Weißglut
Karaokeparty zu organisieren, von einem ausgewachsenen Streik ganz zu schweigen.«
»Vielleicht hätte er das auch nicht … wenn ich ihn nicht dazu angestachelt hätte.«
Er sprang auf. Doch nach mehreren Sekunden, während der er fassungslos schwieg, begann er in dem pfeifenden Kichern zu lachen, das charakteristisch für ihn war. »Also, ich fass es einfach nicht. Das hätte ich mir denken können. Clark Daly hat doch nicht den Mumm, so ein Projekt anzugehen. Mit dem Mann geht es seit Jahren bergab. Er hat nicht das geringste Rückgrat.«
»Das denkst nur du, Huff. Aber du täuschst dich. Clark war ein Anführer. Du hast ihn zermalmt, ihn um sein Stipendium gebracht und damit um jede Chance auf eine ordentliche Ausbildung. Du hast seine Hoffnungen und sein Selbstbewusstsein zertrampelt.«
»Ach Gottchen, fängst du wieder mit dieser Leier an. Wird das nicht langweilig? Alles, was diesem Burschen widerfahren ist, hat er sich selbst zuzuschreiben.«
»Er ist kein Bursche mehr, Huff, sondern ein Mann. Und er hat erneut bewiesen, dass er ein Führer ist.«
»Sicher, er könnte uns in jede Bar im Parish führen.«
»Die Männer hören auf ihn, Huff. Beck sagte, Clarks Freunde wären heute Nacht bereit gewesen, ihre Arbeit liegen zu lassen, um nach ihm zu suchen. Für mich klingt das nach jemandem, der andere inspirieren kann.«
Huff schoss zornig aus seinem Sessel hoch. »Wozu hätte dich Clark Daly je inspiriert, außer mir ungehorsam zu sein?«
»Ich war damals achtzehn. Wir brauchten deine Erlaubnis nicht, um zu heiraten.«
Er stapfte an den Servierwagen, kippte Whisky aus einer Karaffe in sein Glas und leerte es in einem Zug. »Ich bin gottfroh, dass ich von deinen idiotischen Fluchtplänen erfahren hatte und sie verhindern konnte.«
»O ja, du warst wirklich ein Held, Huff. Uns wie Kriminelle jagen zu lassen und dann damit zu drohen, Clarks Vater zu feuern, falls wir trotzdem heiraten würden. Du hast seine Eltern terrorisiert, mich terrorisiert und Clark terrorisiert. Wirklich mutig.«
»Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich den Jungen abgeknallt hätte?«, brüllte er. »Ich hatte jedes Recht, ihn zu erschießen.«
»Jedes Recht? Was für ein Recht denn?«
»Der Junge hat mich zum Narren gehalten. Er hätte es verdient …«
»Nichts davon ist wahr, Huff! Das Einzige, was er dir angetan hat, war, mich zu lieben.«
»Er war nicht der Richtige für dich.«
»Nur aus deinem egoistischen, selbstsüchtigen Blickwinkel betrachtet.«
»Er war als Jugendschwarm noch hinnehmbar, aber zum Heiraten brauchtest du jemanden aus einer Familie wie unserer.«
Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte verbittert. »Huff, wir sind keine Familie.«
»Versuch mir nicht das Wort im Mund herumzudrehen, Sayre. Du weißt genau, was ich sagen will«, beschwerte er sich bärbeißig. »Du solltest in eine Familie einheiraten, die etwas darstellt. Die Geld hat. Nicht in eine Familie von Tagelöhnern.«
»Was für eine Scheiße. Es war schon Scheiße, als du das vorgebracht hast, um Clark und mich zu trennen, und es ist immer noch Scheiße. Es ging dir nie ums Geld, Huff. Clark war dir nur nicht gut genug, weil du ihn nicht selbst ausgesucht hattest.«
»Ich habe es satt, dass ich an allem und jedem schuld sein soll.« Er machte eine ausgreifende Armbewegung. »Was habe ich denn getan, außer dass ich das Beste für meine Kinder wollte?«
»Nein, in Wahrheit wolltest du ausschließlich, dass es nach deinem Willen geht«, widersprach sie ihm genauso laut. »Was zählte, war allein dein Wille. Du hast keinen einzigen Gedanken, keinen einzigen Plan toleriert, den nicht du ausgeheckt hast.« Sie holte tief Luft, und als sie wieder ausatmete, war ihre Stimme tiefer und mit Gefühlen beschwert. »Andernfalls hast du ihn zunichtegemacht.«
Er durchbohrte sie mit einem finsteren Blick und schenkte sich den nächsten Whisky ein. Dann nahm er ihn mit zu seinem Sessel, wo er eine weitere Zigarette anzündete. Das Atmen kostete ihn Mühe. Obwohl sie so weit entfernt von ihm stand, konnte sie den Whisky in seinem Atem riechen.
»Du kannst so viel schreien, wie du willst, Mädchen. Du kannst toben und kreischen und mit dem Fuß aufstampfen, aber du wirst trotzdem nicht erleben, dass ich mich für das entschuldige, was ich damals getan habe. Als ich noch ein Kind und nur so groß war, Sayre«, sagte er und hielt dabei die Hand einen Meter über den Boden, »habe ich mir geschworen, eine Sippe von Hoyles zu gründen, deren Namen
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