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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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habe?«
    Er lehnte sich seufzend zurück. »Wenn ich das glauben würde, wäre es nur ein winziger Schritt bis zu der Annahme, dass Chris Gene Iverson getötet hat und den Leichnam irgendwo verschwinden ließ, wo ihn niemand je wiederfinden kann.«
    »Er hat aus Huffs Fehler gelernt«, meinte sie leise.
    »Welchem Fehler?«
    »Chris hat zugesehen, wie Sonnie Hallser ermordet wurde.«
    Seine Augen sahen sie scharf an. »Wie bitte?«
    »Als ich gestern Abend in mein Motel zurückkam, lauerte Chris mir auf. Wir sprachen über mehr als nur über Huffs Pläne für dich und mich.« Sie schilderte ihm die Unterhaltung und vor allem den Wortwechsel über Hallsers Tod. »Er behauptet, ich wäre zu jung gewesen, um mich daran zu erinnern, ich hätte zwei verschiedene Erinnerungen durcheinandergebracht. Aber das stimmt nicht, Beck. Ich weiß genau, dass ich Recht habe. Chris schlich in jener Nacht aus dem Haus und ging zu Fuß zum Werk, um Huff zu überraschen.
    Ich weiß nicht, ob er zusah, wie Huff diesen Mann in die Maschine stieß, oder ob Huff Hallser nach einem Unfall qualvoll krepieren ließ, aber es muss jedenfalls einen tiefen Eindruck hinterlassen haben. Entweder hätte er daraufhin der Gewalt für alle Zeit abgeschworen, oder er hätte begriffen, wie er sie nutzen kann. Ich halte Letzteres für wahrscheinlich. Als Huff für das, was er getan hatte, nicht zur Rechenschaft gezogen wurde, erkannte Chris, wie nützlich brutale Gewalt sein kann.«
    Chris war Becks Mandant; er hätte ein Idiot sein müssen, wenn er auf das reagiert hätte, was sie ihm da erzählte, und Beck war bestimmt kein Idiot. Sie verstand, warum er so eisern schwieg, und zollte ihm widerwillig Respekt dafür.
    Sie beobachtete, wie eine Schweißperle über seine Schläfe rann und dann in den strahlenförmigen Lachfältchen in seinen Augenwinkeln versickerte. »Eines würde ich gern wissen. Wie viel bin ich wert, Beck?«
    »Wie bitte?«
    »Huff würde dir eine angemessene Entschädigung dafür bieten, dass du mich heiratest und ihm einen Enkel zeugst. Habt ihr euch auf einen festen Betrag geeinigt, oder überlässt du das seinem Gutdünken? Hat er schon eine Abschlagszahlung geleistet?«
    »Was glaubst du denn, womit ich dieses Essen bezahle?«, frotzelte er. Er stand auf und kam auf ihre Seite des Tisches, um ihr beim Aufstehen zu helfen. »Aber bitte beschränke dich beim Bestellen auf die linke Seite der Speisekarte.«
     
    Jeder der drei Gänge war eine Köstlichkeit, aber am köstlichsten war das in Schlagsahne getränkte Schokolade-Soufflé, das sie sich zum Nachtisch teilten. Im Speiseraum gab es lediglich ein knappes Dutzend Tische, die mit weißen Damasttüchern, Silberbesteck, Kristallgläsern und antikem Porzellangeschirr gedeckt waren. Über der Wandvertäfelung waren die Wände mit einem rosa Moirémuster überzogen, passend zu den dicken Vorhängen, die auf dem glänzenden Dielenboden auflagen und sich bauschten. Der Raum wurde von den Tischkerzen und dem Kristalllüster, der in der Mitte von einem Stuckmedaillon herabhing, in ein mildes Licht getaucht.
    Als sie wieder hinausgingen, um noch einen Kaffee zu trinken, sagte Sayre: »Mein Kompliment an den Koch und an den Innenarchitekten.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass beides ausgerichtet wird.«
    »Wie bist du darauf gestoßen?«
    »Gar nicht. Meine Mutter hat es gefunden. Sie hat mich hierher ausgeführt, um mein bestandenes Jura-Examen zu feiern.«
    »Kommt sie aus New Orleans?«
    »Sie ist hier geboren und aufgewachsen.«
    »Und sie hat dir Französisch beigebracht?«
    Er lächelte. »Als ich noch in den Windeln lag.«
    Der Kellner schenkte ihnen Kaffee ein und ließ sie dann allein. Beck verstärkte den Kaffee mit einem Schuss Grand Marnier und reichte ihr dann ein zierliches Tässchen mit Untertasse. »Nicht ganz der Destiny Diner, aber sie bemühen sich.«
    Lächelnd nahm sie ihre Tasse auf der Untertasse mit ans Geländer. Über den Dächern schwebte von irgendwoher Musik. Der Hof unten war nur spärlich beleuchtet und lag größtenteils in tiefen Schatten, was eine versponnene, geheimnisvolle Atmosphäre schuf.
    Der Brunnen in der Mitte blubberte träge. Dem weiblichen Stuckengel fehlte eine Hand, und der Fuß war moosbewachsen. Eine blühende Pflanze spross frech aus einer Spalte im Podest. Wie allen Büschen und Ranken war es auch dieser kleinen, verlorenen Pflanze erlaubt worden, nach Belieben zu wurzeln und zu wachsen.
    Sayre hatte ein Faible für diese Unvollkommenheit. Das

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