Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
jedoch ohne Erfolg. Er war viel stärker als ich. Ich stieß einen Angstschrei aus und riss die Augen auf.
O nein, schlimmer Fehler!
Da war nichts als Luft. Nichts als die eiskalte, endlos tiefe, tödliche Bucht von San Francisco, bereit, mich zu verschlingen und in tausend Stücke zu zerschmettern. O Gott, wir waren so unglaublich viel höher, als ich gedacht hatte.
Fünf Zentimeter.
Ich versuchte mit aller Kraft dagegenzuhalten. »Nein, nein, nein, nein, NEIN!«
Zwei Zentimeter.
Ich kämpfte.
Ein Zentimeter.
Ich wollte aufwachen. Ich wollte jetzt verdammt noch mal aus diesem Albtraum erwachen. Das Problem daran? Es war kein Albtraum, aus dem man einfach aufwachen konnte.
Ich spürte, wie meine Ballerinas auf dem Metallgitter immer weiter vorrutschten. Ich spürte den Wind an meinen Wangen.
»Bitte«, wimmerte ich, an Patricks Jacke geklammert. »Tu es nicht!«
»Hab keine Angst«, flüsterte er.
Dann sprang er mit mir in die Tiefe.
11
send me an angel
»Mozzarella?«
»Noch fünf Minuten. Dann stehe ich auf.«
»Witzig, das hast du vor fünf Minuten auch schon gesagt.«
»Aber diesmal meine ich es auch so.«
»Netter Versuch, Engel, aber daraus wird nichts.«
»Du hast mir gar nichts zu sagen!«
»Wie du willst, junge Dame.«
Da klatschte er mir einen Eimer eiskaltes Wasser ins Gesicht. Ich riss die Augen auf. »Was zum …«
»Wakey, wakey, rise and shine …«, sang Patrick.
»O Mann, ich bring dich um!« Ich sprang auf und griff nach ihm, doch er war zu schnell.
»Tststs, dieses ständige Gerede übers Umbringen. So viele aufgestaute Aggressionen. Ich glaube, wir sollten einen guten Psychologen für dich finden.«
Triefend nass und schwer atmend ließ ich mich auf den Boden zurückfallen und rieb mir die Augen. Ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut.
»Hier, willst du meine Jacke?«, fragte Patrick.
»Sprich mich nicht an«, sagte ich. »Du bist böse und musst vernichtet werden.« Als ich endlich einigermaßen aus den Augen sah, stellte ich fest, dass die Sonne gerade untergegangen sein musste. Der Himmel war noch in einen zarten Lavendelton getaucht, der wie bei einem Bluterguss an den Rändern schwarz, blau und gelb auslief. Von allen Ecken starrten uns die Fratzen ausgehöhlter Kürbislaternen an, und flackernde Straßenlichter warfen entlang der Häuserreihen einen gespenstischen goldenen Schein auf die Straße.
»Süßes oder Saures!«, rief Patrick. Dann sprang er hoch, klammerte sich an einen dicken Ast und fing an, Klimmzüge zu machen.
»Saures«, sagte ich, als ich auf der Veranda des gegenüberliegenden Hauses eine vertraute Hollywoodschaukel entdeckte. Die rote Tür. Die weiße Fassade. Die Zufahrt mit den Bäumen, wo ich fast jeden Tag nach der Schule mein Fahrrad abgestellt hatte. »Das kann doch nicht wahr sein.«
»Falsche Antwort«, knurrte Patrick. »Zur Strafe gibt es fünf Mini-Snickers und drei Hände voll M&Ms.« Er ließ sich mit einem Plumps auf den Boden fallen. »Mann, ich bin total aus der Übung.«
Aber ich hörte ihm nicht zu. Ich war zu sehr darauf konzentriert, mich nicht zu übergeben.
Jakobs Haus. Wir saßen auf der anderen Straßenseite vor Jakobs Haus.
Wie war das bloß möglich?
Auf all meinen Erkundungstouren mit Patrick hatte ich vergeblich versucht, an diesen Ort zurückzufinden. In meinem Stück Himmel befand sich nicht immer alles dort, wo es sich in meinem alten Leben befunden hatte. Die Straßen verliefen oft anders, als ich es in Erinnerung hatte. Auch die Straßennamen waren nicht dieselben, und manchmal gab es Lücken, weil einige Teile fehlten.
Wichtige Teile.
Mein Haus war zum Beispiel nicht da, wo es hätte sein sollen. Meine Highschool war alt und heruntergekommen. Und Jakobs Haus fehlte – als wäre jemand in mein Gedächtnis eingedrungen und hätte absichtlich all das durcheinandergeworfen, was mir in meinem früheren Leben wichtig gewesen war.
Nach einer Weile hatte ich es einfach aufgegeben zu suchen. Ich nahm an, ich hätte vergessen, wonach ich suchte.
Aber jetzt, beam-zwei-drei, hier waren wir, in der echten, realen Welt. Mein Kopf schmerzte, als sei ich gerade mit einer mörderischen Gehirnerschütterung aufgewacht.
Ich wandte mich zu Patrick. »Wo sind wir? Was ist passiert?«
»Ach, du meinst diese Mischung aus Benommenheit und Kopfschmerzen? Das geht vorbei. Keine Sorge.«
»Nein, das meine ich nicht. Ich will wissen, wie wir hierhergekommen sind. Erklär es mir. Und zwar jetzt. «
»Ist mir ein
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