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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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konnte sie das Kompliment nicht erwidern. Er erschien heute Vormittag noch ausgezehrter als gestern, als hätte er seither kein Auge zugemacht.
    Er rückte seinen Stuhl nach hinten. »Es freut mich, Sie wiederzusehen, aber es ist verdammt schade, dass es aus einem so unangenehmen Grund sein muss. Ich habe Danny immer gemocht.«
    »Wie viele Leute.«
    »Er war ein angenehmer Mensch.« Der Sheriff verstummte, als wollte er dem jüngst Dahingeschiedenen den angemessenen Respekt erweisen. Schließlich fragte er: »Was kann ich heute für Sie tun?«
    »Eigentlich geht es eher darum, was ich für Sie tun kann. Ich habe Informationen, die für Deputy Scotts Ermittlungen wichtig sein könnten.«
    Er zeigte sich überrascht und machte ihr ein Zeichen fortzufahren.
    »Beck Merchant und ich waren gestern Abend zufällig zur gleichen Zeit im Diner. Gegen zweiundzwanzig Uhr.«
    »Hm-hm«, sagte Red, der offenbar nicht sicher war, wohin das führen würde.
    »Als wir gingen, fiel mir auf, dass an den Reifen seines Pickups und auch an seinen Stiefeln gelber Schlamm klebte. Gelb wie die Erde um unsere Angelhütte. Ich warf ihm vor, dass er den Tatort betreten habe, um ihn zu manipulieren, vielleicht sogar Beweismaterial verschwinden zu lassen. Er hat zugegeben, dass er dort war. Er war nach dem Treffen bei uns zu Hause rausgefahren, direkt nachdem Sie uns erklärt hatten, dass die Angelhütte als Tatort galt und das Grundstück bis auf Weiteres nicht betreten werden dürfe.«
    »Richtig.«
    »Richtig?«
    »Beck war gestern Abend auf meine Bitte hin draußen.«
    Es war, als hätte er an den Fransen des Teppichs geruckt, auf dem sie gerade saß. »Auf Ihre Bitte hin?«
    »Ich wollte, dass er sich dort mit mir und Deputy Scott trifft.«
    Damit zog er ihr den Teppich unter den Füßen weg.
    Red fuhr fort: »Ich wollte, dass jemand von der Familie …«
    »Er gehört nicht zur Familie.«
    »Genau darum habe ich mich an ihn gewandt, Sayre. Scott und ich wollten mit jemandem aus der Familie die Hütte inspizieren, um festzustellen, ob irgendwas dort nicht hingehört, nicht dahin passt oder von dort entfernt wurde.
    Ich hatte nicht das Herz, Chris oder Huff darum zu bitten. Es ist immer noch … Also, es ist ein ziemliches Schlachtfeld, ehrlich gesagt. Es gibt Firmen, die darauf spezialisiert sind, so was sauber zu machen, aber solange wir noch Spuren sichern …«
    »Ich verstehe«, sagte sie belegt.
    »Ich wollte Chris oder Huff diese Aufgabe nicht zumuten, aber wir brauchten jemanden, der sich in der Hütte auskennt.«
    Sie kam sich unbeschreiblich blöd vor. Mit gedämpfter Stimme gestand sie: »Hört sich vernünftig an.«
    Sie hatte kein Auge zugetan, weil sie es kaum hatte erwarten können, dem Sheriff Beck Merchants Aktivitäten zu melden, die ihr zumindest höchst verdächtig und möglicherweise kriminell erschienen waren. Stattdessen hatte er ihrer Familie eine schreckliche Pflicht abgenommen, wofür sie ihm eigentlich dankbar sein sollte.
    Dass er sie irregeführt hatte, war allerdings ein anderes Kapitel. Er hätte ihr problemlos alles erklären und erzählen können, dass er dem Sheriff einen höchst unangenehmen Gefallen erwiesen hatte. Stattdessen hatte er es darauf angelegt, sie in eine peinliche Situation zu bringen.
    »Hat er?«
    »Verzeihung?«
    »Hat Mr. Merchant irgendwas bemerkt, was ihm ungewöhnlich, auffällig oder fehl am Platz vorkam?«
    »Ich darf mit Ihnen bei laufenden Ermittlungen nicht über Einzelheiten sprechen, Sayre. Das werden Sie bestimmt verstehen.«
    Sie verstand nur zu gut. Er mauerte. »Sie sprechen von laufenden Ermittlungen. Heißt das, Sie sind nicht mehr überzeugt, dass Danny durch einen Suizid starb?«
    »Auch ein Suizid ist ein Verbrechen, bei dem wir ermitteln müssen.« Er beugte sich vor und sagte freundlich: »Wir arbeiten eben gründlich. Wir wollen hundertprozentig sicher sein, dass Danny irgendwann, während er am Bayou Bosquet beim Angeln war, aus einem uns unbekannten Grund beschlossen hat, sich das Leben zu nehmen. Wir werden wahrscheinlich niemals auf alles eine Antwort bekommen.«
    »Hat er einen Abschiedsbrief hinterlassen?«
    »Gefunden haben wir keinen.«
    Vielleicht hatte Danny gedacht, dass es überflüssig wäre, einen Abschiedsbrief zu verfassen, wenn seine Person so unbedeutend war, dass sie nicht einmal mit ihm hatte telefonieren wollen. Trotzdem sagte sie: »Finden Sie das nicht seltsam?«
    »Bei mindestens der Hälfte aller Suizide, in denen ich ermittelt habe, gab es

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