Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Dave.«
»Fluck?«
»Genau. Vielleicht lag es an dem Namen. Wenn du dir ein Bild von Jewel Fluck machen willst, denk einfach an eine Hornisse, über die jemand grad heißes Wasser gekippt hat.«
»Und wieso hat so ein Typ kein Vorstrafenregister?«
»Hat er doch. In Mississippi. Ich glaube, er hat vier oder fünf Jahre in Parchman abgesessen.«
»Weswegen?«
»Er ist irgendeinem Farbigen, der da für ’nen Mindestlohn arbeitete, mit dem Messer ans Leder. Irgendwas in der Art. Hör zu, ich weiß über den Typen Bescheid, weil er mal einen Kautionsflüchtling bei sich versteckt hat, hinter dem ich her war. Dieser Typ war in der AB. Und Fluck soll es auch sein.«
»Der Aryan Brotherhood ?«
»In den Gefängnissen ohne Rassentrennung wachsen die wie Schimmelpilz. Früher dachte ich immer, daß es die Black Muslims wären, vor denen wir uns in acht nehmen müßten. Aber das ist der echte Bodensatz – psychopathische weiße Prollos, die darüber hinaus noch politische Fanatiker sind. Hitler hätte seine helle Freude an ihnen gehabt.«
Er gab dem Barkeeper ein Zeichen, ihm noch ein Bier zu bringen.
»Stimmt was mit deinen Austern nicht?« sagte er.
»Ich versuche nur draufzukommen, was so ein Typ mit Weldon Sonnier zu tun haben könnte«, sagte ich.
»Vielleicht war’s ja nur ein mißglückter Raubzug, Dave. Vielleicht ist das alles gar nicht so kompliziert.«
»Du hast nicht gesehen, wie’s in dem Haus drinnen aussah. Die haben sich wirklich angestrengt. Die haben was ganz Bestimmtes gesucht.«
»Vielleicht hat dieser Sonnier irgendwo ’ne Ladung Koks gebunkert. Wir leben in seltsamen Zeiten. Kokaingeld ist immer ’ne große Versuchung, ’ne Menge ehrbare Bürger sind da schon auf den Geschmack gekommen.«
»Könnte sein. Wann ist dir Fluck das letztemal über den Weg gelaufen?«
»Ist ungefähr ein Jahr her. Ich glaub’ nicht, daß er in der Stadt ist. Aber ich hör’ mich mal um. Weißt du, Dave, nach dem, was du mir da so erzählst, kommt’s mir so vor, als ob dieser Sonnier mächtig in der Scheiße steckt. Und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß er einer von diesen feinen Schwanzlutschern ist, für die Cops ungefähr den gleichen Status haben wie die Leute, die ihnen den Rasen mähen. Vielleicht ist’s einfach mal an der Zeit, daß so einer auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird.«
»Sir, wir wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ihre Ausdrucksweise mäßigen könnten«, sagte der Barkeeper.
»Was?« sagte Clete.
»Ihre Ausdrucksweise.«
»Was ist mit meiner Ausdrucksweise?«
»Alles okay hier«, sagte ich zum Barkeeper. Er nickte und entfernte sich hinter der Theke ein paar Meter von uns, wo er dann begann, einen Drink zu mixen. Clete starrte ihm immer noch hinterher.
»Hat Fluck noch Familie in New Orleans?« fragte ich.
»Keine Ahnung«, antwortete er und wandte seinen Blick wieder zu mir. »Seine Mutter wünscht vermutlich, sie hätten ihn in den Abfalleimer geschmissen und die Nachgeburt aufgezogen. Aber vergessen wir mal Fluck. Mir ist da grad so ein Gedanke gekommen, ’ne flüchtige Erinnerung. Der Kerl mit dem Stemmeisen, dieser Eddy, beschreib mir den doch noch mal genau.«
»Er hat einen riesigen Schädel und ein grobknochiges Gesicht. Ein Gesicht von der Sorte, wo man sich die Fäuste daran kaputtschlägt.«
»War er tätowiert?«
»Das weiß ich nicht mehr.«
»Ein rotgelber Tiger auf dem rechten Arm?«
Ich versuchte es mir noch einmal vorzustellen, aber das einzige Bild, auf das ich Zugriff hatte, zeigte nur das knochige Gesicht und die ausgeprägte Muskulatur unter dem T-Shirt.
»Gut möglich, daß ich ihn nicht mal bei einer Gegenüberstellung hundertprozentig rauspicken könnte«, sagte ich.
»Da gibt’s so einen Typen in der Stadt, der hat ’nen Schädel wie ’n Kürbis. Er heißt Raintree aus Baton Rouge. Den Vornamen weiß ich nicht.«
»Weiter.«
»Ich hab’ einen Vertrag mit dem Yachtclub. Manchmal stell’ ich Nachforschungen an über den Background von den Leuten, die gerne Mitglied werden möchten. Das soll dazu dienen, unerwünschtes Pack fernzuhalten, womit natürlich unsere Freunde aus Südamerika gemeint sind. So Clubs sind bei denen heute sehr angesagt. Aber ich kümmere mich auch drum, daß bei Tanzveranstaltungen, Empfängen, Wahlkampfpartys der Republikaner und sonstigem Scheiß alles reibungslos läuft. Und da war ein Abend, da hat Bobby Earl da draußen eine große Gala abgehalten. Höchst förmlich, höchst
Weitere Kostenlose Bücher