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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Samstagabend, und Slap Watkins hatte keinen Platz zum Pennen.
    Seit zehn Uhr früh hatte er sich in einer billigen Bar volllaufen lassen. Die Absteige lag so tief im Sumpf, dass man sie kennen musste, sonst war sie nicht zu finden. Die Anonymität war beabsichtigt. Die Gäste nannten sich so gut wie nie bei den Namen, die auf ihren Geburtsurkunden standen, und sie reagierten allergisch auf neugierige Fragen.
    Er hatte lange Pool gespielt und einen Haufen Geld dabei verloren. Anschließend hatte eine Frau mit Zahnlücke und Nasenring seine Einladung auf einen Drink ausgeschlagen. Sie hatte nur auf seine Ohren gesehen und dann laut gelacht. »So durstig kann ich gar nicht sein.«
    Auf diese Abfuhr hin hatte er stolpernd seinen Abgang aus dem Lokal gemacht, nicht ohne sich zu fragen, wieso er sich so beleidigen lassen musste. Slap war noch nie ein fröhlicher Zecher gewesen. Im Gegenteil, der Alkohol trübte sein Gemüt. Je betrunkener er war, desto mehr wuchs sein Groll. Und heute Abend war er total besoffen.
    Endgültig angepisst war er, als er zu dem Haus seines Kumpels zurückkehrte, bei dem er zurzeit wohnte. »Sie haben nach dir gesucht, Mann.« Der Typ – der Name wollte Slap gerade nicht einfallen – blockierte die Tür mit seinem hageren Leib und quatschte ihn durch die rostige Fliegentür hindurch an, was Slap unangenehm an die raren Besuche seiner Freunde im Knast erinnerte.
    »Und wer?«
    »Zwei Deputys aus dem Sheriffsbüro. Gegen vier heute Nachmittag. Meine Alte ist ausgeflippt.«
    Logisch. Sie hatte im Bad eine Drogenküche eingerichtet. »Haben sie gesagt, warum sie mich suchen?«
    »Ne. Aber als sie wieder in ihren Streifenwagen gestiegen sind, hat der eine irgendwas von wegen Hoyle gesagt. Jedenfalls sagt meine Alte, dass du nicht mehr hier pennen kannst, Slap. Tut mir echt leid, Mann, aber fuck …« Er zog die knochigen Schultern hoch. »Du weißt, wie das ist.«
    Toll. Jetzt hatte er keinen Platz zum Schlafen mehr, und – das war der Hammer – der Sheriff suchte nach ihm. Diese Schweine konnten ihn einfach nicht in Frieden lassen, was? Die Geschichte seines Lebens.
    Zum ersten Mal mit körperlicher Gewalt in Kontakt gekommen war er durch seinen Vater, der ihn regelmäßig verprügelt hatte, und seine weitere Ausbildung hatte eine Schar von Geschwistern übernommen, die immerzu über seine Ohren hergezogen waren. Sie hatten ihn gnadenlos verarscht. Er hatte gelernt, sich genauso gnadenlos zu verteidigen. Schließlich entstammte er einer Sippe von hitzköpfigen, aufbrausenden Querköpfen, die beim geringsten Anlass zu den Waffen griffen, selbst wenn das nur die eigenen Fäuste, Klauen oder Zähne waren.
    Diese gewalttätigen Neigungen köchelten jetzt in ihm, während er auf seinem Motorrad über die Nebenstraßen brauste. Alles, was er besaß, befand sich hinter seinem Sattel in einer aufgerollten Decke. Er versuchte, klar und ruhig zu denken, aber sein Gehirn war in Fusel eingelegt, weshalb ihm das Nachdenken ziemlich schwerfiel, und das war einigermaßen blöd, weil er ein paar schwerwiegende Entscheidungen fällen musste.
    Zu allererst, wo sollte er hin? Zu seinen Leuten? Die lebten über ganz Südlouisiana verstreut, und er konnte keinen von ihnen besonders leiden. Sein Onkel erinnerte ihn an seinen toten Daddy, und diesen miesen Drecksack hatte Slap aus tiefstem Herzen gehasst. Außerdem hatten die meisten von seinen Verwandten greinende Gören, die ihm auf die Nerven gingen.
    Vor ein paar Wochen hatte ihm ein Cousin erlaubt, auf seinem Wohnzimmersofa zu schlafen. Aber schon nach der ersten Nacht hatte er behauptet, Slap hätte unkeusche Gedanken an seine Frau. Slap hatte nur gelacht und ihm versichert, die Alte sei so kotzhässlich, dass höchstens ein Blinder unkeusche Gedanken haben könnte.
    Ehrlich gesagt war sie gar nicht so hässlich, und er hatte nicht nur unkeusche Gedanken gehabt, sondern sie auch in die Tat umgesetzt, nachdem sie ihn praktisch auf Knien angefleht und gedrängt hatte, schnell zu machen, bevor ihr Alter heimkam, den sie in den Laden geschickt hatte, damit er ein Sixpack Bier und ein Glas Mayonnaise kaufte.
    Die Beschuldigung hatte die Sache ohnehin beendet. Er war ausgezogen und hatte sich bei seinen alten Freunden eingenistet.
    Es gab einen Haufen davon, und sie waren in der ganzen Gegend verstreut. Aber jetzt war er bei einem seiner Kumpel rausgeflogen, weil ihn das Gesetz suchte. So was sprach sich rum. Man würde ihn meiden wie die Pest. Keiner seiner Freunde

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