Weißglut
dich hin.«
»Ich fahre lieber selbst. Außerdem möchten sie dich bestimmt nicht sehen.«
»Ich habe etwas abzugeben.« Er klopfte auf seinen Aktenkoffer. »Wo steht dein Auto?« Sie sagte es ihm. Er meinte nur: »Mein Pick-up steht näher.«
Er hatte seinen Pick-up auf einem Parkplatz abgestellt, der deutlich näher lag als die Parkgarage ihres Wagens, und sie hatte es tatsächlich eilig, wenn sie das Krankenhaus noch vor dem Ende der Besuchszeit erreichen wollte.
Eigentlich war es kein weiter Weg, aber wegen des Stoßverkehrs und der knappen Parkplätze vor dem Krankenhaus brauchten sie fast eine halbe Stunde, um auf die Intensivstation zu gelangen, wo sich Billy Paulik von seiner Operation erholte. Die ganze Zeit über hatten sie kein Wort gewechselt.
Als Beck und Sayre aus dem Lift stiegen, stand Alicia Paulik gerade im Gang und sprach mit einem jungen Mann im weißen Arztkittel. Sie bemerkte Beck und Sayre, als sie auf sie zukamen, und fixierte Beck mit unverhohlener Feindseligkeit. »Was wollen Sie hier?«
»Wir wollten uns nach Billy erkundigen«, erwiderte er ruhig. »Das ist Sayre Lynch.«
Sie musterte Sayre von Kopf bis Fuß. »Lynch, wie? Sie sind Huff Hoyles Tochter. Mal ehrlich, ich kann verstehen, dass Sie Ihren Nachnamen geändert haben.«
»Wie geht es Ihrem Mann?«
Mrs. Paulik zeigte mit dem Daumen auf den jungen Mann im Arztkittel. »Das ist sein Psychologe. Fragen Sie ihn, wie es ihm geht.«
Der Arzt stellte sich vor und gab beiden die Hand. »Natürlich kann ich nicht weitergeben, was mir Billy während der Therapiestunden erzählt. Beschränken wir uns darauf zu sagen, dass er unter schweren Depressionen leidet. Er versucht, physisch wieder auf die Beine zu kommen, während er sich gleichzeitig geistig und emotional mit dem Gedanken abzufinden versucht, dass er ohne seinen Arm weiterleben muss. Selbst mit einer Prothese steht er vor ungeheuren Herausforderungen. Und natürlich ist er äußerst besorgt um das Wohlergehen seiner Familie.«
»Ich habe ihm gesagt, dass wir schon zurechtkommen«, mischte sich Mrs. Paulik ein. »Sogar sehr gut zurechtkommen. Weil ich Ihrer miesen Firma jeden Cent abknöpfen werde, den ich nur kriegen kann.« Diese Drohung war an Beck und Sayre gerichtet, so als würde sie keinen Unterschied zwischen beiden machen.
Der junge Arzt ging verlegen dazwischen. »Billys Reaktionen sind typisch für Patienten mit traumatischen Verletzungen. Er wird Zeit brauchen, um sich mit den bleibenden Folgen abzufinden.«
»Behandeln Sie ihn so lange, wie es notwendig ist«, sagte Beck zu ihm.
Der Arzt sah unsicher auf Billys Frau. »Man hat mir gesagt, ich solle mich auf drei Sitzungen beschränken.«
»Mr. Hoyle hat seine Meinung geändert«, erklärte Beck ihm. »Machen Sie mit der Behandlung weiter. Falls Sie irgendwelche Fragen haben, rufen Sie mich an.« Beck gab dem Arzt seine Visitenkarte. Der Doktor verabschiedete sich mit einem Nicken und der Entschuldigung, dass er zum nächsten Patienten müsse.
Beck wandte sich an Mrs. Paulik. »Ist es Ihnen recht, wenn ich mit Billy spreche?«
»Worüber?«
Er hielt den braunen Umschlag hoch, den er unter Sayres Augen aus dem Aktenkoffer geholt hatte, bevor sie aus dem Pick-up gestiegen waren. »Genesungskarten von seinen Kollegen. Ich werde nicht lange drinbleiben, Ehrenwort.«
Sie riss ihm den Umschlag aus der Hand. »Ich werde sie ihm geben. Es würde ihn zu sehr aufregen, wenn er mit Ihnen oder irgendwem von Hoyle Enterprises sprechen müsste.«
»Wie Sie wünschen, Mrs. Paulik.« Er erklärte Sayre, dass er den Aufzug rufen wolle, drehte sich um, marschierte den Gang hinunter und ließ sie mit Mrs. Paulik allein.
»Wie kommen Ihre Kinder zurecht?«
»Sie haben Angst. Hätten Sie die nicht?«
Ohne auf den aggressiven Tonfall der Frau einzugehen, antwortete Sayre: »Ja, ganz bestimmt. Ich weiß noch, dass ich nicht nur tieftraurig war, als meine Mutter starb, sondern gleichzeitig schreckliche Angst hatte, ich könnte auch sterben. Nach einem traumatischen Erlebnis fühlen wir uns alle äußerst verletzlich, und Kinder ganz besonders.«
Mrs. Paulik ließ sich das durch den Kopf gehen und murmelte dann: »Das mit Ihrem Bruder Danny tut mir leid.«
»Danke.«
»Er war wirklich anständig.«
»Ja, das war er.«
»Bleiben Sie jetzt in Destiny?«
»Nein, ich fliege so bald wie möglich nach San Francisco zurück.«
»Je eher, desto besser. Wenn ich Sie wäre, würde ich aus der Stadt verschwinden, bevor
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