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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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ich über ihn wusste. Woher kam er? Wer war er? Ich wusste nicht einmal, woran er gestorben war, und bei dem Gedanken daran hatte ich auch gleich ein mulmiges Gefühl.
    Patrick bemerkte meinen Blick und zog die Ärmel seiner Jacke so weit wie möglich herunter.
    »Was ist mit dir passiert?« Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, bereute ich meine Frage auch schon.
    »Motorradunfall«, sagte er. »Ich bin ein bisschen zu schnell gefahren. Das ist alles.«
    Genau wie Dad immer gesagt hat. Motorräder sind extrem gefährlich.
    Ich guckte auf meine Füße. »Das tut mir leid.«
    »Das braucht dir nicht leidzutun. Ich bin darüber hinweg. Es ist lange her.«
    Wie aus dem Nichts kam plötzlich eine Windböe auf und brachte mich ins Schwanken. Vor Schreck blieb mir die Luft weg, und ich versuchte mich festzuhalten.
    Nur gab es nichts, woran ich mich hätte festhalten können.
    »Okay, das war’s. Ich habe meine Meinung geändert«, rief ich, als ich mich wieder gefangen hatte. »Wir verschieben diese ganzen Rachepläne auf ein andermal. Wir haben noch Zeit genug, um uns um Wie-heißt-er-noch-gleich zu kümmern. Warum also die Dinge überstürzen?« Ich lehnte mich behutsam mit dem Rücken an den Gitterrost und versuchte, mich mit Gedanken an schöne, positive Dinge abzulenken wie zum Beispiel Cornflakes, Samstagvormittage, am Leben sein. »Ja, ich habe es mir definitiv anders überlegt. Ich möchte das nicht machen. Nicht heute. Bring mich bitte zum Slice zurück.«
    »Ich sag das nur ungern«, rief mir Patrick über den Wind hinweg zu, »aber es gibt da ein Problem.« Er rutschte herüber und saß nun dicht neben mir.
    »Was meinst du mit ›es gibt da ein Problem‹?« Ich spürte die Brücke unter mir beben.
    Atmen, Brie. Ruhig atmen.
    »Du wirst das nicht gerne hören.«
    »Spuck’s aus.«
    »Na ja …«
    » Sag es endlich!«
    »Es gibt nur, na ja, nur einen Weg nach unten.«
    Einige Sekunden starrte ich ihn sprachlos an, dann brach ich in hysterisches Gelächter aus.
    »Ja, klar! Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du zum Schreien komisch bist?«
    Doch Patrick blieb ernst. »Leider ist das kein Witz«, sagte er betreten.
    Ich hörte auf zu lachen. »Wie bitte? Sag das noch mal.«
    »Tut mir leid.«
    »Nein.«
    »Es hat keinen Sinn, dich dagegen zu wehren.«
    »Ich werde mich gegen dich wehren.«
    »Nimm meine Hand.« Er streckte mir seine Hand entgegen.
    »Nein!«
    »Brie, du musst!«
    »Sonst?«
    »Sonst wirst du noch sehr lange hier oben sitzen bleiben. Außerdem möchtest du deinem Exfreund doch einen Denkzettel verpassen? Und ehrlich gesagt …« – jetzt grinste er – »möchte ich das auch.«
    »Nein, nein, nein! Natürlich will ich, aber eben nicht jetzt!«
    Ich flehte ihn an. Und wenn ich ein Herz gehabt hätte, hätte es jetzt bestimmt wie verrückt geschlagen. »Ich kann nicht! Also nicht nie, aber nicht heute«, rief ich und hoffte, er würde die Panik in meiner Stimme hören.
    »Bitte, Patrick! Kannst du uns nicht einfach von hier wegbeamen? Bitte, ich möchte ins Slice zurück.«
    Das Meer unter uns toste.
    »Tut mir leid, Käsekuchen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber so funktioniert das leider nicht. Du wüsstest das, wenn du das T&J gelesen hättest. Und außerdem kaufe ich dir deine Entschuldigungen nicht ab.«
    »Ach nein? Und warum nicht?«, fauchte ich.
    Leg dich ja nicht mit mir an, Engeljunge. Sonst kannst du was erleben.
    »Du hast Angst.« Er nickte zur Kante hinüber. »Aber es wird Zeit, aus dem Nest zu hüpfen, kleiner Vogel. Es ist Zeit für den Sprung.«
    O mein Gott, der meint das wirklich ernst.
    »Keine Angst, ich werde die ganze Zeit bei dir sein.« Patrick grinste. »Fällst du, falle ich auch.«
    Ich wich vor ihm zurück. »Komm mir nicht zu nahe!«
    »Gib mir deine Hand.«
    »Patrick, ich meine es ernst.«
    Er sah mich eindringlich an. »Gib mir deine Hand!«
    Bevor ich reagieren konnte, schnappte er mich und schloss seine Arme fest um mich.
    »Nein! Lass mich los!«
    »Mach die Augen auf«, flüsterte er mir ins Ohr.
    Ich schüttelte den Kopf und versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien.
    »Komm schon. Das darfst du dir nicht entgehen lassen.«
    »Deine Mom darf sich das nicht entgehen lassen.« Ich war mit meiner Schlagfertigkeit am Ende. Nicht, dass das je meine Stärke gewesen wäre.
    »Zehen an die Kante.«
    »Ich bring dich um!«
    »Dafür kommst du ein bisschen zu spät, Engel.« Seine Lippen waren dicht an meinem Ohr. »Schau runter.«
    Ich wehrte mich heftig,

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