Weißglut
feucht. Und heiß. Wahnsinnig.
Er keuchte ihren Namen, zog sie hoch und küsste sie, wobei er sich selbst und sie beide mit diesem Kuss schmeckte. Ohne die Lippen abzusetzen, teilte er ihre Schenkel, schob sich zwischen sie und streckte sich über ihr aus.
»Tut das nicht weh?«, fragte sie.
»Höllisch.«
»Möchtest du nicht lieber …«
»Nein. Das hier möchte ich lieber.« Er nahm sie mit einem einzigen, heftigen Stoß.
»Ja«, stöhnte sie. »Ja.«
Sie gab sich ihm vollkommen hin. Ihre Arme waren an den Ellbogen angewinkelt, die Hände lagen offen neben ihrem Kopf. Er deckte ihre Handflächen mit seinen Händen zu und schob dann die Finger zwischen ihre. Und als er sich in ihr zu bewegen begann, sahen sie dabei einander ununterbrochen in die Augen.
»Wenn du mein Mitleid nicht willst, dann erzähl mir, was du hören willst, Sayre, und ich werde es sagen.«
»Du brauchst überhaupt nichts zu sagen. Du sollst nur …«
»Was?«
»Tiefer gehen.«
»Ich bin tief in dir drin. Ich bin so tief in dir drin, dass ich schon halb verloren bin. Was noch?«
»Bitte …«
Sie streckte den Hals durch. Die Zähne bissen in ihre Unterlippe, und er merkte, wie sich ihr Körper um ihn schloss wie eine Faust. Er sah, wie der Orgasmus ihre Brüste rosa färbte und ihre Brustwarzen hart werden ließ. Er schätzte ihren schneller werdenden Atem ab und presste, als er begriff, dass sie kurz vor dem Höhepunkt stand, sein Becken in kleinen, rhythmischen Kreisen gegen ihres.
»Bitte was, Sayre?«
»O Gott!«
»Was?«
»Leg dich auf mich!«, rief sie hilflos.
Er tat es. Er ließ sie sein Gewicht tragen, und sie klammerten sich aneinander fest, während ihre Körper im Einklang pulsierten und ihre Herzen im selben Rhythmus schlugen.
Später lag sie schlafend in seiner Armbeuge, die Hand vertraut auf seinen Bauch gebettet, ihren warmen Atem auf seine Haut hauchend. Er legte sein Kinn an ihren Scheitel und starrte die Decke an.
Er hatte das ganze Leid aus ihr herausvögeln wollen – Huff, die Abtreibung, Clark Daly, einfach alles. Er hatte alles auslöschen wollen, damit sie einen einzigen Moment ungetrübten Friedens und reiner Zufriedenheit, vielleicht sogar aufrichtiger Freude erleben konnte. Er hatte ihr einen gleißenden Moment des Lebens schenken wollen, einen einzigen Moment, der nicht von Zorn und Reue befleckt war.
Und für diese unglaublichen, zum Sterben schönen Sekunden der sexuellen Hingabe hatte er es vielleicht sogar geschafft.
Aber während er so dalag und den kreisenden Blättern des Deckenventilators zuschaute, begann er sich zu fragen, wer hier eigentlich wen erlöst hatte.
Kapitel 33
Huff saß auf der Veranda und trank seinen Frühstückskaffee, als Red Harper im Dienstwagen vorgefahren kam. Er stieg aus, klemmte ein Bündel unter den Arm und näherte sich in seinem charakteristisch trägen Schritt dem Haus.
»Für einen Sonntagmorgen sind Sie früh unterwegs«, bemerkte Huff.
Die Stufen zu erklimmen, schien Reds ganze Kraft zu kosten. Unter dem Uniformhut, den er absetzte, sobald er auf der Veranda stand, kam ein fahles Gesicht zum Vorschein. »Den Müden wird keine Rast gegönnt, Huff.«
»Rufen Sie Selma, dass sie Ihnen Kaffee bringen soll.«
»Nein danke. So lange kann ich nicht bleiben. Ich wollte Ihnen nur ein paar gute Neuigkeiten bringen.«
»Hoffentlich sind sie gut. Das wäre mal was anderes.«
»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid mir das ganze Hin und Her vor dem Werk tut.«
»Ehrlich gesagt geht da gar nichts mehr hin oder her, dank dieser Hurensöhne von Beamten.«
Huff war in streitlustiger Stimmung. Die ganze Nacht hindurch war er immer nur kurz eingenickt und gleich darauf wieder aufgewacht, in seine nach Schweiß stinkenden Decken verschlungen. Auch wenn sich am Tag zuvor alles nur verschlimmert hatte, hatte er für alle eine gute Miene aufgesetzt. Falls er irgendwie hätte erkennen lassen, dass das Auftauchen der Inspektoren seine Zuversicht erschüttert oder seinen Wille irgendwie geschwächt hätte, hätte das katastrophale Folgen für die Zukunft von Hoyle Enterprises gehabt. Darum hatte er sich unbeeindruckt und optimistisch gegeben und würde das auch weiterhin tun.
Aber die Schauspielerei forderte ihren Tribut.
Weil er in seinem tiefsten Inneren eine nagende Angst spürte. Er wurde von Unsicherheiten geplagt, wie er sie seit jenem Abend, an dem sein Daddy vor seinen Augen zu Tode geprügelt worden war, nicht mehr empfunden hatte. Von jenem Tag an war die
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