Weißglut
erhöhen.«
»Vielleicht wird Mrs. Paulik den Unfall nicht bei der Versicherung melden.« Es war das Erste, was Beck sagte. »Sie hat mir gesagt, sie würde es nicht tun.«
Huff spie einen Strom von obszönen Flüchen aus. Er konnte sich ausrechnen, was Alicia Pauliks Weigerung, den Fall der Versicherung zu melden, für Hoyle Enterprises bedeutete, und Chris wusste es auch. Er fühlte sich übergangen, weil Beck sie so unvorbereitet mit der Neuigkeit konfrontierte. »Warum hast du das gestern Abend nicht erzählt?«
»Du hast nicht gefragt.«
»Du hättest es auch erzählen müssen, ohne dass ich danach frage. Das nehme ich dir echt übel.«
»Wir waren beide total erschöpft, Chris. Es war ein höllisch langer Tag. Mir hat einfach der Elan gefehlt, mich damit rumzuärgern.«
Huff würgte ihren Streit energisch ab. »Du glaubst, sie will uns verklagen, Beck?«
»So hat sie sich gestern Abend angehört. Vielleicht hat sie inzwischen ihre Meinung geändert. Das hoffe ich jedenfalls.«
»Was meinst du, wie viel kostet es uns, wenn sie klagt?«
»Es ist noch zu früh, um das sagen zu können. Unser Controlling kann die Kosten für Billys Behandlung erst überschlagen, wenn sie mit den zuständigen Ärzten und dem Krankenhaus gesprochen haben, und selbst dann ist es schwer, eine Prognose abzugeben. Er wird lange brauchen, bis er sich erholt hat. Danach kommen die Reha und eine Prothese.«
»Es muss ja nicht der Rolls-Royce unter den Prothesen sein, oder?«, fragte Chris. »Ein Ford tut es doch auch.«
Seine Versuche, die Stimmung aufzulockern, fielen auf kargen Boden. Man hätte meinen können, dass alle außer ihm ihren Sinn für Humor verloren hätten.
Beck war noch nicht fertig. »Außerdem können wir mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass Mrs. Paulik zusätzlich zu den Behandlungskosten Forderungen stellen wird, die sich unmöglich bemessen lassen, wie zum Beispiel Schmerzensgeld für die Familie. Billys Einkommensausfall aufgrund seiner Behinderung. Ich fürchte, sie plant, uns von allen Seiten unter Beschuss zu nehmen, und die Schadensersatzforderungen, die sie einreicht, könnten astronomische Höhen erreichen.«
»Wie viel wird es kosten, die Sache unter den Tisch zu kehren?«, wollte Huff wissen.
»Du meinst die negative Publicity? Auch das wird nicht billig werden. Sie hat versprochen, jede Menge Krach zu schlagen.«
»Jesus, du hast wirklich nur gute Nachrichten zu bieten«, bemerkte Chris.
»Er hat mich danach gefragt«, feuerte Beck zurück.
»Du hättest ihm nicht gleich alles vorzusetzen brauchen.«
»Ich wollte aber alles wissen«, schnauzte Huff ihn an. »Man kann ein Problem nicht lösen, das man nur zur Hälfte kennt.«
Chris fiel auf, dass sich Huffs Wangen gerötet hatten. Besorgt, dass sein Blutdruck zu stark ansteigen könnte, warf er einen verstohlenen Blick auf die Monitore neben dem Bett. Dann versuchte er die Angelegenheit unter einem optimistischeren Blickwinkel zu sehen, um Huff zu beruhigen. »Ich glaube, wir überreagieren. Wir fürchten Konsequenzen, die wahrscheinlich gar nicht eintreten werden. Also lasst uns aufhören und in Ruhe überlegen, ohne dass wir gleich in Panik geraten. Okay?«
Beck nickte stockend. Huff grunzte, was Chris als Zeichen nahm fortzufahren.
»Wie Beck bereits sagte, könnte Mrs. Paulik ihre Meinung noch ändern. Natürlich ist sie in der Notaufnahme ausgeflippt. Das war ein unwillkürlicher Reflex auf eine traumatische Situation. Wahrscheinlich hat sie eine Szene nachgespielt, die sie irgendwann in Emergency Room gesehen hat. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass sie sich heute Vormittag längst nicht mehr so kampfbereit fühlt. Im kalten Licht des neuen Tages hat die Wirklichkeit sie wieder eingeholt. Vielleicht könnte sie sich inzwischen mit einer einvernehmlichen Lösung anfreunden.
Zweitens war Billy Paulik immer ein treuer Angestellter. Er hat uns nie Schwierigkeiten gemacht. Wenn er erst wieder er selbst ist, wird er seiner Holden schon erklären, dass es sein Fehler war, nicht unserer. Es wäre ihm viel zu peinlich, uns für einen Unfall zur Rechenschaft zu ziehen, den er selbst verschuldet hat.«
Huff ließ sich Chris’ Argumente durch den Kopf gehen und sah dann Beck an. »Du hast mit der Frau gesprochen. Wie schätzt du sie ein? War sie einfach nur hysterisch?«
»Ich hoffe, dass Chris Recht hat, aber ihr bezahlt mich dafür, jederzeit mit dem Schlimmsten zu rechnen. Gestern Nacht hat sie keinen Zweifel daran
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