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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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verdammter Lügner, Hoyle. Genau wie dein Alter!«
    Sayre sah, wie sich der Anführer mit dem Megaphon umdrehte, eine Autotür öffnete und die Hand durch die Beifahrertür reichte. Luce Daly stieg aus.
    »O Gott«, entfuhr es Sayre.
    Bislang hatten sich die gewalttätigen Auseinandersetzungen auf Wortgefechte und eine geworfene Flasche beschränkt. Aber Luce Dalys Anwesenheit und alles, was sie jetzt sagen mochte, konnte zu einem Kampf und zu Blutvergießen führen. Sayre kletterte von der Motorhaube ihres Wagens und begann sich durch das Gedränge zu schieben, in der Hoffnung, Clarks Frau rechtzeitig zu erreichen und sie aufhalten zu können.
    Hilflos musste sie zusehen, wie Luce das Mikrophon nahm, das man ihr hinstreckte. Es war ein billiges System, wahrscheinlich Teil eines Kinderspielzeugs oder einer Karaokeanlage, aber die kratzig aus den Lautsprechern dringenden Worte waren durchaus zu verstehen.
    »Ich bin hier, um für meinen Ehemann zu sprechen. Er kann nicht selbst sprechen, weil sein Mund frisch vernäht wurde. Trotzdem hat er mir eine Namensliste gegeben, die ich hier verlesen soll.«
    Sie begann die Liste vorzulesen, und schon nach dem zweiten Namen begann die Menge wütend zu werden. Der Mann neben Sayre formte die Hände zu einem Trichter und buhte aus Leibeskräften.
    »Was sind das für Männer?« Sayre musste rufen, um sich in dem Getöse verständlich zu machen.
    »Huff Hoyles Schläger«, rief er zurück.
    Clark hatte die Männer genannt, die ihn zusammengeschlagen hatten. Wahrscheinlich waren es die Männer, die jetzt zusammen mit Beck, Chris und Fred hinter dem Müllcontainer in Deckung gegangen waren. Einer davon riss Chris das Megaphon aus der Hand und schrie: »Die Schlampe lügt!«
    Sayre kämpfte sich weiter durch den Mob auf Luce Daly zu, die ihre Liste ein zweites Mal verlas, aber inzwischen reihten sich auch die letzten unentschlossenen Arbeiter unter die Streikenden ein.
    Die Menge entwickelte sich allmählich zu einer Masse mit eigenem Willen, bis Sayre sich nur noch mit Mühe auf den Beinen halten konnte. Die erzürnten Männer drängten von allen Seiten gegen sie.
    Und dann hörte sie jemanden in ihrer Nähe brüllen: »Du kriegst dein Fett auch noch ab, Merchant!«
    Auf den Zehenspitzen stehend, sah sie Beck durch das Tor im Maschendrahtzaun treten, der als Demarkationslinie zwischen den beiden verfeindeten Gruppen diente. Er hielt entschlossen auf Luce zu, die unbeeindruckt ein drittes Mal mit absichtlich monotoner Stimme ihre Liste verlas.
    Als Beck die ersten Streikenden erreicht hatte, blieb er stehen und blickte den Männern, die eine menschliche Sperrmauer bildeten, offen ins Gesicht. Das Rufen wich schlagartig einer angespannten Stille, die genauso auf die Trommelfelle drückte wie die Hitze.
    Beck blieb standhaft. Allmählich machten ihm die Männer den Weg frei. Manche waren im ersten Moment nicht gewillt, ihm Durchlass zu gewähren, aber schließlich wichen auch sie zur Seite. Sobald er ein paar Schritte nach vorn gemacht hatte, schloss sich die Menge in seinem Rücken. Wie ein Wasserstrudel ließ sich sein Weg durch die Menschen verfolgen.
    Als er bei Luce ankam, senkte sie das Mikrophon und sah ihn mit unversöhnlicher Feindseligkeit an.
    »Ich kann Ihren Zorn verstehen.« Er sprach ganz ruhig, aber die aufgebrachte Menge war verstummt, sodass seine Stimme weit durch die schwere, schwüle Luft getragen wurde. »Wenn Clark diese Männer als Angreifer von heute Nacht identifiziert hat, wird sich die Polizei um sie kümmern und alles Weitere regeln.«
    »Warum sollte ich Ihnen glauben?«, fragte sie.
    »Weil ich Ihnen mein Wort gebe.«
    »Dein Wort ist einen Scheiß wert«, war eine Stimme aus der Menge zu vernehmen.
    Davon angespornt, rief eine zweite: »Du bist Huff Hoyles Hure!«
    »Genau, wenn er: ›Bück dich‹ sagt, fragst du nur: ›Wie tief?‹!«
    Immer mehr Stimmen fielen ein, bis sich die Beleidigungen gegenseitig übertönten, aber die Botschaft war klar: Beck war noch abscheulicher als der Feind, dem er diente.
    Er wandte sich von Luce ab, um die Menge anzusprechen, aber noch bevor er ein Wort über die Lippen gebracht hatte, traf ihn ein Stein ins Gesicht. Ein Mann sprang ihn von hinten an und riss ihm die Arme auf den Rücken. Ein anderer boxte ihm in den Bauch.
    Sayre wusste genau, dass nur aus einer einzigen Richtung Hilfe kommen konnte, und blickte zu dem Müllcontainer hin, wo Chris und seine Männer aus ihrer Deckung getreten waren.
    »Chris!« Sie

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