Weißglut
Flinte von der Wand genommen hab, hat er angefangen zu beten. Die Gebete wurden lauter, als ich das Ding geladen hab. Ich muss dir sagen, ich war echt froh, als ich ihm den Lauf in die Fresse gerammt habe und er endlich die Klappe gehalten hat.« Er hielt kurz inne, beugte sich dann vor und hauchte im Bühnenflüsterton: »Peng!«
Slap lachte wieder. »Die volle Sauerei, aber fast zu leicht. Er hat sich nicht mal gewehrt. Okay, er hat ein bisschen Widerstand geleistet, um den Schein zu wahren, aber nichts, was man mit einer kleinen Drohung nicht beenden konnte, und zwar sofort.«
»Du bist irre, diese Kleider aufzubewahren. Warum hast du sie nicht beseitigt?«
»Ich wollte dir zeigen, wie Hoyleblut und Hoylehirn aussieht. Überraschung! Es sieht nicht anders aus als bei jedem anderen.«
»Warum bist du bei Sayre eingebrochen?«
»Klar, dachte mir schon, dass das die Kettenhunde aufweckt.« Er zwinkerte und schmatzte geräuschvoll. »Würde mir gefallen, wenn sie bei mir was aufweckt, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Sehr clever, diese Bibelgeschichte.«
»Finde ich auch. Die hab ich mir ganz allein ausgedacht.« Dann verdüsterte sich seine Miene. »Aber du hast mich nur zum Labern gebracht, weil du mich ablenken willst. Keine Chance. Nein, Sir.« Er beugte sich grinsend vor und sagte: »Jetzt hole ich mir den zweiten Hoyle. Was sagst du dazu?«
Beck stand in der Tür zum Garten und beobachtete gerade, wie Frito ein Eichhörnchen auf den Baum jagte, als Sayre in die Küche trat. Er trug nur eine Hose. Sein Rücken war ein einziges Fleckenmuster. Sie stellte sich hinter ihn, schob die Arme um seine Taille und küsste einen fiesen lila Fleck auf seiner Schulter.
»Guten Morgen.«
»Er wird immer besser.« Er drehte sich um, zog sie an seine Brust und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf den Mund. Erst als sie sich voneinander lösten, bemerkte er ihren originellen Kleidungsstil und lächelte.
Sie hatte eines seiner alten College-T-Shirts angezogen, die er so oft gewaschen hatte, dass das LSU-Logo kaum mehr zu lesen war. »Sehr bestechend«, sagte er.
»Findest du wirklich?«
»Hm.« Er rieb mit den Knöcheln über das V ihres Slips. Sayres Hände schlichen an seine Hose und begannen die Knöpfe zu lösen. Stirn an Stirn lachten sie leise über die Absurdität ihrer Begierde, die nicht mal durch eine heiße Liebesnacht hatte gestillt werden können.
Aber Frito war gar nicht begeistert. Beide bemerkten im selben Moment sein Kratzen an der Fliegentür und das leise Winseln, weil er sich ausgeschlossen fühlte.
Beck sah sie an und zog eine Braue hoch. »Was meinst du?«
»Ich glaube nicht, dass mir mein schlechtes Gewissen je wieder Ruhe lassen würde.«
»Mir auch nicht, verdammt.« Er ließ sie los und öffnete die Fliegentür für den Hund, der hereingaloppiert kam, einen durchgekauten Tennisball im Maul.
Der Ball landete mit einem nassen Klatschen auf Sayres nacktem Fuß. Sie verzog angewidert das Gesicht, tätschelte aber Fritos Kopf und bedankte sich für das Geschenk.
Beck schenkte ihnen Kaffee ein und setzte sich an den Küchentisch. Sayre nahm den Stuhl gegenüber und begann, Frito lässig hinter den Ohren zu kraulen.
»Er ist total in dich verknallt«, bemerkte Beck.
»Hat er dir das erzählt?«
»Das braucht er nicht. Sieh dir nur sein Gesicht an. Er schwebt im siebten Himmel.«
Der Hund sah tatsächlich mit uneingeschränkter Bewunderung zu ihr auf. Sie nahm einen Schluck Kaffee. Während sie die Tasse langsam absetzte, sagte sie: »Ich werde mich später dafür hassen.«
»Für letzte Nacht?«
»Nein, die letzte Nacht werde ich nie bedauern.«
»Ich bedaure höchstens, dass sie nicht länger gedauert hat« , sagte er. »Und dass ich eine Stunde davon mit Schlafen vergeudet habe.«
»Eine knappe Stunde.«
»Viel zu viel.«
»Und selbst während der Stunde warst du …«
»O ja«, bestätigte er heiser. »Und du warst so … anschmiegsam.«
Sie tauschten einen langen, intimen Blick, dann fragte er, wofür sie sich hassen würde.
»Dafür, dass ich gleich die ›Morgen-danach-Frage‹ stellen werde.«
»Die Frage: ›Und was wird jetzt aus uns?‹«
»Sie wurde dir also schon mal gestellt?«
»Gestellt schon, aber ich habe sie noch nie beantwortet.«
»Ich habe sie noch nie gestellt.«
Er zögerte, stand dann auf und ging wieder zur Hintertür. Frito schnappte seinen Tennisball und tappte zu ihm hinüber, in der Hoffnung, dass endlich mit ihm gespielt würde. Aber Beck
Weitere Kostenlose Bücher