Weißglut
da« , versicherte er ihr über die Schulter hinweg.
Sayre schlenderte zurück zum Schaufenster, um die Karnevalsmasken zu begutachten. Sie waren mit Strasssteinen, Flitter, Spitzen und riesigen Schmuckfedern besetzt. Manche schauten grimmig, andere waren unglaublich schön.
Gleich darauf kam Beck wieder aus dem Laden, in der Hand eine Kette von weißen Perlen, zwischen denen kleinere Perlen in glänzendem Grün, Gold und Lila eingearbeitet waren. »Dein Kleid ist wirklich schick, aber es erinnert mich immerzu an die Beerdigung. Ich dachte, das hier könnte es etwas auflockern.« Er legte Sayre die Kette um, hob ihre Haare darüber und zupfte dann die Perlen zurecht. »So. Besser.«
»Traditionellerweise schenkt ein Mann einer Frau erst dann Perlen, wenn sie sie verdient hat.«
Seine Fingerspitzen ruhten auf den Perlen, dann zog er vorsichtig die Hand zurück. »Der Abend fängt doch gerade erst an.« Ihre Blicke verbanden sich, bis sich eine Gruppe von lachenden Passanten auf dem schmalen Gehweg vorbeidrängte. Beck machte sich wieder auf den Weg.
Sie selbst hätte das Restaurant nie gefunden, wie übrigens niemand, der nicht gewusst hätte, wo er hätte suchen müssen. Die Seitenstraße, in der es sich befand, war nur eine schmale Gasse mit einem Abwasserablauf in der Mitte. Kein Schild deutete darauf hin, dass hier ein Lokal war. Beck blieb vor einem mit Efeu überwachsenen Tor stehen und schob die Hand durch das Laub, um auf eine Klingel zu drücken.
Eine körperlose Stimme fragte aus einem unsichtbaren Lautsprecher: » Oui? «
»Beck Merchant.«
Das Tor wurde mit einem hörbaren Klicken entriegelt. Beck schob Sayre hindurch und schloss es hinter ihnen. Sie folgten einem schmalen Außengang in einen kleinen Hof, der von mit Flechten überwachsenen Mauern umgeben war. Farne in der Größe eines Personenwagens hingen an schweren Ketten von den Ästen einer riesigen, uralten Eiche, die den ganzen Innenhof überschattete.
Unter gigantischen Philodendren und Elefantenohren leuchteten Blüten hervor. Der knorrige Stamm einer üppig grünenden Glyzinie rankte sich an der Außenmauer des Nachbarhauses empor und breitete sich über das halbe Ziegeldach aus.
Beck führte sie nach oben.
Wie bezaubert stieg Sayre ihm auf einer Wendeltreppe voran zu einem Balkon hinter einem kunstvoll verzierten Gitter. Deckenventilatoren drehten sich über ihnen und brachten die Gasflammen in den Sturmlampen an den Außenwänden zum Flackern. Auf dem Boden des langgestreckten Balkons standen in regelmäßigen Abständen Porzellanblumentöpfe mit Hibiskuspflanzen. Die großen, farbenprächtigen Blüten leuchteten wie Sonnenschirme und kamen ihr auch beinahe so groß vor.
Sie wurden von einem schmucken Maître d’Hotel im Smoking begrüßt. Er ergriff Becks Hand mit beiden Händen. Gleichzeitig überschüttete er sie mit einem Schwall von Französisch, dem Sayre immerhin entnehmen konnte, dass er überglücklich war, Beck zu sehen. Beck stellte sie vor. Die Komplimente des Mannes waren so überschwänglich, dass sie fast rot wurde. Dann küsste er sie auf beide Wangen.
Beck sagte: »Ich weiß, es ist unhöflich, ohne eine Reservierung aufzutauchen.«
Der Maître wischte seine Entschuldigung beiseite und versicherte ihm, dass für ihn jederzeit ein Tisch frei sei.
Beck fragte, ob sie einen Aperitif auf dem Balkon nehmen könnten, bevor sie sich drinnen zum Essen niederließen. »Champagner, bitte.«
» Certainement. Ich sorge dafür, dass Sie ungestört sind«, sagte er und sah Sayre mit hochgezogenen Brauen an. »Lassen Sie sich Zeit. Genießen Sie den Abend.« Er schnippte mit den Fingern, und hinter der Balkontür erschien ein Kellner, dem er auftrug, zwei Gläser Champagner zu bringen.
Beck ließ Sayre zu einem Bistrotisch am anderen Ende des Balkons vorangehen. Er zog ihr einen der winzigen Stühle hervor und setzte sich dann ihr gegenüber. »Eigentlich hätte ich dich fragen sollen, ob es dir recht ist, draußen zu sitzen.«
»Sehr sogar.«
»Es ist dir nicht zu heiß?«
»Ich mag es heiß.«
»Stimmt.«
Etwas an der Art, wie er das sagte und wie er sie dabei ansah, brachte ihr Herz zum Klopfen. Um das Gespräch auf unverfängliches Terrain zu lenken, lobte sie ihn für sein gutes Französisch.
»Ich musste für den Universitätsabschluss eine Fremdsprache vorweisen.«
So perfekt hatte er sicherlich nicht im Klassenzimmer zu sprechen gelernt, aber sein lakonischer Kommentar machte ihr klar, dass für ihn die
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