Weißglut
nicht tatenlos zusehen.«
»Einen unserer Angestellten anzugreifen war jedenfalls falsch. Damit hast du deine Gegner in ihrer Meinung bestärkt und ihnen zusätzlich Munition geliefert.«
Murrend hievte Huff sich aus seinem Sessel und trat an den Servierwagen. »Heute Abend haben es alle auf mich abgesehen.«
»Ich weiß selbst, dass es kein guter Zeitpunkt ist«, sagte Beck. »Nachdem dich Sayre gerade durch den Fleischwolf gedreht hat, willst du natürlich nicht von mir hören, dass du die Situation im Werk zusätzlich verschärfst, Huff. Aber das tust du. Ich habe dir erst gestern zu erklären versucht, dass sich Arbeitskämpfe nicht mehr so lösen lassen wie früher. Nielson ist ein härterer Brocken als Iverson. Er wird nicht klein beigeben.« Er machte eine bedeutungsschwere Pause, ehe er schloss: »Und du wirst ihn nicht so leicht loswerden.«
Huff verstand sofort, was er damit andeutete, und drehte sich langsam um, das leere Glas in der einen Hand und mehrere Eiswürfel in der anderen. Er schien gar nicht zu merken, dass sie zwischen seinen Fingern durch auf den Teppich tropften.
Beck stellte sich Huffs bohrendem Blick. »Ich werde dich nicht fragen, Huff, weil ich die Antwort nicht wissen will. Aber ich bin nicht so dumm zu glauben, dass du und wahrscheinlich auch Chris nichts mit Iversons Verschwinden zu tun habt. Ein versteckter Hinweis an einen eurer Männer, ein Wort oder vielleicht auch nur ein Blick hätten genügt, um dieses Problem aus der Welt zu schaffen. Chris muss dabei wenigstens eine kleine Rolle gespielt haben. Wenn an der Anklage gegen ihn nichts dran gewesen wäre, hätte er sich auch um seinen Freispruch keine Sorgen machen müssen. Dann hättest du McGraw bestimmt nicht befohlen, die Geschworenen zu bestechen.
Und trotz der kleinen Komödie, die Chris und ich bei McGraw für Sayre aufgeführt haben, wissen wir alle, dass McGraw die Geschworenen bestochen hat und dass er dafür gut bezahlt wurde. Ich weiß nicht, was damals mit Iverson passierte, aber ihr beide seid mit weißer Weste davongekommen. So wiederholt sich die Geschichte.«
»Und welche?«
»Die mit Sonnie Hallser.«
»Die ist doch irrelevant.«
»Wirklich, Huff? Ich habe erst kürzlich erfahren, dass Chris in der Nacht, als Hallser starb, in der Gießerei war.«
Mit einem leisen Fluch ließ Huff die Eiswürfel ins Glas fallen und wandte sich wieder dem Servierwagen zu, um sein Glas zu füllen. »Er sollte niemandem verraten, dass er dabei war. Er hat mir geschworen, dass er es niemals verraten würde.«
Beck stellte nicht klar, dass er es von Sayre und nicht von Chris wusste. »Was hat er damals beobachtet?«
»Einen Streit zwischen mir und Sonnie.«
»Und?«
»Und weiter nichts«, stritt Huff lauter werdend ab. »Mehr gab es nicht zu sehen. Ich hatte mich mit dem Mann gestritten.«
»Und zwar hitzig. «
»Anders streite ich mich nie. Wir haben beide mächtig Dampf abgelassen. Ich fuhr mit Chris nach Hause. Später in dieser Nacht hatte Sonnie einen tödlichen Unfall.«
»Ein schrecklicher Zufall.«
»Genau das war es. Wieso fängst du jetzt davon an?«
»Um dir etwas vor Augen zu führen.« Beck stand auf, trat hinter die Ottomane und sah Huff von dort aus an. »Du hast den Ruf, alle Probleme mit deinen Arbeitern durch rohe Gewalt zu lösen. Man weiß, dass du gern Muskeln zeigst und es beinahe bis zur Prügelei kommen lässt. Diese Taktik ist genauso überholt wie ein Arzt, der mit Schröpfköpfen heilt.«
Huff nahm einen Schluck Whisky. »Na schön, vielleicht habe ich mich nicht immer an alle Regeln gehalten und nicht alle Vorschriften beachtet, aber ich habe nie gezögert, alles Nötige zu unternehmen, um mich, meine Familie und mein Geschäft zu schützen. Wenn du oben bleiben willst, musst du hart sein – und zwar wie Stahl. Chris versteht das. Ich glaube nicht, dass Danny es je verstanden hat und dass Sayre das je verstehen wird. Ich habe eine dahinsiechende Gießerei übernommen und sie in ein florierendes Unternehmen verwandelt.« Er ballte die Faust. »Glaubst du, ich hätte es so weit gebracht, wenn ich immer gleich eingeknickt wäre, wenn ich vor den Gewerkschaften zu Kreuze gekrochen wäre und immer alles gewährt hätte, was meine Angestellten von mir verlangt haben? Von wegen!
Wenn es sein musste, habe ich die dicksten Stiefel angezogen und damit Arschtritte verteilt, und ich werde das auch weiterhin tun, bis man mich in die Grube legt. Niemand wird meine Firma schließen. Charles Nielson
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