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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Schreibtisch und drückte den blinkenden Knopf auf dem Telefon. »Sally, ich bin’s, Chris. Brauchen Sie Huff?«
    Die nasale Stimme von Huffs langjähriger, still duldender Assistentin schaffte es kaum durch die Lautsprechermembran. »Ich weiß, dass Sie gerade eine Besprechung haben, aber ich dachte, Mr. Hoyle oder Sie alle würden sie vielleicht unterbrechen wollen.«
    »Weswegen denn?«
    »Ihre Schwester ist unten und macht einen Riesenaufstand.«

Kapitel 10
    »Sayre ist hier?« Chris stand unter Schock.
    Huff absolvierte kurz vor der Toilettentür eine Hundertachtziggradwendung.
    Beck schoss vom Sofa hoch und eilte an die Fensterfront. Unten war nichts Ungewöhnliches zu erkennen. Alle gingen wie sonst ihrer Arbeit nach.
    »Sie ist durch den Angestellteneingang reingekommen«, erklärte Sally eben. »Nicht durch den Besuchereingang. Der Wachmann ist neu. Er hat sie nicht erkannt. Bis jetzt hat er sie aufgehalten, aber sie verlangt, in die Werkshalle gelassen zu werden.«
    »Hat sie gesagt, wieso?«
    Sally schluckte hörbar und antwortete dann: »Sie sagt, weil die Firma ihr gehört. Trotzdem wollte er sie nicht aufs Gelände lassen ohne eine Erlaubnis.«
    »Sagen Sie dem Wachmann, er soll sie festhalten«, befahl Chris. »Wir melden uns gleich bei ihm.«
    »Sie macht ihm die Hölle heiß, so hat er es wörtlich ausgedrückt.«
    »Sagen Sie ihm, ich mache ihm erst recht die Hölle heiß, wenn er seinen verfluchten Job nicht erledigt«, erwiderte Chris und trennte die Verbindung.
    Huffs Lachen drang durch einen Vorhang aus Zigarettenqualm. »Na, Jungs, es sieht so aus, als würde sich unsere stille Teilhaberin plötzlich fürs Geschäft interessieren.«
    Chris schien Sayres Besuch nicht so amüsant zu finden. »Ich frage mich, wieso.«
    »Sie hat selbst erklärt, dass ihr die Firma gehört«, meinte Huff mit ausgebreiteten Armen. »Sie hat jedes Recht, hier zu sein.«
    »Stimmt«, sagte Beck. »Rein rechtlich gesehen ist sie Mitinhaberin. Aber wollt ihr sie wirklich in die Gießereihalle lassen?«
    »Auf keinen Fall«, wehrte Chris ab.
    »Warum nicht?«, fragte Huff.
    »Zum einen ist es zu gefährlich.«
    Huff bedachte Beck mit einem gerissenen Lächeln. »Seit Jahren bestreiten wir bei allen Sicherheitsinspektionen, dass dort unten irgendwelche Gefahrenquellen existieren. Ich würde doch nicht meine eigene Tochter da unten rumspazieren lassen, wenn ich nicht hundertprozentig überzeugt davon wäre. Richtig?«
    Es war typisch für Huff, aus allem einen Vorteil zu ziehen und sogar eine unerwünschte Situation für seine Zwecke zu nutzen. Beck musste ihm zugestehen, dass der Aspekt, unter dem Huff die Situation betrachtete, nicht ohne Reiz war. Aber er hatte trotzdem Bedenken, und Chris empfand offenbar ähnlich.
    Schon fast an der Tür, sagte er: »Das ist keine gute Idee, und ich habe keine Angst, ihr das zu sagen. Schließlich bin ich Werksdirektor. Wenn ich sage, dass sie nicht reinkann, dann kann sie nicht rein.«
    »Warte noch, Chris.« Huff hob die Hand. »Wenn du ihr so kommst, wird sie glauben, wir hätten was zu verbergen.«
    Beck konnte fast sehen, wie die Zahnräder in Huffs Kopf zu rattern begannen, während er die Zigarette vom einen Mundwinkel in den anderen wandern ließ. Dann sah er Beck an. »Du gehst. Taste mal vor. Hör dir an, was sie zu sagen hat. Ich verlasse mich auf deinen Instinkt. Wenn du es für das Beste hältst, sie wieder hinauszubegleiten, dann tu es, und schließ die Tür hinter ihr ab. Aber wenn du glaubst, dass es nützlich wäre, sie einen Blick in die Gießerei werfen zu lassen, dann dreh mit ihr die kleine Runde.«
    Beck sah Chris an. Chris war für den laufenden Betrieb zuständig, und Chris achtete eifersüchtig darauf, dass ihm niemand seine Befugnisse streitig machte. Er sah nicht froh aus, aber er legte sich auch nicht mit Huff an. Und möglicherweise hatte er keine große Lust, sich mit Sayre anzulegen.
    Beck freute sich auch nicht gerade darauf.
     
    Hoyle Enterprises beschäftigte fast sechshundert Angestellte, darunter nur ein paar Dutzend Frauen. Sie waren als Verwaltungskräfte in den angeschlossenen Büros tätig. Abgesehen von den Assistentinnen der Geschäftsleitung arbeiteten im Produktionsbereich des Werkes nur Männer.
    In einem »Center« genannten Raum meldeten sich die Männer zur Arbeit und stempelten ihre Karten. Das Center war ein Saal von der Größe einer mittleren Versammlungshalle und extrem lieblos eingerichtet. Der Boden war blanker Beton, die

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