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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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betrachtete er ihr Gesicht, ihr bezauberndes Haar, diesen sagenhaften Körper und versuchte dabei, seine Ängste zu ersticken. Waren sie berechtigt? Er wollte es nicht wissen, aber er musste es wissen, weil er sonst noch verrückt wurde.
    »Nettes Begräbnis heute«, bemerkte er so locker wie möglich.
    Ihre Miene änderte sich nicht. »In der Kirche wäre ich um ein Haar eingeschlafen. Das war so sterbenslangweilig. «
    »Aber bei der Totenfeier hat sich Huff nicht lumpen lassen.«
    »Die war okay.«
    »Wohin bist du verschwunden?«
    »Verschwunden?« Sie blätterte mit dem Daumen eine Seite weiter. »Wann denn?«
    »Drüben im Haus konnte ich dich eine ganze Weile nirgendwo finden.«
    Sie sah ihn an. »Ich war auf der Toilette.«
    »Da habe ich nachgesehen.«
    »Unten musste man anstehen. Also bin ich nach oben gegangen. Ist das für dich okay? Oder hätte ich die Beine zusammenkneifen sollen, bis wir zu Hause waren?«
    »Werd nicht gleich wütend, Schatz. Ich wollte doch nur …«
    »Ach, vergiss es.« Sie pfefferte die Zeitschrift auf den Boden. »Es ist zu heiß, um sich zu streiten, wann ich wo auf dem Klo war. Das ist doch idiotisch.«
    Sie begann die Kissen hinter ihrem Rücken aufzuschütteln. Die mit Spitzen umsäumten Kissenbezüge hatte sie in einem Nobelschuppen in New Orleans besorgt. Sie hatten ein kleines Vermögen gekostet. Er war durch die Decke gegangen, als er die Abbuchung auf der Kreditkartenabrechnung entdeckt hatte.
    »Du hast so viel Geld für Kissenbezüge ausgegeben?«, hatte er fassungslos gefragt.
    Sie hatte ihm versprochen, die Bezüge zurückzubringen, aber dann hatte sie tagelang getrauert, bis er eingelenkt und ihr gesagt hatte, dass sie die verfluchten Dinger behalten könne. Sie hatte ihm unter Tränen gedankt und ihm erklärt, er sei der beste Ehemann auf der ganzen Welt. Wie hatte er sich in ihrer Liebe gesonnt.
    »Danke, dass du heute mitgegangen bist.« Er legte eine Hand auf ihre weich geschwungene Hüfte. »Es war wirklich wichtig, dass wir uns sehen ließen.«
    »Natürlich mussten wir hingehen. Du arbeitest für sie.«
    »Mein Job als Sicherheitschef ist sehr wichtig, weißt du? Ich trage große Verantwortung, Lila. Ohne mich würden die Hoyles …«
    »Hast du die Katze gefüttert?«
    »Mit einer Mischung aus Trockenfutter und Dosenfutter, genau wie du es willst. Jedenfalls ist meine Arbeit in der Fabrik genauso wichtig wie das, was Chris dort tut. Vielleicht noch wichtiger.«
    Sie hörte auf, an den spitzenbesetzten Kissenbezügen herumzunesteln, und sah ihn an. »Niemand bezweifelt, dass du einer der Topleute in der Gießerei bist, George. Ich weiß schließlich am besten, wie viele Überstunden du dort machst.« Schmollend setzte sie hinzu: »Ich weiß das, weil du jede Stunde, die du dort verbringst, nicht bei mir bist.«
    Lächelnd zog sie ihr Nachthemd über den Kopf und strich dann neckisch damit über seine Brust. Sein kleiner Penis reckte sich aufgeregt. »Hast du heute was für Lila, George? Hm?« , schnurrte sie.
    Sie schob ihre Hand in den Schlitz seiner Pyjamahose und machte sich daran, ihm Vergnügen zu bereiten, und sie verstand ihr Geschäft. Als er sie im Gegenzug ebenfalls streichelte, stöhnte sie, als würde sie das Vorspiel genauso genießen wie er.
    Vielleicht täuschte er sich. Vielleicht war er nur paranoid und bildete sich Dinge ein, registrierte Nichtigkeiten und Schwingungen, die nichts zu bedeuten hatten. Er war klein, pummelig und rosa; Chris Hoyle war groß, dunkel und gut aussehend. Er stand in dem Ruf, dass er sich jede Frau nahm, die er wollte.
    George kannte mehrere Männer in der Fabrik, deren Ehen schwer gelitten hatten oder gar gescheitert waren, weil die Frauen eine Affäre mit Chris angefangen hatten. Es war ganz natürlich, dass ein Mann nervös wurde, wenn seine Frau in die Nähe eines so berüchtigten Aufreißers kam.
    George arbeitete mittlerweile seit über zwanzig Jahren für die Hoyles. Er hatte ihnen viel geopfert – seine Zeit, seine Integrität, seinen Stolz. Aber je mehr man ihnen gab, desto mehr forderten sie. Sie saugten die Menschen aus, ihr Leben und ihre Seele. Damit hatte sich George schon vor langer Zeit abgefunden. Er war bereit, ein Jasager zu sein.
    Aber irgendwo musste bei Gott eine Grenze sein. Und für George Robson war das seine Frau.
     
    Nur in Boxershorts und einem altmodischen Rippenunterhemd bekleidet, kam Huff die breite Treppe herunter. Er versuchte, leise zu sein, aber mehrere Stufen knarrten, und

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