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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Mississippi, für die es das größte ist, den Nachtwächter im Supermarkt zu spielen. Abzüglich aller Unkosten bleiben mir ungefähr fünfhundert Dollar die Woche. Das ist okay. Jedenfalls besser, als eine Bar für die Spaghettis zu führen.«
    »Klingt nicht schlecht.«
    Er nahm sich eine Camel, hielt sie einen Moment in seiner großen Hand und legte sie dann wieder auf die Schreibtischunterlage. Dann steckte er sich ein Stück Kaugummi in den Mund. Seine Augen funkelten fröhlich, während er kaute.
    »Die Scheiße ist nur, daß das meiste davon ziemlich öde ist«, sagte er. »Laufarbeit für Anwälte, so Zeug halt. Kein Vergleich mit den alten Tagen bei der Mordkommission, wo wir das ganze Gesocks Mores gelehrt haben. Weißt du noch, wie ...«
    »Nein, ich weiß es nicht mehr, Clete.«
    »Ach, Dave, jetzt hab’ dich nicht so. Da ging doch noch richtig die Post ab. Du bist voll drauf abgefahren, Alter. Gib’s doch zu.« Die ganze Zeit über lag ein breites Grinsen auf seinem Gesicht, und die Zähne klackten, während er den Kaugummi bearbeitete.
    »Warum die Knarre?«
    »Hin und wieder wird’s schon noch ganz interessant. Ich mache für ein paar Kautionsagenturen Jagd auf verirrte Schäfchen. Du weißt schon, die üblichen Kautionsflüchtlinge, Zuhälter, kleine Dealer, so dieses Kaliber. Die Crème de la Crème. Die Stadt hier ist echt reif für den großen Kammerjäger. Echt, New Orleans geht völlig vor die Hunde. Das ganze Ungeziefer ist aus den Löchern gekrochen.«
    Ich sah auf die Uhr.
    »Machst du dir Sorgen, daß deine Parkuhr abläuft?« sagte er.
    »Tut mir leid. Ich muß bloß heute nachmittag wieder in New Iberia sein.«
    »Wie steht’s bei dir zu Haus?«
    »Okay. Gut.«
    Das Lächeln verschwand aus seinem Blick. Ich wandte den Kopf zur Seite.
    Er spreizte die Finger auf der Schreibtischunterlage. Seine Hände waren so groß wie Bratpfannen.
    »Hat Bootsie wieder eine Krise?« sagte er.
    »Ja.«
    »Schlimm?«
    »Das kann man nie genau sagen. An einem Tag ist alles gut und wunderbar. Und am nächsten sind die Ungeheuer von der Leine.«
    Er nahm den Kaugummi aus dem Mund und warf ihn in den Papierkorb. Er holte tief Luft durch die Nase.
    »Komm, gehen wir rüber zum Pearl und ziehen uns ein paar Austern rein«, sagte er. »Dabei können wir uns dann über die drei Arschgesichter unterhalten, hinter denen du her bist.«
    »Ich bin grad ein bißchen knapp bei Kasse.«
    »Die lassen mich anschreiben. Ich werd’s zwar ohnehin nie zahlen, aber dazu sind so Deckel ja da. Laß uns rausgehen in diesen wunderschönen Tag.«
    Wir gingen die Bourbon Street hinunter, die sich jetzt mehr und mehr mit Touristen füllte, vorbei an den T-Shirt-Läden, Jazzclubs und Stripteaselokalen, die nackte Tänzerinnen und französische Orgien verhießen, bis zur Kreuzung St. Charles Street und Canal Street, wo wir das Pearl betraten und an dem langen Tresen Platz nahmen, der das ganze Lokal durchlief. Auf den Tischen waren Decken im Karomuster, an der Decke schwirrten hölzerne Ventilatoren, und drei schwarze Männer in Schürzen waren emsig damit beschäftigt, über den Eisbehältern hinter der Theke frische Austern aufzuknacken. Wir bestellten zwei Dutzend, ein Glas Eistee für mich und für Clete noch einen kleinen Krug mit Bier vom Faß.
    »Jetzt erzähl mir alles noch mal von vorne«, sagte er.
    Ich rekapitulierte noch einmal alle Einzelheiten, den Mord an Garrett, die Schießerei, die Beschreibung der drei Eindringlinge, die Namen, bei denen sie sich gerufen hatten, während mein Blut mir in den Ohren gerauscht hatte wie Meeresbrandung.
    Clete sagte kein Wort. Seine grünen Augen blickten gedankenverloren unter dem Porkpie-Hut hervor, während er Zitrone und Tabasco auf seine Austern gab.
    »Dieser Typ namens Eddy und der andere, der mit dem ganzen Metall im Mund, die sagen mir nichts«, sagte er. »Aber dieser Abgebrochene, den sie Jewel nannten, der klingt mir doch verdammt nach einem Typen von hier, den ich von früher kenne. Hab’ ihn zwar schon eine Weile nicht mehr gesehen, aber es könnte sich um Jewel Fluck handeln. Könnte hinkommen.«
    »Was?«
    »Du hast richtig gehört. Der heißt so. Seine Familie stammt aus Deutschland, er selbst ist im Irish Channel aufgewachsen. Hat sich draußen auf der Rennbahn als Jockey versucht, aber er war zu schwer. Er hat dann als Stallbursche dort gearbeitet, bis sie ihn dabei erwischt haben, wie er ein Pferd gedopt hat. Das ist ’ne fiese kleine Ratte,

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