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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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bekommt eins auf die Finger, und damit ist die Sache bis zum nächsten Unfall erledigt.
    Und wenn ein Sicherheitsinspektor kommt, werden die Bestimmungen gerade lang genug beachtet, bis die Inspektion bestanden ist, und dann geht alles weiter wie gehabt. Diese Gießerei ist lebensgefährlich, Red Harper, das wissen Sie genau.
    Iverson war ein Agitator«, fuhr sie fort. »Meinetwegen mag er der lästigste Mensch auf diesem Planeten gewesen sein. Ich habe ihn nicht gekannt und hätte ihn wahrscheinlich nicht gemocht, aber ich habe ihn für das, was er zu tun versucht hat, bewundert. Anders als Huff und Chris.«
    »Hunderte von Arbeitern waren ganz und gar nicht begeistert von ihm, Sayre. Er spielte mit ihren Arbeitsplätzen. Wenn sie nicht arbeiten, haben ihre Familien nichts zu essen. Vielleicht konnte Iverson es sich leisten zu streiken, aber diese Männer nicht. Und etliche von ihnen hätten ihn am liebsten tot gesehen.«
    »Aber niemand hat es – ihn tot gesehen, meine ich. Genau darum wurde Chris freigesprochen.«
    »Chris wurde freigesprochen, weil ihn die Geschworenen für unschuldig hielten.«
    »Nur die Hälfte.«
    Der Schuss traf, aber er vermochte den Panzer des Sheriffs nicht zu durchschlagen. Im Grunde hatte sie das auch nicht erwartet. Sie hätte den ganzen Tag hier sitzen und Red Harper verbal attackieren können, aber das wäre Zeitverschwendung gewesen. Er würde die Hoyles, denen er mit Leib und Seele gehörte, bis zu seinem letzten Atemzug decken.
    Sie bezweifelte, dass seine unerschütterliche Loyalität auf Zuneigung oder Treue oder auch nur auf Gier nach dem Bestechungsgeld basierte, das Huff ihm zahlte. Eher war es so etwas wie eine schwer abzulegende Angewohnheit. Red war wie ein Kettenraucher, der gar nicht mehr merkte, wenn er sich die nächste Zigarette anzündete. Er hatte so lange für ihre Familie gelogen, dass es ihm geradezu zum Reflex geworden war und die Entscheidung dafür nicht mehr auf einer Gewissenserwägung oder einer freien Wahl beruhte.
    Abgesehen davon war es durchaus möglich, dass er sie diesmal gar nicht zu decken brauchte. Vielleicht hatte man Chris unberechtigt angeklagt, vielleicht hatte ihn ein ehrgeiziger Staatsanwalt vor Gericht gezerrt, der sich einen Namen hatte machen wollen, indem er einen beneidenswert reichen Prominenten hinter Gitter gebracht hätte. So zumindest der Tenor des Zeitungskommentars, den sie am Morgen gelesen hatte. Vielleicht hatte ihr Bruder nur als praktischer und prominenter Sündenbock für ein ungelöstes Rätsel herhalten müssen.
    Falls er das Verbrechen, für das er vor Gericht gestanden hatte, nicht begangen hatte, war es unfair von ihr, ihn weiterhin zu verdächtigen. Und falls er tatsächlich ungestraft gemordet hatte, würde sie es von Red Harper bestimmt nicht erfahren.
    Sie griff nach ihrer Handtasche und stand auf. »Danke, dass Sie mich ohne Termin empfangen haben.«
    »Sie sind mir jederzeit willkommen, Sayre.« Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor und begleitete sie zur Tür. »Bleiben Sie noch länger in der Stadt?«
    »Ich fahre heute Nachmittag.«
    »Na, dann passen Sie da draußen auf sich auf. Wie man so hört, laufen in San Francisco eine Menge schräge Typen rum.« Er dehnte seine Hängelippen zu etwas, was wohl ein Lächeln sein sollte. »Deputy Scott hat Ihre Telefonnummer. Ich glaube, spätestens morgen wird er seine Ermittlungen abgeschlossen haben. Ich werde dafür sorgen, dass er Sie anruft, sobald der offizielle Bericht feststeht.«
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar.« Gerade als sie aus der Tür gehen wollte, fiel ihr Jessica DeBlance ein, und sie blieb noch einmal stehen. Dannys heimliche Verlobung konnte ein entscheidender Faktor sein. Aber Red stand auf Huffs Gehaltsliste. Alles, was sie ihm erzählte, würde sofort an Huff weitergetragen, und Jessica hatte ihr erklärt, sie wollte nicht, dass Huff von ihren Heiratsplänen erfuhr.
    Sayre war nicht einmal sicher, ob sie Wayne Scott diese Information anvertrauen sollte, denn der Deputy wäre verpflichtet, sie an seinen neuen Boss weiterzugeben. So beschloss sie, nichts zu sagen, sondern erst mit Jessica Rücksprache zu nehmen.
    Aber noch etwas nagte an ihr, ohne dass sie es fassbar machen konnte. Dann, am Ende des Korridors angelangt, erkannte sie, was sie so störte. »Sheriff Harper?«
    Inzwischen war er wieder in seinem Büro. Er streckte den Kopf aus der Tür und sah sie fragend an.
    »Sie haben doch vorhin gesagt, dass Danny irgendwann beim Angeln

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