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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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lockerließ, offen feindselig. Sie behauptete, ihr Mann hätte in absehbarer Zukunft keine Zeit, sich mit Sayre zu treffen.
    Erst im vierten Anlauf schaffte sie es, Mrs. Foster zu einem Gespräch zu überreden.
    Sie rührte in ihrem Eistee. Er war so kräftig gezuckert, dass er schon Schlieren zog. »Ich wollte mit Ihnen über die Verhandlung gegen meinen Bruder Chris sprechen. Sie waren damals Geschworene, nicht wahr?«
    Plötzlich wirkte Loretta Fosters Lächeln angestrengt. »Das stimmt. Das erste und einzige Mal, dass ich berufen wurde, dabei habe ich schon immer in diesem Parish gelebt. Wieso interessieren Sie sich dafür?«
    Die Erklärung dafür richtig zu verkaufen war das kniffligste Problem. »Ich habe das Gefühl, meinen Bruder im Stich gelassen zu haben, weil ich während der Verhandlung nicht für ihn da war. Ich bereue, dass ich damals nicht nach Destiny heimgekommen bin, um ihn moralisch zu unterstützen. Ich hatte gehofft, mit einigen Leuten sprechen zu können, die damals dabei waren, um besser zu verstehen, was sich abgespielt hat.«
    Ganz so leicht ließ sich Mrs. Foster nicht einwickeln. »Wie meinen Sie das? Damals hat sich nichts abgespielt. Wir kamen nur nicht zu einer einstimmigen Entscheidung, das war alles. Die Jury war gespalten.«
    »Wie haben Sie damals abgestimmt, Mrs. Foster?«
    Sie stand vom Tisch auf und trat an den Herd. Dort hob sie den Deckel vom Topf und rührte kurz in der köchelnden Masse. »Ich wüsste nicht, wen das noch interessiert. Ihr Bruder wurde freigesprochen.«
    »Glauben Sie, dass er unschuldig war?«
    Sie setzte den Deckel ein wenig zu geräuschvoll auf den Topf und drehte sich wieder zu Sayre um. »Und wenn?«
    »Dann wäre ich Ihnen zu Dank verpflichtet.« Sayre schenkte ihr ein hoffentlich überzeugendes Lächeln. »Ich bin sicher, dass mein Vater und mein Bruder ihre Dankbarkeit gezeigt haben.«
    Mrs. Foster kehrte zu ihrem Stuhl gegenüber Sayres zurück und betrachtete sie aufmerksam, während sie an ihrem Tee nippte. »Nach der Verhandlung sind sie zu uns gekommen und haben uns die Hände geschüttelt. Abgesehen davon wüsste ich nicht, von welcher Dankbarkeit Sie reden.«
    Sayre blickte ins Wohnzimmer hinüber. Es war aufgeräumt, aber die Möbel waren alt und zerschlissen. Gehäkelte Sesselschoner bedeckten die durchgewetzten Stellen an den Polsterbezügen. Die Tapete war verblichen, und der Teppich, um den sich Mrs. Foster so sorgte, war längst von zahllosen Flecken übersät.
    Der Fernseher dagegen war brandneu, topmodern und bei weitem das Teuerste im Raum. Er passte absolut nicht zum Rest des Dekors, das sich in einem Kruzifix hinter dem zerschlissenen Sofa und einem Keramikpanther mit grünen Glasaugen auf dem Couchtisch erschöpfte.
    Sayre hatte schon mehrere Fernsehzimmer und Salons um ähnliche Riesenbildschirme herum eingerichtet und wusste daher, was so ein Gerät kostete. Es überstieg das Budget der Witwe bei weitem.
    Seit ihrer Ankunft hatte sich Mrs. Fosters Sohn nicht von seinem Platz vor dem Riesenfernseher wegbewegt. Er saß immer noch im Schneidersitz auf dem Boden, knabberte Chips und trank Orangensaft dazu, während er gebannt dem Geschehen auf dem Bildschirm folgte. Zufrieden.
    Sayre drehte sich wieder um und sah Loretta Foster in die Augen. Anfangs blieb die Miene der Frau abweisend. Doch als Sayre ihren Blick nicht abwenden wollte, wurde sie zunehmend nervös. Schließlich sah sie beschämt weg.
    »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden«, sagte sie. »Ich muss meinem Jungen das Abendessen kochen. Er bekommt einen Wutanfall, wenn es nicht fertig ist, bevor das Glücksrad beginnt. Er isst so gern, während die Sendung läuft. Fragen Sie mich nicht, warum, denn eigentlich hat er es nicht mit den Buchstaben.«
    Dann appellierte sie halb flehend und halb trotzig an Sayre: »Wie gesagt, er ist nicht ganz richtig im Kopf. Das war er nie. Er ist ganz und gar auf mich angewiesen. Ich bin alles, was er auf der Welt hat, und wenn ich mal nicht mehr sein sollte … Also, ich muss doch dafür sorgen, dass sich jemand um ihn kümmert, oder etwa nicht?«

Kapitel 20
    Red Harper klopfte vorsichtig an und streckte dann den Kopf in Huffs Fernsehzimmer. »Selma hat gesagt, ich könnte reinkommen.«
    »Ich habe Sie erwartet. Nehmen Sie sich was zu trinken.«
    »Mach ich gern.« Er schenkte sich einen Bourbon mit Soda ein und trug ihn zum Sofa, wo er sich niederließ und den Uniformhut über ein Knie hängte. Huff erhob prostend sein Glas, und

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