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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Liebeserklärung verkörperte, jene Art von stillem Bekenntnis, das typisch für Danny war, flog der jungen Frau Sayres Herz zu. Außerdem war sie stinkwütend auf Chris und Huff. Dannys Verlobte hätte im Nachruf der Familie erwähnt werden müssen. Das war eine schallende Ohrfeige.
    »Bitte entschuldigen Sie, dass ich mich nicht bemüht habe, während der Feier mit Ihnen zu sprechen, Jessica. Aber ich wusste nicht, dass Danny verlobt war. Das hat mir niemand gesagt.« Vielleicht hatte es Danny versucht. Vielleicht hatte er genau deshalb mehrmals bei ihr angerufen.
    »Niemand wusste von unserer Verlobung«, antwortete Jessica. »Jedenfalls niemand in Ihrer Familie. Danny wollte nicht, dass Ihr Vater oder Bruder von mir wissen. Er wollte mich erst heiraten.«
    Obwohl Sayre die Antwort bereits zu kennen meinte, fragte sie: »Und warum?«
    »Er wollte ihnen keine Gelegenheit geben dazwischenzufunken. Er wusste, dass sie mit mir wahrscheinlich nicht einverstanden gewesen wären.«
    »Das ist doch lächerlich. Wieso das denn?«
    Wieder lachte die Frau, doch diesmal klang ihr Lachen traurig. »Meine Familie hat kein Geld, Ms. Lynch.«
    »Bitte nennen Sie mich Sayre.«
    »Mein Daddy arbeitet in der Tabasco-Fabrik in New Iberia, und meine Mutter ist Hausfrau. Meine Eltern konnten sich gerade genug vom Mund absparen, um mich und meine Schwester aufs College zu schicken. Wir sind beide Lehrerinnen geworden und ihr ganzer Stolz.«
    »Ihre Eltern haben allen Grund, stolz auf Sie zu sein, und das soll ganz bestimmt nicht gönnerhaft klingen. Wo haben Sie Danny kennen gelernt?«
    »Ich unterrichte eine dritte Klasse, aber ich arbeite auch ehrenamtlich in der Ortsbücherei mit. Eines Abends kam er zum Stöbern herein und las sich in einem Buch fest. Irgendwann wollten wir schließen. Ich ging zu ihm hin und bat ihn zu gehen. Er sah zu mir auf und sah mir eine Ewigkeit ins Gesicht. Dann sagte er: ›Ich gehe, ohne Ärger zu machen, aber nur, wenn ich Sie auf einen Kaffee einladen darf.‹« Sie legte den Handrücken an die Wange, als hätte die bloße Erinnerung an ihre erste Begegnung sie erröten lassen.
    »Durfte er?«
    »Mich auf einen Kaffee einladen? Ja.« Sie lachte leise. »Eigentlich hätte ich das nicht tun sollen. Es ist sonst nicht meine Art, mit einem Mann mitzugehen, den ich eben erst kennen gelernt habe, aber damals tat ich es.« Ihre Augen richteten sich wieder auf das mit Blumen überhäufte Grab. »Wir haben stundenlang geplaudert. Ehe wir uns verabschiedeten, bat er mich um ein Date am folgenden Wochenende. Bis es Samstag wurde, hatte ich erfahren, dass er Huff Hoyles Sohn war. Das machte mir Angst. Ich wollte mich schon drücken, aber ich hatte Danny so gern, dass ich mich trotzdem mit ihm traf.
    Wir waren in einem Restaurant auf halbem Weg nach New Orleans essen. Danny sagte, dass er mich dorthin ausführen wolle, weil es ein wirklich erstklassiges Restaurant sei, und damit hatte er Recht. Aber ich wusste schon damals, warum er nicht mit mir gesehen werden wollte. Das störte mich nicht. Ehrlich gesagt wollte ich nichts mit Ihrer Familie zu tun haben.« Sie wandte verlegen den Kopf ab und sagte: »Ich hoffe, ich habe Sie damit nicht beleidigt.«
    »Ganz und gar nicht. Ich will auch nichts mit uns zu haben. Ich weiß am allerbesten, was für schlechte Menschen wir sind.«
    Jessica lächelte melancholisch. »Danny war kein schlechter Mensch.«
    »Nein, er nicht.«
    »Er arbeitete in der Gießerei und tat dort seinen Job, aber er war nicht mit dem Herzen dabei. Er hielt nichts von den Managementgrundsätzen Ihres Vaters und Ihres Bruders. Er war in vielen Dingen nicht mit ihnen einverstanden. Es war nicht leicht, sich den beiden zu widersetzen, lebenslange Angewohnheiten lassen sich nur schwer abschütteln. Aber er wurde immer mutiger.«
    Sayre merkte sich diese Bemerkung, weil sie später darüber nachdenken wollte. Sie fragte sich, wie sich Dannys neu gefundener Mut wohl geäußert hatte.
    »Wie lange waren Sie verlobt?«
    »Zwei Wochen.«
    »Zwei Wochen?«, rief Sayre aus.
    »Genau.« Jessica schüttelte unerbittlich den Kopf. »Jetzt heißt es, Danny hätte sich umgebracht. Das stimmt nicht. Da bin ich ganz sicher. Wir schmiedeten schon Pläne, wohin wir ziehen und was wir dort tun wollten. Wir hatten uns schon Namen für unsere zukünftigen Kinder ausgedacht. Danny hat sich bestimmt nicht umgebracht. Für ihn war das Sünde.«
    Das Wort Sünde brachte Sayre zu ihrer nächsten Frage: »Gehen Sie in dieselbe

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