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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Sitzbänken.
    Offenbar waren die Besitzer davon überzeugt, dieses Miami-Beach-Farbschema wäre eine Hommage an die klassischen Diners aus den fünfziger Jahren. Stattdessen hatte sie das Original zu einer billigen Parodie seiner selbst entstellt.
    Die 45er in der Wurlitzer waren durch CDs ersetzt worden, aber immerhin stand die Musicbox noch. Und trotz der neuen Inneneinrichtung war die gnadenlos kalorienreiche, arterienmordende Speisekarte von damals praktisch unverändert geblieben.
    Sayre gab ihre Bestellung auf und ließ sich dann entspannt gegen die rosa gepolsterte Vinyllehne ihrer Sitzbank sinken, um ihre Vanilla Coke zu trinken und sich zum x-ten Mal zu fragen, was sie hier noch zu suchen hatte und wieso sie nicht schon in der Nacht nach New Orleans zurückgekehrt war, um am folgenden Morgen den ersten Flug nach San Francisco zu nehmen.
    Stattdessen war sie, nachdem sie den Friedhof verlassen hatte, zu einem Motel in Destiny gefahren und hatte sich dort ein Zimmer genommen. Dass es sich um das bessere der beiden Motels handelte, hatte nicht viel zu bedeuten. Dann war sie, hungrig oder auch einfach nur rastlos, essen gegangen.
    Da es mitten unter der Woche und die Abendessenszeit schon vorüber war, hatte sie den Diner praktisch für sich alleine, was ihr sehr genehm war. Sie brauchte Zeit, um über alles nachzudenken, was heute passiert war.
    Sie war wirklich zu einem glücklichen Zeitpunkt auf dem Friedhof aufgetaucht. Wäre sie eine halbe Stunde früher oder später gekommen, hätte sie vielleicht nie erfahren, dass Jessica DeBlance existierte und Danny mit ihr sein Glück gefunden hatte. Die Unterhaltung mit der Frau, die ihn geliebt hatte, war für sie wie ein tröstliches Geschenk gewesen.
    Aber vor allem war seine Verlobung das zwingendste Argument gegen die Suizidtheorie. Nur wusste Sayre nicht, was sie mit der Information anfangen sollte, die ihr da zugeflogen war.
    Und es wollte ihr seither noch weniger in den Kopf, warum Danny sie nach zehnjähriger Funkstille angerufen hatte. Hatte er ihr mitteilen wollen, dass er verlobt war, hatte er vor seinem Selbstmord die Beziehung zu ihr klären wollen, oder hatte er bei dem Problem, dem er sich gegenübersah, ihren Rat gebraucht?
    Dass sie dies nicht wüsste, würde sie bis ans Ende ihrer Tage verfolgen.
    »Hiya, Red.«
    Aus ihren Gedanken gerissen, sah Sayre sich um und erwartete jemanden zu sehen, der Sheriff Red Harper ansprach. Doch der Mann vor ihrer Sitzecke grinste ihr mitten ins Gesicht und sprach sie offenkundig wegen ihrer roten Haare als Red an. Hielt er sich wirklich für originell? Offensichtlich, weil er sich mit seinem Grinsen selbst zu beglückwünschen schien.
    Er nickte zu ihrem Colaglas hin. »Du trinkst allein?«
    »So ist es mir am liebsten.« Sie sah noch einmal zu ihm auf, weil sie hoffte, dass er den Hinweis verstehen und abziehen würde. Das tat er nicht.
    »Woher willst du das wissen? Du hast noch nie mit mir getrunken.«
    »Dazu wird es auch nicht kommen.«
    »Dazu wird es auch nicht kommen«, äffte er sie nach. »Du klingst ganz schön zickig, seit du drüben in San Francisco lebst.«
    Sie sah ihn scharf an.
    »Ach was! Du fragst dich wohl, woher ich dich kenne? Ich kenn dich, Miss Sayre Hoyle. Diese Haare könnte ich nie vergessen und auch nicht …« Sein Blick glitt an ihr herab. Wahrscheinlich hielt er das für sexy. »Und wie du dich aufgetakelt hast. Du hast dir in Kalifornien ein paar schlechte Angewohnheiten zugelegt. Aber ich schätze, ich kann dir keinen Vorwurf machen, wahrscheinlich quatschen die vielen Homos bei euch so bescheuert.«
    Er beugte sich vor und senkte vertraulich die Stimme. »Ich wette, dein Arsch ist immer noch so süß wie damals, als du ein sechzehnjähriges Cheerleader-Girl warst und auf dem Rasen rumgehüpft bist und Räder geschlagen hast und all so was. Mir ist jedes Mal einer abgegangen, wenn ich freitagabends zugeschaut habe, wie du die Füße hochgeschleudert hast. Darauf habe ich mich die ganze Woche gefreut.«
    »Charmant«, sagte sie und fixierte ihn mit einem eisigen Blick. »Und würden Sie jetzt bitte verschwinden?«
    Stattdessen rutschte er ihr gegenüber in die Bank. Sie fasste nach ihrer Handtasche, aber ehe sie aufstehen konnte, hatte seine Hand ihr Gelenk umfasst. Sie versuchte sich loszureißen und sagte scharf: »Lassen Sie mich los!«
    »Ich will mich nur ganz freundlich mit dir unterhalten«, antwortete er schleimig. »Schließlich kennen wir uns schon ewig. Erinnerst du dich

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