Weißglut
den Sheriff.
»Er hat Krebs.«
Schockiert blickten alle auf Huff.
»Schlimm?«, fragte Chris.
»Sagen wir einfach, es ist gut, dass wir Wayne Scott in unserem Team haben.«
»Er hat noch keine Absichtserklärung unterschrieben«, wandte Chris ein.
»Reue kann einen Mann gefügig machen. Ich glaube, jetzt wäre der ideale Zeitpunkt für dich, ihm ein Dankesschreiben mit einer kleinen Anerkennung zu schicken.«
Chris erwiderte Huffs verschwörerisches Grinsen. »Gleich morgen früh.«
»Ich gehe zum Wasser runter«, sagte Sayre steif. »Ruf mich, wenn du fahren willst, Beck.«
Chris sah ihr amüsiert nach, während sie davonstakste. »Sayre haben wir wohl vor den Kopf gestoßen. Oder ist sie bloß stinkig, weil sie sich so in mir getäuscht hat?«
Beck konnte die Frage auch nicht beantworten, und Huff hörte nur mit halbem Ohr zu. Er musterte kritisch die Fassade der windschiefen Hütte. »Ich sollte das Ding verkaufen.«
»Dasselbe habe ich heute Morgen auch gedacht, kurz bevor Slap aufkreuzte«, sagte Chris. »Nach dem, was hier passiert ist, will bestimmt keiner von uns wieder herkommen.«
»Du regelst den Verkauf, okay, Beck?«, meinte Huff. »Ich will mit diesem Loch nichts mehr zu tun haben.«
»Ich kümmere mich darum.« Beck deutete auf die Pistole. »Was hattest du damit vor?«
»Ich konnte Chris nicht erreichen, um ihn vor Watkins zu warnen. Da bin ich ein bisschen in Panik geraten, schätze ich. Aber nicht ohne Grund, wie man jetzt sieht. Als ich herkam und die ganzen Streifenwagen sah, die sich hier versammelt hatten, habe ich minutenlang die Hölle durchlitten, weil ich glaubte, dass ich zu spät gekommen wäre.« Wieder presste er Chris’ Schulter zusammen. »Wenn ich mir vorstelle, was alles hätte passieren können …«
»Komm schon, Huff«, schalt ihn Chris. »Werd kein Weichei.«
»Und leg die Pistole weg, bevor du noch jemanden verletzt oder dir was Wichtiges wegschießt.«
Huff lachte.
»Mach ich, Beck.«
Er deutete in Richtung der Straße hinter der Hütte. »Ich musste ein Stück weiter unten an der Straße parken. Eigentlich bin ich unterwegs zum Werk. Wir müssen besprechen, wie wir diese Behördenheinis ruhigstellen können.«
»Ruhigstellen?«, fragte Beck.
Huff zwinkerte ihm zu. »Vielleicht werden sie umgänglicher, wenn wir ihnen einen Knochen zuwerfen und jemanden opfern, der für uns entbehrlich ist.«
»Ich bin dir schon weit voraus, Huff«, sagte Chris. Er erzählte ihnen von dem Handel, den er Lila aufgezwungen hatte. »Wie es der Zufall will, brauchen wir ihre Aussage nicht mehr. Aber das heißt nicht, dass George uns als Bauernopfer nicht gelegen käme.«
»Okay, also machen wir es so«, beschloss Huff. »Kommt ihr mit?«
Chris begutachtete die Blutspritzer auf seiner Brust und verzog angewidert das Gesicht. »Ich komme nach, sobald ich mich gewaschen habe.«
»Ich bleibe bei Chris, bis er losfährt«, sagte Beck.
Huff hob die Hand zum Abschied und verschwand hinter der Seitenwand der Hütte.
Chris ging nur kurz hinein, um sein Hemd und seine Schuhe zu holen. »Ich habe gestern Abend meine Sachen in den Kleiderschrank gehängt«, erklärte er Beck, als er wieder herauskam. »Zum Glück. Da drin sieht es aus wie im Schlachthaus, und es riecht wie in der Metzgerei.«
Beck folgte Chris zum Angelsteg hinunter, wo es einen Wasserhahn und einen kurzen Schlauch gab, um die Fische zu säubern. Ein Porzellanbecken und mehrere Seifenstücke lagen ebenfalls bereit, damit man sich hinterher die Hände waschen konnte.
Sayre drehte sich um, als sie ihre dröhnenden Schritte auf dem Steg hörte. Chris sagte zu ihr: »Dreh dich lieber um, wenn du nicht sehen willst, wie ein echter Mann aussieht, denn ich werde mich jetzt ausziehen.«
»Du bist erstaunlich aufgekratzt für jemanden, der eben einen Menschen getötet hat.«
»Wäre es dir lieber gewesen, wenn er mich getötet hätte? Nein, spar dir die Antwort. Sie könnte mir nicht gefallen.«
»Wie kannst du nur so blasiert sein, Chris? Geht dir denn gar nichts nahe?«
Er dachte kurz darüber nach und zuckte dann lässig mit den Achseln. »Nicht viel, nein.«
Sie sah ihn angewidert an. »Du bist ein Arschloch, Chris. Du warst schon immer eines.«
»Nein, ich bin Huff Hoyles über alles geliebter Erstgeborener. Das war ich schon immer. Und werde ich immer sein. Das hat dir schon immer gestunken.«
»Ich bin sicher, dass es dein kolossales Ego streichelt, das zu glauben, aber du täuschst dich ebenso
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