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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Angst sein Feind gewesen. Jahrzehntelang hatte er seine Mitmenschen glauben gemacht, dass er dagegen immun wäre.
    Aber als er zusah, wie Red Harper sich ächzend in dem anderen Schaukelstuhl niederließ, fragte er sich, ob er sich etwas vorgemacht hätte und die Angst ihm, anders als er glaubte, sehr wohl anzumerken wäre. Wäre sie ihm am Ende sogar so deutlich anzusehen wie Red das Wüten des Krebses? Betrachteten ihn seine Mitmenschen insgeheim als gealtert, hinfällig, sterbenskrank?
    Noch bis vor kurzem hätte er mit einem einzigen Wort, einem einzigen vielsagenden Blick dem kampfeslustigsten Mann den Wind aus den Segeln nehmen können. Ohne jene Fähigkeit, Furcht und Schrecken zu verbreiten, wäre er nicht länger Huff Hoyle. Ohne die Macht, seine Mitmenschen einzuschüchtern, wäre er nur noch ein alter Mann, impotent und seiner Würde beraubt.
    Er schaute zum Horizont, wo gewöhnlich eine fette Wolke über den Schloten seiner Schmelzöfen stand. Für ihn war dieser Qualm stets eine Art Unterschrift gewesen, die er mit mächtiger Hand über seine Stadt geschrieben hatte.
    Heute war dort kein Rauch zu sehen, und er fragte sich, ob er selbst womöglich genauso schnell und spurlos verschwinden würde. Der Gedanke löste fast panische Angst in ihm aus, die er hinter seinem Genörgel zu verstecken suchte. »Also, was gibt es Neues, Red?«
    Der Sheriff wand sich, als hätte er Schmerzen, was wahrscheinlich auch zutraf. »Es sind gute Neuigkeiten. Einerseits.«
    »Spannen Sie mich nicht auf die Folter. Was haben Sie da im Sack?«
    »Beweise. Ich kann sie nicht zeigen, ohne zu riskieren, dass ich sie damit unbrauchbar mache, aber sie nageln Dannys Mörder mehr oder weniger fest.«
    »Und wen?«
    »Slap Watkins.«
    »Gute Neuigkeiten, leck mich«, bellte Huff und klatschte laut in die Hände. »Das sind tolle Neuigkeiten. Ich wusste von Anfang an, dass diese Sumpfratte was damit zu tun hat.« Er deutete auf den Sack. »Was habt ihr gefunden?«
    »Einer seiner Bikerfreunde rief mich heute Morgen noch vor Tagesanbruch an. Er hat Watkins übers Wochenende in seiner Bleibe wohnen lassen, während er selbst auf einem Bikertreffen in Arkansas war. Als er gestern Nacht heimkam, war Watkins schon verduftet. Aber er hat einen Stiefel dagelassen. Als der Kerl sah, dass Blutflecken dran waren, rief er mich an.«
    »Dannys Blut?«
    »Das weiß ich noch nicht mit Sicherheit, aber ich würde darauf wetten. Ich schicke den Stiefel ins Labor nach New Orleans, damit die ihn untersuchen. Der Biker war bereit, Watkins ein Versteck zu bieten, solange Watkins nur zur Vernehmung gesucht wurde. Aber als er den hier fand«, sagte er und hielt den Sack in die Höhe, »tja, da wollte er keinesfalls zur Vertuschung eines Mordes beitragen. Er hat vollständig kooperiert. Wir haben das Haus von oben bis unten auf den Kopf gestellt, aber sonst haben wir nichts gefunden, was Watkins gehört hätte. Für mich sieht es so aus, als hätte er versehentlich seinen Stiefel fallen lassen, als er abgehauen ist.
    Und damit komme ich zu den schlechten Neuigkeiten. Wir haben ihn immer noch nicht aufgespürt. Wenn er merkt, dass er seinen Stiefel dagelassen hat, wird er wissen, dass er geliefert ist und nichts zu verlieren hat, selbst wenn er noch einen Hoyle umbrächte.«
    »Er hätte Chris schon neulich abends töten können.«
    »Nein, da wollte er ihm erst mal Angst einjagen. So was ist typisch Watkins. Einer seiner Halbbrüder, wenn ich mich recht entsinne, hat seiner Exfreundin monatelang nachgestellt und ihr gedroht, dass er sie umbringen würde, bevor er seine Drohung schließlich wahr gemacht hat. Außerdem hätte Slap die Sache nicht in die Länge ziehen können, solange Beck als Zeuge zusah. Und was seinen Besuch in Sayres Zimmer betrifft … Na ja, sagen wir einfach, ich bin froh, dass wir das belastende Material erst gefunden haben, nachdem er ihr diesen Besuch abgestattet hat und nicht davor, sonst hätte er ihr vielleicht wirklich wehgetan.
    Für die Sache mit Danny landet er sowieso im Todestrakt. Vielleicht denkt er sich, die Nadel können sie ihm kaum zweimal geben und er brauchte darauf keine Rücksicht mehr zu nehmen. Möchten Sie, dass ich einen Deputy zu Ihrem Schutz abstelle, nachdem die Sache so steht?«
    »Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Ich habe befürchtet, dass Sie das sagen würden.«
    »Ich wünschte, er würde hier aufkreuzen. Ich würde ihn zu gern ins Visier nehmen.«
    »Ich habe befürchtet, dass Sie auch das sagen

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