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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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andere Handlangerdienste zu erledigen, die der Eigentümer vielleicht jemandem überlassen wollte, der keine Angst vor harter Arbeit hatte. Zum Beispiel hatte er beim Reinkommen ein paar Grabwespennester unter der Dachrinne entdeckt. Ob es dem Besitzer nicht gefiele, wenn die entfernt würden?
    Während die beiden Männer die Bedingungen für die vorübergehende Anstellung seines Daddys aushandelten, stand der junge Huff abseits und starrte zu den kreisenden Rotorblättern des Deckenventilators auf, voller Bewunderung für diese sagenhafte Maschine, die seine Haare mit kühler Luft durchpflügte und den Schweiß auf seinem sonnenverbrannten Gesicht trocknete.
    Den ganzen Tag lang räumte sein Daddy damals Regale ein, wischte Böden und putzte Fenster. Er verbrannte in der glühenden Hitze Müll und ermahnte Huff, ihm behilflich zu sein, indem er nach fliegenden Funken Ausschau hielt. Die tanzenden Flammen und die aus den Fässern hochwabernden Hitzewellen hypnotisierten Huff.
    Sein Daddy trug und holte und schleppte für den Besitzer, bis er kaum noch aufrecht stehen konnte und sein Gesicht vor Erschöpfung uralt aussah. Dafür bekam Huff an jenem Abend etwas zu essen. Ein Sandwich mit Pimentkäse, das an der Limonadetheke im Laden übrig geblieben war. Nichts hatte ihm je so gut geschmeckt, obwohl er ein schlechtes Gewissen hatte, weil er es vor den Augen seines Vaters aß, der ihm versichert hatte, wirklich nicht hungrig zu sein.
    Huff wünschte sich, der Drugstorebesitzer hätte ihm auch so eine Eiswaffel gemacht wie den anderen Leuten und dabei die Kugeln so hoch gestapelt, dass Huff sich fragte, wie sie in der Waffel bleiben konnten.
    Aber ihm wurde kein Eis geschenkt, und sobald Huff sein Sandwich gegessen hatte, womit er sich so viel Zeit wie nur möglich ließ, sagte der Besitzer, es sei Zeit, dass er und sein Daddy »weiterzögen«, wie sie es so oft hörten.
    Scheinwerfer schwenkten in einem strahlend hellen Bogen über den Rasen vor dem Haus. Aus seinem Wachtraum gerissen, rieb Huff sich mit der Hand übers Gesicht, als wollte er die Erinnerung fortwischen und mit ihr das peinliche Gefühl, wenn jemand von seiner Vergangenheit wüsste.
    Chris’ nagelneuer Porsche Carrera hielt an, und sein Sohn stieg aus. Im Laufschritt kam er den Fußweg herauf und hatte schon fast die Veranda erreicht, als er Huff bemerkte.
    »Was tust du mitten in der Nacht hier draußen?«
    »Wonach sieht es denn aus?«
    »Nette Aufmachung«, bemerkte Chris gut gelaunt, ließ sich in den zweiten Schaukelstuhl fallen und reckte die Arme über den Kopf. »Ich bin so müde, dass ich morgen den ganzen Tag durchschlafen könnte.«
    »Du musst morgen arbeiten.«
    »Ich melde mich krank. Wer will mich schon rausschmeißen?«
    Huff schnaubte. »Wieso kommst du so spät?«
    »Georges Mom hat sich eine Magengrippe eingefangen. Sie rief zu einem höchst ungelegenen Zeitpunkt an. Der arme George hatte gerade einen Ständer, als er losmusste, um nach seiner Mum zu sehen, während Lila allein und einsam zu Hause blieb.«
    »Das Mädchen bringt nichts als Ärger.«
    »Schon. Genau das macht es so reizvoll.«
    Huff stieß eine Qualmwolke aus. »Willst du deine besten Jahre damit vergeuden, frustrierte Hausfrauen zu besteigen? Oder wirst du irgendwann deine Frau ins Bett zurückholen und sie endlich schwängern?«
    Chris presste sich die Daumenballen in die Augenhöhlen, als litte er Schmerzen. »Ich habe absolut keine Lust, heute Abend darüber zu sprechen.«
    »Wir sprechen darüber, wann ich es will«, schnauzte Huff ihn an. »Du windest dich schon seit Wochen, sobald ich von Mary Beth zu reden anfange. Ich will wissen, was da los ist.«
    »Na schön.« Chris ließ den Kopf gegen die Lehne fallen und holte tief Luft. »Sie weigert sich, die Scheidungspapiere zu unterschreiben. Beck hat mit dem besten Scheidungsanwalt in New Orleans gesprochen. Einem, der zu den Männern hält, nicht zu ihren geldgierigen, jammernden Exfrauen. Er ist zäher als jeder andere.
    Der Anwalt setzte ein Dokument auf, und Beck ging es Wort für Wort durch. Seiner Meinung nach war es der bestmögliche Deal für mich und gleichzeitig sehr großzügig gegenüber Mary Beth.« Er hörte auf zu schaukeln und beugte sich zu Huffs Stuhl hinüber, bis sein Gesicht dicht vor dem seines Vaters war. »Sie will nicht unterschreiben.«
    »Dann besteht noch Hoffnung auf Versöhnung.«
    Chris lachte abfällig und sank wieder in seinen Schaukelstuhl zurück. »Mary Beth verweigert mir die

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