Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
von der Beck nichts wissen und nichts ahnen konnte. Sie hatte vorgegeben, dass sie in Destiny geblieben wäre, weil sie sich ihrer Mutter verpflichtet fühlte, weil sie erfahren wollte, wie weit Chris in Dannys Tod verwickelt wäre. Aber der tiefer liegende Grund war ihr schlechtes Gewissen. Wenige Tage vor seinem Tod hatte sie ihren Bruder abgewiesen. Ihre daraus erwachsenen Schuldgefühle waren allgegenwärtig wie die schwüle Meeresluft. Sie konnte ihnen nicht entkommen. Und sie hatten sie heute Morgen in die Bücherei geführt.
    »Sayre?« Sie blickte auf und sah Jessica DeBlance neben ihrem Stuhl stehen.
    »Es scheint mir zur Angewohnheit zu werden, Sie zu erschrecken«, entschuldigte sich Jessica dafür, dass sie Sayre aus ihren Gedanken gerissen hatte.
    »Es war beide Male mein Fehler. Mir geht zu viel im Kopf herum.«
    »Es überrascht mich, dass Sie noch hier sind. Ich dachte, Sie wollten gestern wieder abfahren.«
    »Meine Pläne haben sich geändert. Ich habe Sie heute Morgen zu Hause anzurufen versucht. Dann auf Ihrem Handy. Als ich Sie nicht erreichen konnte, habe ich mich daran erinnert, dass Sie Danny in der Bücherei kennen gelernt hatten. Ich habe einfach darauf gesetzt, dass Sie immer noch hier arbeiten.«
    »Ich habe von Mr. Hoyles Herzinfarkt gehört. Sind Sie deshalb länger geblieben?«
    »Deswegen und …« Sayres Blick zuckte zu den anderen Besuchern in der Bücherei hinüber. »Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?«
    Jessica führte sie in ein beengtes Büro. Er war mit Büchern voll gestellt, die teils in Kartons, teils verwegen aufgestapelt den Boden und sämtliche freien Flächen belegten. »Spenden«, meinte sie nur, während sie einen Stuhl freiräumte, damit Sayre sich setzen konnte. »Die meisten Leute bekommen Kopfschmerzen bei der Vorstellung, all die Bücher aufnehmen und katalogisieren zu müssen, darum melde ich mich meistens freiwillig. Selbst in unserem Computerzeitalter genieße ich den Geruch alter Bücher.«
    »Ich auch.«
    Die beiden Frauen lächelten einander an, dann ließ sich Jessica auf einem gepolsterten Hocker nieder. »Möchten Sie vielleicht einen frischen Muffin? Oder einen Kaffee?«
    »Nein danke.«
    »In der Bäckerei haben alle nur über Mr. Hoyle gesprochen. Ist es ernst?«
    »Bis jetzt deutet alles darauf hin, dass er sich bald wieder erholt.« Nach kurzem Schweigen fuhr Sayre fort. »Gestern ist etwas passiert, worüber ich gern mit Ihnen sprechen würde. Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, aber es war mit ein Grund dafür, dass ich meine Heimreise verschoben habe.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Chris wurde von Sheriff Harper und Deputy Scott zu Dannys Tod vernommen.« Jessica saß wie versteinert vor ihr, während Sayre rekapitulierte, was Beck ihr erzählt hatte. »Es ist nicht mehr als ein Streichholzbriefchen. Wie Beck bemerkt hat, könnte jeder Verteidiger Dutzende von Möglichkeiten anführen, wie es ohne Chris’ Zutun in die Angelhütte gelangt sein könnte. Es beweist gar nichts.«
    »Aber im Sheriffbüro fragt man sich seither, ob Chris an jenem Nachmittag mit Danny da draußen war.«
    »Ich frage mich das auch, Jessica. Wissen Sie, ob die beiden in letzter Zeit Streit hatten?«
    »Wann hatten die beiden keinen Streit gehabt? Ihre Charaktere und Interessen hätten nicht gegensätzlicher sein können. Danny wusste, dass Chris das Lieblingskind Ihres Vaters war, aber damit schien er sich abgefunden zu haben. Chris ist Huffs Ebenbild. Danny war das nie. Er wusste das, akzeptierte es und war sogar froh darüber. Es hätte ihm gar nicht gefallen, so zu sein wie die beiden.«
    »Hat er um Huffs Aufmerksamkeit gekämpft?«
    »Nicht besonders. Ihm schien das nicht weiter wichtig zu sein. Jedenfalls war er nicht eifersüchtig auf Chris, falls Sie darauf anspielen.«
    »War Chris eifersüchtig auf Danny?«
    Die Frage traf Jessica so unvorbereitet, dass sie lachen musste. »Warum sollte er das sein?«
    »Ich weiß nicht. Nur ein Schuss ins Blaue.« Sayre stand auf und trat ans Fenster, von wo aus man ebenfalls in den hübschen Garten sah. Die Spatzen hatten sich verzogen, aber jetzt umsummten Bienen die rosa Blüten des Hibiskusstrauches. Eine fette, schwarze Raupe arbeitete sich gemächlich über die gesprungenen Steinplatten vor. »Ich weiß nicht, wonach ich suche, Jessica. Ich dachte nur, dass Danny vielleicht irgendwas von einer Auseinandersetzung oder einer Meinungsverschiedenheit erzählt hat.«
    »Chris hat eine Affäre mit einer

Weitere Kostenlose Bücher