Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
ich da. Verkatert, aber geduscht und rasiert, was mehr ist, als man von dir sagen kann.«
    »Gib mir fünf Minuten.« Beck holte ein Waschset aus seiner Schreibtischschublade und frische Kleidung aus seinem Schrank. »Ich habe die Sachen vor ein paar Tagen von zu Hause mitgebracht, falls ich eine unvorhergesehene Nachtschicht einlegen muss.«
    Gemeinsam verließen sie sein Büro und gingen zur Herrentoilette, in die man in weiser Voraussicht eine Dusche eingebaut hatte. »Wo warst du gestern Abend?«, fragte Beck.
    »Mal wieder in dem Club in Breaux Bridge. Da geht echt die Post ab. Du solltest nächstes Mal mitkommen.«
    »Da du dir die Nächte um die Ohren schlägst, machst du dir offenbar keine großen Sorgen.«
    »Worüber?«
    »Nun, über einen drohenden Streik, um damit mal anzufangen. Und wenn dir das nicht reicht, dann über die Tatsache, dass du der Hauptverdächtige in einer Mordermittlung bist.«
    »Huff meint, den drohenden Streik könntest du noch wegverhandeln. Und was das andere betrifft, habe ich gestern Nachmittag mit meinem neuen Anwalt gesprochen. Wir haben über eine Stunde telefoniert. Ich habe ihm alles genau geschildert, angefangen von dem Tag, an dem Dannys Leiche entdeckt wurde.
    Er meinte, ich brauche mir keine Sorgen zu machen. Sie hätten nichts als ein lausiges Streichholzbriefchen, um meine Anwesenheit am Tatort zu belegen, und das könnte sogar ein Waschbär dort abgeladen haben.«
    »Na klar, warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?«
    Chris sah ihn giftig an. »Pessimistisch und ulkig. Du wirst allmählich zu einem richtigen Langweiler. Jedenfalls wird dieser Anwalt Wayne Scott durch den Fleischwolf drehen. Irgendwas Neues von Slap?«
    »Nicht soweit ich wüsste.«
    »Der Anwalt meinte, dieser Quatsch von Kain und Abel wäre nur das verzweifelte Ablenkungsmanöver eines verzweifelten Mannes auf der Flucht.«
    »Gut möglich.«
    Sie traten gemeinsam in die Toilette. Chris stellte sich an ein Urinal, Beck blieb am Waschbecken stehen und inspizierte sein Gesicht im Spiegel. Seine Augen waren nach der schlaflosen Nacht gerötet. Er hatte dicke Stoppeln, und seine Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab, aber wenigstens waren seine Gesichtszüge noch intakt und am vorgesehenen Fleck, was mehr war, als man von Clark Daly sagen konnte. Er fragte Chris, ob er von dem Vorfall gehört hätte.
    »Huff war noch auf, als ich gestern Abend heimkam. Er hat es mir erzählt.«
    Beck streckte den Arm in die Duschkabine, drehte das Wasser auf und begann sich auszuziehen. »Daly wurde ziemlich übel bearbeitet.«
    Chris drückte die Spülung. »Wenn du mich fragst, hat er genau das bekommen, was er verdient hat. Wie oft wurde ihm schon der Lohn gekürzt, weil er zu spät zur Arbeit oder überhaupt nicht kam oder betrunken war? Dutzende Male, soweit ich mich erinnere. Aber wir haben ihm immer wieder eine Chance gegeben. Und wie dankt er uns dafür, dass wir ihn nie gefeuert haben? Indem er Aufruhr sät. Jeder, der mit diesen Streikposten gemeinsame Sache macht, braucht nicht mehr auf mein Mitgefühl zu bauen, und das schließt meine eigene Schwester mit ein.«
    Beck schob den Kopf unter dem Wasserstrahl hervor und streckte ihn aus der Duschkabine, bis er Chris sehen konnte, der sich am Waschbecken die Hände wusch. »O ja, sie ist wieder da draußen«, sagte Chris, der die Frage aus Becks blutunterlaufenen Augen las. »Und verteilt Kaffee und Beignets. Huff und ich haben sie gesehen, als wir durchs Tor fuhren.«
    »Scheiße.«
    »Ich gehe Kaffee holen«, rief ihm Chris noch zu, ehe er in den Gang verschwand.
    Beck duschte fertig. Er musste sich mit gewöhnlicher Seife rasieren, aber immerhin war er so klug gewesen, Zahnpasta und eine Zahnbürste in sein Reiseetui zu packen. Danach zog er sich hastig an und war wieder in seinem Büro, gerade als die Sirene zur Frühschicht erklang.
    Am Fenster in seinem Büro stehend, verfolgte Beck gespannt das Geschehen. Die Arbeiter, deren Schicht endete, waren schon bald aus der Werkhalle verschwunden. Aber nach fünf Minuten waren nur eine Hand voll Männer erschienen, um ihren Platz einzunehmen. »Verdammt«, murmelte er, denn das verhieß nichts Gutes.
    Er drehte sich um und war gerade auf dem Weg durch sein Büro, als Chris in der offenen Tür erschien. Er trug ein Funksprechgerät, aus dem es entsetzlich krächzte. »Es gibt draußen ein Problem«, sagte er.
    »Dachte ich mir schon.«
    »Fred Decluette sagt, ein paar der Männer aus seiner Schicht hätten

Weitere Kostenlose Bücher