Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
»Versuch’s mit Schinken!«
Die Kreuzworträtsel-Lady hielt in ihrem Radieren inne, zählte die Buchstaben und warf Patrick durch den Raum einen Handkuss zu. »Danke, Darling!«
»Darling ? «, flüsterte ich skeptisch. »Hört sich an, als hätte es da jemanden erwischt.«
»Was habe ich dir gesagt?« Er warf sich in Pose. »Die Frauen lieben diese Jacke.«
Ich verdrehte die Augen. »Ja, klar.«
Meine Gedanken schweiften ab, und ich musste an Mom und Dad denken.
Daran, wie wir jeden Sonntagmorgen beim Frühstück mit Bananenwaffeln saßen und gemeinsam versuchten, das Kreuzworträtsel der New York Times zu lösen. Meine Eltern ließen Jack und mich immer bei den Fragen helfen. Okay, bei den einfachen, aber immerhin.
Ich sah zu Patrick auf. »Hast du ein Handy, das du mir ausleihen könntest?«
»Warum? Willst du etwa deinen anderen Freund anrufen?«
»Ha, ha«, sagte ich und verschränkte die Arme. »Wenn du’s unbedingt wissen willst: Ich möchte ein Taxi rufen.«
Patrick lehnte sich über den Tisch. »Ah? Und wohin gedenkst du zu fahren?«
»Nach Hause«, sagte ich sachlich. »Ich fahre nach Hause.«
»Moment mal.« Er legte die Pizzaschnitte hin. »Du meinst das ernst, nicht wahr?«
» Sie «, ich zeigte auf die Kreuzworträtsel-Lady, »hat gesagt, es würde nur ein paar Tage dauern, bis mein Papierkram bearbeitet sei oder was auch immer. Aber das ist nun fast schon eine ganze Woche her.« Ich griff nach meinem Glas und sog den letzten Rest Sprite durch den Strohhalm. »Was ist hier los?«, fragte ich. »Warum dauert hier alles so furchtbar lange?«
Er lehnte sich mit einem amüsierten Grinsen zurück. »Wozu die Eile?«
»Das ist die reinste Zeitverschwendung hier.«
Er lachte. »Engel, es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber Zeit ist genau das, wovon du mehr als genug hast. Du kannst dich also ruhig entspannen und zusehen, dass du ein bisschen Spaß hast.« Er faltete die Hände hinter dem Kopf und atmete tief ein. »Siehst du? Du musst lernen, dich zurückzulehnen und die Pizza zu riechen.«
O nein, das hast du nicht getan.
Nur zur Info, Idiot: Sag einem Mädchen nie, dass es sich entspannen soll. Das macht uns nur noch hibbeliger.
Ich starrte auf seine Jacke und hasste sie von Sekunde zu Sekunde mehr. »Ziehst du dieses Ding denn nie aus?«
»Warum sollte ich? Sie steht mir doch gut!«
»Du siehst dumm aus damit.«
»Oho, Vorsicht, Leute! Die kleine Lady ist heute gereizt.«
Ich machte ein finsteres Gesicht. »Ich bin gar nicht gereizt.«
»Oder Moment …« Er grinste. »Ich hab’s! Du willst, dass ich mich ausziehe, stimmt’s? Du kannst es nicht erwarten, meinen nackten, sexy Oberkörper zu sehen!« Er griff an den Reißverschluss seiner Jacke und zog ihn auf.
»Pah!« Ich warf mit einem Stück Pizzarand nach ihm. »Erspar mir die haarigen Details.«
»Bist du sicher?« Er hielt inne. »Du weißt wirklich nicht, was dir entgeht.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Okay …« Doch bevor Patrick den Reißverschluss wieder hochzog, fasste er in seine Innentasche, zog ein winziges Buch hervor und warf es vor mir auf den Tisch. »Wenn du Fragen hast«, sagte er, »findest du hier drin die Antwort.«
Ich schaute mir das Buch genauer an und ließ meine Finger über den schwarzen Kunstledereinband und die goldene Schrift gleiten.
Das T&J -Handbuch
»T und J?«, wiederholte ich. »Wie Tom und Jerry?«
Patrick lachte. »Probier’s mal mit Tod und Jenseits. Dieses Handbuch ist so ziemlich die einzige Literatur, die du von nun an brauchst.«
Ich schlug bedächtig die erste Seite auf und blätterte weiter, bis ich zum Inhaltsverzeichnis kam.
KAPITEL I: DU BIST HIER. WAS NUN?
Das kann ich euch sagen: Ich will nach Hause.
»Ich weiß, es sieht mager aus«, sagte Patrick. »Aber glaub mir, da stehen eine ganze Menge nützlicher Infos drin und auch ein paar prima Ideen, wie man sich beschäftigen kann.« Er schnippte eine Olive von der Tischplatte und sah zu, wie sie auf dem Boden landete. »Mit der Zeit ist das so eine Sache, Ricotta. Du musst lernen, dich abzulenken.«
Ich horchte auf.
Ricotta?
Dad und Jack waren die Einzigen, die mir Käse-Spitznamen geben durften. Und ab und zu vielleicht auch meine besten Freunde. Aber sonst keiner.
»Das Problem mit der Zeit ist«, fuhr Patrick fort, noch bevor ich ihn anfauchen konnte, »dass es manchmal einfach zu viel davon gibt.« Er zeigte auf das Buch. »Das T&J hat mir wirklich geholfen, mich anzupassen.«
»Dich
Weitere Kostenlose Bücher