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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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»Was möchten Sie darüber wissen?«
    »Hat Chris ihn getötet?«
    Seine linke Braue schoss hoch. »Sie nehmen kein Blatt vor den Mund.«
    »Und?«
    »Es sprachen nur einige Indizien gegen Chris.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage«, wies sie ihn zurecht. »Nein, lassen Sie es mich anders ausdrücken. Das ist die Antwort eines Anwalts. «
    »Die Argumente der Staatsanwaltschaft waren so schwach, dass die Jury keinen Schuldspruch fällen konnte.«
    »Und der Fall wurde nie wieder aufgenommen.«
    »Er hätte nie verhandelt werden dürfen.«
    »Keine Leiche, kein Mord?« Das war der Tenor der Artikel gewesen, die sie darüber gelesen hatte. Gene Iversons Leichnam war nie gefunden worden. Er war spurlos verschwunden.
    »Wenn ich Staatsanwalt wäre«, sagte er, »würde ich nie ohne eine Leiche in einen Mordprozess gehen, selbst wenn die Indizien noch so deutlich gegen den Angeklagten sprächen.«
    »Was hatten Sie mit dem Fall zu tun?«
    »Ich hatte von der Verhandlung gelesen. Und fand aus den gerade genannten Gründen, dass die Anklage das Papier nicht wert war, auf dem sie geschrieben war. Also fuhr ich her, um meinen Verbindungskameraden zu unterstützen und ihm in jeder erdenklichen Weise beizustehen. Bis ich hier ankam, war das Verfahren abgeschlossen. Ich traf Chris und Danny beim Feiern in diesem uralten Schuppen draußen am Highway. Wissen Sie, welchen ich meine?«
    »Das Razorback?«
    »Genau das. Chris gab eine Lokalrunde nach der anderen, um seinen Freispruch zu feiern. Slap Watkins war auch dort. Er fing an rumzustänkern, dass man sich mit Geld auch Gerechtigkeit erkaufen könne, dass die Reichen nie einfahren müssten und so weiter und so fort. Das passte Chris gar nicht. Danny auch nicht. Er hat sogar als Erster zugeschlagen, um seinen Bruder zu verteidigen. Dann ging es richtig rund. Ich stürzte mich ins Getümmel und konnte das Blatt zugunsten Ihrer Brüder wenden, auch wenn Slap was anderes behauptet. Wir haben ihn fix und fertig gemacht.«
    »Damit haben Sie uns alle drei aus den hässlichen Klauen von Slap Watkins errettet.«
    »Sieht ganz so aus.« Er lächelte. »Es kann sich lohnen, mich auf seiner Seite zu haben.«
    »Huff und Chris denken das sicherlich.«
    Er stützte die Unterarme auf die Tischplatte und beugte sich vor. »Aber im Moment interessiert mich viel mehr, was Sie denken.«
    Es war eine irreführend schlichte Feststellung. Sie nahm eine wesentlich komplexere, unausgesprochene Bedeutung darin wahr. »Ich glaube, es wird Zeit, dass ich mich verabschiede.«
    Sie klappte ihre Handtasche auf, doch er sagte: »Ich lade Sie ein. Ich kann hier anschreiben lassen.«
    »Danke, aber danke nein.«
    »Fürchten Sie, in meiner Schuld zu stehen?«
    Sie klemmte einen Zwanzigdollarschein unter den Zucker-Streuer und blickte ihm dann in die funkelnden Augen. »Ich fürchte nichts, Mr. Merchant.«
    Er rutschte gleichzeitig mit ihr aus der Bank und folgte ihr zur Tür. »Und Hunde?«
    »Wie bitte?«
    Er pfiff kurz und scharf. »Ob Sie Angst vor Hunden haben.«
    Kaum hatte er die Frage ausgesprochen, da kam Frito durch die doppelte Schwingtür geschossen. Er war ein wunderschöner Hund – mit goldenem Fell und weißen, federgleichen Haaren am Bauch. Er wedelte so überschwänglich mit dem Schweif, dass Sayre gezwungen war, ihm auszuweichen, wenn sie nicht umgeworfen werden wollte.
    Frito begrüßte seinen Besitzer so begeistert, als wäre er nicht Minuten, sondern Monate weg gewesen. Dann wandte er seine ganze Aufmerksamkeit Sayre zu. Er umtanzte ihre Füße, tränkte ihre Hände mit Hundesabber und gab erst Ruhe, als ihm »Sitz!« befohlen wurde. Daraufhin ließ er sich zwar auf den Hinterläufen nieder, zitterte aber am ganzen Leib vor Lebenslust und flehte Sayre mit seinen großen, braunen Augen an, ihn zu streicheln.
    Was sie tat. »Er ist wunderschön. Wie lange haben Sie ihn schon?«
    »Ein paar Jahre. Seit er sieben Wochen alt war. Einer der Arbeiter brachte einen Wurf mit in die Gießerei. Gleich beim ersten Blick in den Karton wusste ich, dass ich ihn mit nach Hause nehmen musste.« Er schrubbte mit den Knöcheln über den Kopf des Hundes. »Beim Versuch, ihn stubenrein zu machen, sind wir ein paar Mal zusammengerumpelt, aber inzwischen wüsste ich nicht mehr, was ich ohne ihn anfangen sollte.«
    Während sie zuschaute, wie Beck Merchant seinen Hund mit Zärtlichkeiten überschüttete, musste Sayre zugeben, dass er sexy Augen, ein betörendes Lächeln und ein niedliches Haustier

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