Weißglut
diesem Quatsch aufhören.«
»Ich muss dir leider Recht geben, Huff«, pflichtete Beck bei.
»Ich verstehe nicht, was plötzlich mit Red los ist«, beschwerte sich Chris. »Beide Male, die er mich zu sich bestellt hatte, hat er Scott die Zügel überlassen. Ich musste wie ein begossener Pudel dasitzen und mich von diesem Idioten anpinkeln lassen, ohne dass Red auch nur einen Piep gesagt hätte. Ist er auf mehr Geld aus? Wenn ja, dann sollten wir ein paar Scheine rüberreichen, damit die Sache ein Ende hat. Entweder das, oder wir werden aktiv und übernehmen selbst die Ermittlungen.«
»Ermittlungen?« Huff sah von Chris auf Beck. »Wovon redet er?«
»Chris glaubt, dass jemand Danny umgebracht hat und es so aussehen ließ, als wäre Chris der Täter.«
»Jemand will mich ans Messer liefern, Huff.«
Huff rutschte in seinem Sessel herum, um eine bequemere Position zu finden. »Dich ans Messer liefern, wie? Und was hältst du von dieser Theorie, Beck?«
»Möglich wäre es. Du hast dir im Lauf der Jahre einige mächtige Feinde gemacht. Ich nehme an, wenn dich jemand dort treffen wollte, wo es dir wirklich wehtut, würde er sich eines deiner Kinder vornehmen. Und wenn das andere Kind dafür beschuldigt wird, hätte er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.«
»Irgendwelche Ideen, wer das sein könnte?«
»Slap Watkins«, verkündete Chris sofort.
Huff sah ihn sekundenlang an, dann erklang ein Lachen aus den Tiefen seiner Brust. »Slap Watkins? Der ist doch zu blöd, um ungestraft einen Maikäfer zu erschlagen.«
»Glaub mir, Huff. Der Typ macht nichts als Ärger.«
»Natürlich tut er das. Alle Watkins’ sind Kretins. Aber dass sie Mörder sein sollen, ist mir neu.«
»Sie sind Kämpfer. Sie sind brutal. Nach drei Jahren im Staatsgefängnis hätte sich Slap zum Mörder weiterentwickelt haben können.« Chris rutschte vor, bis er auf der Sofakante balancierte. »Sobald er aus dem Gefängnis entlassen war – voll Hass auf die Welt, da bin ich sicher –, hat er sich um einen Job in der Gießerei beworben. Danny hat ihn abgewiesen. Slap wusste so gut wie jeder andere, dass wir viele Männer einstellen, die auf Bewährung entlassen wurden, weil die besonders billig sind. Der reiche Danny, der für alles stand, was Slap hasst und für sein Missgeschick verantwortlich macht, wies ihn ab. Nimm dazu die Rauferei, die wir uns vor drei Jahren mit ihm geliefert haben, und ich glaube, du hast ein gutes Motiv für einen Rachemord.«
Beck führte den Gedanken weiter. »Watkins könnte Danny beobachtet und auf eine Gelegenheit zum Zuschlagen gewartet haben. Am Sonntagnachmittag hätte er dann Danny zur Angelhütte folgen können.« Er breitete abschließend die Hände aus. »So weit die Hypothese.«
»Slap ist dumm genug, um den Köder zu vergessen, obwohl alles so aussehen sollte, als wäre Danny zum Angeln rausgefahren«, führte Chris weiter aus. »Und natürlich konnte er unmöglich von Dannys Abneigung gegen das Angeln wissen.«
Huff stand aus seinem Sessel auf und drehte eine Runde durch den Raum, wobei er sich mit dem Anblick seiner Besitztümer tröstete und sich an dem Geschmack des verbrennenden Tabaks auf seiner Zunge labte. Schließlich sagte er: »Na schön, das hört sich glaubhaft und schlüssig an, aber es ist trotzdem reine Spekulation. Du hast nichts, was deine Theorie belegen würde.«
»Wir haben Slap selbst«, widersprach Chris. »Er ist frecher als je zuvor. Hätte er sonst Sayre im Diner angesprochen? Schließlich hat er sie noch nie angebaggert. Und neulich abends hat er unsere gesamte Familie in den Schmutz gezogen. Beck ist Zeuge.«
Huff sah Beck an, der nickte. »Allerdings. Und nicht nur ich.«
»Was meint Red dazu?«
»Ich habe es nur einmal ihm gegenüber erwähnt«, sagte Beck.
»Er hat nicht angebissen«, kommentierte Chris sichtlich verärgert über die gleichgültige Reaktion des Sheriffs. »Meinst du nicht auch, dass er sich Watkins vorknöpfen sollte?«
»Das ist noch das Mindeste.« Huff schritt weiter zu einem Beistelltisch und klopfte die Asche von seiner Zigarette in den Aschenbecher. »Überlass Red nur mir.«
Ehe jemand noch etwas sagen konnte, klopfte Selma leise an und öffnete im nächsten Moment die Tür. »Gerade wurde ein Brief für Sie abgeliefert, Mr. Hoyle.«
Er bedeutete ihr, den Umschlag Beck zu geben. »Ich weiß nicht, was das sein könnte, aber macht es dir was aus, dich darum zu kümmern?«
»Natürlich nicht.«
Beck nahm Selma den Umschlag ab und
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