Weißglut
Und ich bin noch nicht fertig.« Beck verstummte und seufzte. »Außerdem hat sie gedroht, sich ans Justizministerium zu wenden. Sie will uns strafrechtlich verfolgen lassen.«
Huff leerte sein Glas und stellte es mit eckigen Bewegungen, die seinen Zorn verrieten, auf dem Beistelltisch ab.
»Damit wird sie nie im Leben durchkommen«, führte Beck aus. »Dazu müsste sie beweisen, dass wir wussten, wie leicht es zu einem Unfall kommen konnte, und das könnte nicht mal der schärfste Staatsanwalt.
Andererseits weiß ich von Firmen, die sich mit Anklagen herumschlagen mussten, sie hätten die Sicherheitsmaßnahmen vorsätzlich ignoriert und dadurch ihre Angestellten leichtfertig gefährdet. Langjährige Kunden sehen sich plötzlich nach neuen Lieferanten um. Angestellte vor allem aus dem mittleren Management kündigen, weil sie befürchten, auf einem sinkenden Schiff zu dienen.
Es kann Jahre dauern, bis so ein Fall vor Gericht kommt. Ein riesiger Konzern mit Milliardenumsätzen und einer Armada von Anwälten, die an der Sache arbeiten, kann so etwas wegstecken. Ein mittelständisches Unternehmen wie deines kaum.«
Huff schnaubte wütend. »Es braucht mehr als eine rotzfreche Schreckschraube mit großer Klappe, um Hoyle Enterprises in die Knie zu zwingen.«
»Normalerweise wäre ich deiner Meinung. Aber Alicia Paulik handelt nicht auf eigene Faust. Sie hat Charles Nielson beauftragt, die Klage einzureichen. Ich habe heute ein Fax von ihm bekommen. Ich will dir nichts vormachen, Huff, aber dein schlimmster Albtraum ist wahr geworden.«
»Wo ist das Fax?«
Beck klappte seinen Aktenkoffer auf und holte ein einzelnes Blatt Papier heraus. Er stand auf und reichte es Huff. »Vielleicht genehmige ich mir doch einen Schluck.«
Er verschwand ins Fernsehzimmer, schenkte sich einen Bourbon mit Soda ein, redete kurz mit Selma, die wissen wollte, ob er zum Essen bleiben würde, und kehrte dann in den Wintergarten zurück. Huff lagerte nicht mehr auf seiner Chaiselongue. Er marschierte vor dem Fenster auf und ab. Beck bemerkte, dass das Fax zusammengeknüllt auf dem Boden lag.
»Der Kerl pisst doch in den Wind. Unsere Arbeiter werden nicht streiken«, stellte Huff entschieden fest.
»Vielleicht doch.«
»O nein.«
»Wenn sie richtig angeführt werden …«
»Richtig angeführt, verflucht!«, dröhnte er. »Sie haben zu viel Angst um ihre …«
»Die Dinge haben sich in den letzten vierzig Jahren geändert, Huff«, fiel Beck ihm ins Wort. »Du kannst deine Geschäfte nicht mehr so führen wie damals, als du die Firma übernommen hast. Du kannst nicht mehr schalten und walten, wie es dir gefällt.«
»Sag mir, warum ich das verflucht noch mal nicht kann!«
»Weil Destiny kein Feudalstaat ohne Verbindungen zur Außenwelt ist. Die Regierung …«
»… hat verdammt noch mal kein Recht, mir zu erklären, wie ich meine Geschäfte zu führen habe.«
Beck lachte trocken. »Nun, die Bundesgesetze sagen etwas anderes. Das Umweltamt und die Arbeitssicherheitsbehörde haben uns schon im Visier. Jetzt kommt möglicherweise das Justizministerium dazu. Wahrscheinlich geilt sich Nielson daran auf.« Er rieb sich den Nacken und nahm dann einen Schluck Whisky. »Er hat die Gewerkschaften aufgestachelt, und die schicken uns …«
»Einen Haufen Strauchdiebe.«
»Anfang nächster Woche werden sie hier sein. Sie werden eine Mahnwache organisieren und unsere Arbeiter zum Streik auffordern, bis … na ja, du hast das Fax gelesen. Darin steht eine ganze Latte von Forderungen, und das sind noch längst nicht alle.«
Huff fuhr ungeduldig mit der Hand durch die Luft. »Unsere Angestellten werden nicht auf Agitatoren von außerhalb hören, vor allem wenn sie aus dem Norden kommen.«
»Und was ist, wenn es lauter Jungs aus dem Süden sind? Cajuns. Schwarze und Weiße. Nielson ist nicht so dumm, jemanden zu schicken, den man hier von vornherein ablehnen würde. Er wird Kerle aus unserer Gegend schicken, die so reden wie unsere Männer.«
»Ganz egal, woher sie kommen, unsere Arbeiter werden genauso sauer sein wie wir, dass Fremde sich einmischen.«
»Möglich. Hoffentlich. Aber Billys Unfall hat einiges ins Rollen gebracht, Huff. Du warst seither nicht mehr in der Gießerei. Die Stimmung ist miserabel und gleichzeitig geladen. Die Männer murren und meinen, der Unfall wäre nicht passiert, wenn wir die Maschinen regelmäßig warten und die Sicherheitsbestimmungen beachten würden.«
»Wie kam Paulik überhaupt dazu, das Band zu
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