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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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»Wann?«
    »Vor einer Stunde«, antwortete Red Harper.
    »Hat er irgendeine Erklärung vorgebracht?«
    »Genau da liegt das Problem. Das konnte er nicht.«
    »Okay, Red. Danke, dass Sie mir Bescheid gegeben haben. Ich melde mich wieder.«
    Er beendete das Gespräch und trat ins Haus. Die weite Eingangshalle lag still und dunkel da, als läge das ganze Haus im Schlummer.
    In Huffs Fernsehzimmer war niemand. Beck entdeckte den Hausherrn an dem Ort, an dem er ihn zuletzt vermutet hätte – in Laurel Lynchs Wintergarten.
    »Was tust du hier?«
    »Ich wohne hier.«
    »Entschuldige. Es war nicht so gemeint. Ich bin ein bisschen gereizt.«
    »Das sehe ich. Schenk dir was zu trinken ein.«
    »Danke, aber das sollte ich lieber lassen.«
    »Weil du einen klaren Kopf brauchst?«
    »So in etwa.«
    »Setz dich. Du bist angespannter als eine Klaviersaite.«
    Beck ließ sich auf einem der Rattanmöbel nieder, mit denen der Raum eingerichtet war. Hinter den hohen Fenstern war der westliche Horizont in abendlichem Violett eingefärbt, der Farbe, in der mehrere der üppig blühenden Orchideen in ihren riesigen Töpfen leuchteten. Die in reifem, tiefem Grün liegenden Farnpflanzen versprachen eine Kühle, die nach der Hitze draußen erholsam wirkte. Der Raum war wie eine Oase, in der sich die ersehnte Entspannung finden ließ.
    Aber er würde mehr als nur eine tropische Insel brauchen, um wieder locker zu werden.
    Huff lagerte auf einer Chaiselongue, gestützt von mehreren Kissen mit Fransensaum. Er hielt ein Glas Bourbon in der Hand, aber er hatte keine Zigarette zwischen den Fingern, aus Respekt vor dem Wunsch seiner verstorbenen Frau, in ihrem Lieblingszimmer nicht zu rauchen.
    »Fühlst du dich gut?«, fragte Beck.
    »Besser als du, würde ich meinen. Wenn ich eine Wette abgeben müsste, wer von uns im Moment den höheren Blutdruck hat, würde ich mein Geld auf dich setzen.«
    »Sieht man mir das an?«
    »Erzähl mir, was los ist.«
    Beck atmete tief aus und sackte gegen das Rückenpolster. »Wir werden von allen Seiten unter Feuer genommen, Huff.«
    »Dann schieß los, der Reihe nach.«
    »Zuerst wäre da die Paulik-Krise. Ich habe mit dem verantwortlichen Arzt telefoniert. Billys Prognose ist gut. Körperlich erholt er sich prächtig.«
    »Aber?«
    »Aber er leidet unter schweren Depressionen.«
    »Das bedeutet, er braucht einen Irrenarzt.« Das schien Huff nicht zu gefallen.
    »Die Unfallversicherung kommt für so was nicht auf, nicht mal, wenn die Pauliks den Unfall gemeldet hätten, was sie nicht getan haben. Ich glaube, wir sollten ihnen anbieten, einen Psychologen zu bezahlen.«
    Huff schnaubte angewidert. »Diese Ärzte schieben sich gegenseitig die Patienten zu. Das ist doch nichts als Geldschneiderei.«
    »In manchen Fällen trifft das bestimmt zu. Aber es leuchtet ein, dass Billy Schwierigkeiten hat, die Situation geistig und emotional zu bewältigen. Außerdem wäre das gute PR für uns. Die wir dringend nötig haben.«
    »Na gut. Aber ein paar Sitzungen müssen reichen«, entschied Huff. »Nichts Langwieriges.«
    »Sagen wir fünf.«
    »Sagen wir drei. Was noch?«
    »Das nächste ist Mrs. Paulik. Der neue SUV, den wir ihr vor die Tür gestellt haben, stand auf meinem Parkplatz, als ich heute Morgen ins Werk kam. Ich habe ein paar Handwerker zu ihr nach Hause geschickt, die ein paar Reparaturen vornehmen und das Haus neu streichen sollten. Mrs. Paulik hat sie gar nicht erst reingelassen. Sie schickte die Männer wieder weg, rief dann bei mir an und erklärte mir, wohin ich mir unsere Bestechungsgelder schieben könnte. Sie zieht mit ihrer Familie aus eurem Haus – eurer ›stinkenden Drecksbude‹, um sie zu zitieren – und hat mir versichert, wir hätten uns gründlich geschnitten, wenn wir glaubten, sie würde sich mit ein paar Glasperlen abspeisen lassen.«
    Huff nahm einen Schluck Bourbon. »Das ist nicht alles, oder?«
    »Nein«, bestätigte Beck widerstrebend. »Sie wird uns verklagen.«
    » Verflucht noch mal! Hat sie das gesagt?«
    »Sie hat es versprochen.«
    Huff ließ den Whisky in seinem Glas kreiseln und überlegte lange. »Ich wette, das wird sie nicht tun, Beck. Sie hat uns mit ihren Drohungen an den Haaren gepackt, und zwar an denen im Untergeschoss. Na schön, sie hat uns drangekriegt. Also legen wir noch mal nach.«
    »Mit noch mehr Geschenken? Ich glaube, das würde sie in ihrem Entschluss nur bestärken und ihren Anschuldigungen, wir würden ihr Schweigen erkaufen wollen, neue Nahrung geben.

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