ansah. Ich sagte Bootsie, daß ich noch mal in die Stadt müßte, um einige überfällige Rechnungen bei der Post einzuwerfen. Dann fuhr ich hinaus zu Weldon.
    Warum? Das kann ich wirklich nicht sagen – nur daß ich irgendwie den Verdacht hegte, daß er in etwas verwickelt war, das weit über den kleinen Bereich des Iberia Parish hinausging. Über die Jahre hinweg hatte ich es miterleben müssen, wie finstere Gestalten aller Schattierungen ihren Einzug in South Louisiana hielten: die Öl- und Chemiekonzerne, die die Sumpfgebiete trockenlegten und vergifteten; die Immobilienhaie, die Zuckerrohrfelder und Pecanwäldchen in endlose Schläuche von anonymen Wohnhäusern und Einkaufszentren verwandelten, die so ästhetisch waren wie Kläranlagen; nicht zu vergessen die Mafia, die von New Orleans aus ihre Geschäfte führte und ihr Geld mit Prostitution, Spielautomaten und später Drogen machte und mindestens zwei große Gewerkschaften kontrollierte.
    Es war wie eine Treibjagd im Wildreservat. Eine große Zahl der Menschen in dem Gebiet, in das sie eindrangen, waren arm und kaum des Lesens und Schreibens mächtig. Viele hier konnten überhaupt kein Englisch, und die einheimischen Politiker waren traditionell unfähig oder korrupt. Die Eindringlinge rissen sich gnadenlos und

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