Weißglut
töten.«
Chris wandte sich an Beck. »Neulich abends auf der Straße hatte ich keine Angst vor ihm, vielleicht, weil du dabei warst. Da war er bloß nervig. Aber heute Morgen, da war er … keine Ahnung, psychopathisch. Er wollte mich wirklich umbringen, und wenn ich nicht verfluchtes Glück gehabt hätte, hätte er genau das getan.«
In einer aufmunternden Geste drückte Huff Chris’ Schulter. Beck fragte sich, ob ihm als Einzigem die Pistole in Huffs Gürtel aufgefallen war.
»Watkins hatte die Sachen dabei, die er getragen hat, als er Danny umbrachte?«, fragte Sayre nach. »Er hat sie hergebracht?«
Sheriff Harper deutete auf eine braune Papiertüte, die Beck als Beweismittelbeutel erkannte, in dem man meist DNA-Spuren sicherte. »Ein ihm gehörender Stiefel wurde uns heute übergeben.« Er erzählte ihnen, wie es dazu gekommen war. »Ich habe Huff gewarnt, dass Watkins noch gefährlicher für Sie alle werden würde, wenn er erst einmal begriffen hätte, dass wir im Besitz dieses Beweisstücks wären. Ich ermahnte Huff, auf der Hut zu sein. Nur Chris konnten wir nicht mehr rechtzeitig alarmieren.«
»Ich hatte mein Handy nicht eingeschaltet«, erklärte Chris. »Ich hatte es satt, von irgendwelchen Reporter belästigt zu werden, die einen Kommentar zu der Werksschließung haben wollten. Also habe ich es ausgeschaltet, als ich gestern Abend herkam. Ich wusste nicht, dass mir Slap auf den Fersen war.«
»Woher wusste Watkins, dass du hier warst?«, fragte Beck.
»Offensichtlich hat er uns nachspioniert. Ist an unserem Haus vorbeigefahren. Hat uns auf der Straße gestellt. Ist in Sayres Motelzimmer eingebrochen. Falls er auch die Angelhütte überwacht hat, kann er meinen Wagen kaum übersehen haben.« Er nickte zu seinem Porsche hin. »Vielleicht wollte er die Kleider nur abladen, um sich über uns lustig zu machen. Sie sind verklebt mit …« Er sah kurz zu Huff hinüber und hielt inne in dem, was er eigentlich hatte sagen wollen. »Wer weiß schon, warum er was gemacht hat? Er hat nicht wie ein normaler Mensch gedacht. Heute Morgen war er total durchgedreht.«
»Wie hast du ihn überwältigt?«
»Auf die altmodische Tour. Er wollte sich aufspielen und stemmte einen Fuß aufs Bett, womit er zwischen den Beinen verwundbar war. Ich hab ihn mit aller Kraft in die Eier getreten. Allerdings muss ich nicht genau getroffen haben, weil er nicht ganz außer Gefecht gesetzt war. Er kippte nach hinten, aber er schaffte es dabei, sein Messer festzuhalten.
Als ich es ihm wegnehmen wollte, holte er aus, erwischte mich nicht und versuchte es noch mal, aber diesmal konnte ich ihn am Handgelenk festhalten. Wir kämpften um das Messer. Er verlor und stürzte genau auf die Klinge. Ich glaube, dabei wurde eine Schlagader in seinem Bauch durchtrennt, weil das Blut nur so aus ihm raussprudelte. Ich versuchte, die Blutung zu stillen, aber er war schon nach wenigen Minuten tot.«
Beck sah Deputy Scott an. »Ein eindeutiger Fall von Notwehr.«
»So sieht es aus.« Er streckte Chris die Hand hin. »Ich muss mich bei Ihnen für die Unannehmlichkeiten und Peinlichkeiten entschuldigen, die wir Ihnen zugemutet haben, Mr. Hoyle. Und vor allem tut es mir leid, dass ich Sie überhaupt verdächtigt habe.«
Chris schüttelte seine Hand. »Sie haben nur Ihren Job getan. Wir Hoyles brauchen einen Mann wie Sie, um unsere Stadt zu schützen, nicht wahr, Huff?«
»Ganz richtig.«
Schüchtern errötend über dieses Lob, nahm der Deputy den Beweissicherungsbeutel an sich. »Ich bringe das ins Büro und lasse es untersuchen«, sagte er zu Red. »Wenn Sie möchten, fahre ich es gleich nach New Orleans.«
»Danke. Sobald ich wieder im Büro bin, protokolliere ich Chris’ Aussage, damit er sie unterschreiben kann.«
Der Deputy legte den Finger an die Hutkrempe und nickte Sayre zu. »Madam.« Er ging ab, den Beweissicherungsbeutel in der Hand.
Chris nahm einen letzten tiefen Zug von seiner Zigarette und trat sie dann aus. »Ich bin froh, wenn ich all das hinter mir habe. Unter Mordverdacht zu stehen ist kein Spaß. Außerdem hat es mich von der Firma und den Problemen abgelenkt, die wir dort haben.« Er warf Sayre einen gehässigen Blick zu, ließ sich aber nicht über ihren Anteil an den Ereignissen aus, die zu der Schließung geführt hatten.
Der Krankenwagen mit der Leiche war schon abgefahren. Allmählich leerte sich das Grundstück. Red Harper verabschiedete sich als Letzter. »Er sieht schlimmer aus als Slap«, bemerkte Chris über
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