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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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sagte er, enttäuscht weitermampfend, »lass mich der Erste sein, der dich im guten alten Jenseits willkommen heißt, kleine Dame.«
    Gutes altes Jenseits?
    Er streckte die Hand aus. »Ich bin Patrick. Hier wohnhafte Verlorene Seele.«
    Ich schüttelte ihm die Hand.
    »Und wer bist du?«, fragte er kauend.
    »Brie.«
    Er sah mich an, als hätte ich eine riesige Pepperoni auf der Nase. »Du heißt Brie? Wie … der Käse?«
    Ich verdrehte die Augen. »O ja. Das habe ich wirklich noch nie gehört!«
    »Danke«, sagte er mit einem flüchtigen Lächeln. »Ich bin stolz auf meine Originalität.«
    Wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander, und ich betrachtete gedankenverloren einen der anderen Teenager im Raum. Und plötzlich fiel mir etwas auf. Der Quarterback. Lady Gothic. Die Klapperschlange. Nintendofreak. Patrick.
    Und auch ich.
    Abgesehen von der Kreuzworträtsel-Lady waren alle in diesem Raum jung.
    »Du wirkst irgendwie verwirrt«, sagte er.
    Wie aufmerksam.
    Ich lehnte mich zu ihm hinüber und fragte mit leiser Stimme: »Wer sind diese Leute?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Du weißt schon. Die üblichen Durchschnittsversager.«
    »Aber wo sind die alten Leute? Die Erwachsenen?«
    »Hm …« Er kratzte sich am Kopf. »Wahrscheinlich hängen sie in einem teureren Restaurant rum?« Wieder grinste er.
    Ich sah ihn schief von der Seite an. »Bist du immer so reizend?«
    »Bist du immer so hübsch?«
    »Sehr witzig. Aber im Ernst, was machen die alle hier? Was machst du hier?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das kann ich dir auch nicht so genau sagen. Manche von ihnen«, – er zeigte auf Nintendofreak – »leben vollkommen in ihrer eigenen Welt, andere« – er nickte zur Klapperschlange hinüber – »hängen schon seit Ewigkeiten hier herum. Ich mag einfach gerne Pizza. Jeder geht die Sache irgendwie anders an und macht sein eigenes Ding«, sagte er. »Aber glaub mir« – er schaute zu den großen Fenstern hinüber, durch die man den Ozean sehen konnte – »da draußen kann man jede Menge Spaß haben.« Er zwinkerte mir zu und grinste. »Apropos, hast du Lust auf ein bisschen Spaß?«
    Oh, wie charmant!
    Misstrauisch zog ich eine Augenbraue hoch. »Welche Art von Spaß meinst du denn?«
    Er hob verteidigend die Hände. »Ganz ruhig, junge Dame, lass es uns jugendfrei halten, okay? Ich meine, erstens sind hier Kinder anwesend, und zweitens haben wir uns gerade eben erst kennengelernt. Am besten, wir machen einfach so weiter wie bisher, treffen andere Leute und lassen den Dingen ihre Zeit, einverstanden?« Er schüttelte den Kopf und stieß einen Pfiff aus. »Verdammt! Ich kann machen, was ich will, die Mädchen können mir einfach nicht widerstehen.«
    Ich spürte, wie ich dunkelrot anlief. Aus diesem Jungen wurde ich nicht schlau. Meinte er das wirklich ernst? Das war nicht möglich.
    Oder etwa doch?
    Ich räusperte mich verlegen und überlegte, was ich sagen könnte. »Also, ähm, seit wann, hast du gesagt, hängst du hier rum?« Meine Stimme klang total schrill, wie eine Mischung aus Esel und Frettchen.
    Er lachte. »Das habe ich doch gar nicht gesagt.« Dann schnappte er sich ein weiteres Pizzastück von meinem Teller und verschlang es mit drei Riesenbissen.
    »Beeindruckend«, lobte ich. »Das war wettkampfreif.«
    »Jungs müssen essen.«
    Ich schob den Rest der Pizza zu ihm hinüber. »Bedien dich. Ich habe so viel gegessen, davon bin ich ewig satt.«
    Er sah mich einen Moment nachdenklich an. »Ewig ist eine ganz schön lange Zeit. Vielleicht länger, als du denkst.«
    Ich verstand nicht ganz, wie er das meinte, also sagte ich nichts.
    »Apropos Leben und Tod …« Seine Stimme klang nun vorsichtig. »Was ist mit dir passiert?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du weißt schon. Woran bist du gestorben?«
    Ich spürte, wie sich mein Brustkorb zusammenzog. »Darüber möchte ich nicht sprechen.«
    »Ach, komm schon«, sagte er. »Sei nicht so schüchtern. Ich beiße nicht.« Er nahm einen extragroßen Bissen von der Pizza und grinste. »Na ja, vielleicht ein bisschen.«
    Igitt! Jungs sind so ekelhaft.
    »Hör mal.« Ich strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, die mir ins Gesicht gefallen war. »Lass uns das Thema wechseln, okay?« Ich schielte zu der Kreuzworträtsel-Lady hinüber, die schon seit Tagen über denselben Fragen brütete.
    »Acht Buchstaben«, murmelte sie vor sich hin. »Altes Buch oder Pizzabelag. Auberginen? Pilze?« Sie radierte wild.
    »Schinken!« Patrick drehte sich zu ihr um.

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