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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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wieder.«
    »Warum?«
    Er schnappte sich meinen Shake. »Du steckst wirklich tief in Phase eins, meine Liebe. Verdammt tief. Du hast Glück, dass du beim Verleugnen irgendwie süß bist.« Er saugte an meinem Strohhalm. »Ah, das ist lecker!«
    »Hey!« Ich gab ihm einen Klaps auf die Hand. »Hol dir gefälligst selber einen!« Wieder einmal blieb mein Blick an seiner Jacke hängen, und ich musste unverzüglich lächeln.
    Er bemerkte es. »Was ist so lustig?«
    »Nichts.« Ich schüttelte den Kopf. »Vergiss es.«
    »Nein.« Jetzt war er neugierig. »Sag’s mir.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. »Es ist nur, ähm, diese Jacke.«
    Er sah an sich herunter. »Was ist damit?«
    »Ach, nichts …« Ich unterdrückte ein Kichern. »Ich meine … wenn man ein Kampfpilot ist. 1982.«
    Er sah mich empört an. »Das nehme ich dir übel. Und überhaupt, als würde ich von einem Mädchen in einem Kleid, das aussieht wie ein riesiger Kartoffelsack, Modetipps annehmen.«
    Ich grinste. »Du bist ja nur eifersüchtig, weil ich es bei Saks Fifth Avenue gekauft habe.«
    »O das war gemein, Ricotta. Wirklich gemein.« Er schüttelte den Kopf. »Jedenfalls, was ich sagen wollte, bevor du Modepolizei gespielt hast: Hat das Wort heimzahlen irgendeine Bedeutung für dich?«
    Ich überlegte. »Meinst du Rache?«
    »Blitzgescheit heute, was, Cheeseburger?«
    »Okay, Schluss jetzt mit den Käse-Witzen!«, schimpfte ich. »Was meinst du mit Rache?«
    »Na ja«, antwortete er mit einem Grinsen, »ich dachte nur, du möchtest vielleicht ein bisschen Spaß haben, das ist alles.«
    »Und an wem soll ich mich rächen, wenn ich fragen darf?«
    »Oh, das weißt du genau – Kuschelhöschen«, erwiderte Patrick. »An Bussibärchen – wie hieß er doch?« Sein Ton war spöttisch. Stichelnd. Lästig.
    »Ja?«, sagte ich und verzog das Gesicht. »Wer denn?«
    »Einen Moment, ich hab’s gleich«, fuhr er fort. »Jason?«
    Was?
    »Verflixt, das war’s nicht«, murmelte er. »Hieß er Jonah?«
    Warte.
    »Jeremy?«
    O mein Gott.
    »Mist, das ist doch zum …«
    »Jakob«, flüsterte ich. Mir schnürte sich die Kehle zu, und ein altbekannter Schmerz – ein Schmerz, den ich fast schon vergessen hatte – kroch langsam in meine Brust zurück.
    »Das ist es!« Patrick schnippte mit den Fingern und lehnte sich auf seiner Sitzbank zurück.
    »Dem Himmel sei Dank, dass du dich erinnert hast, Brie! Das hätte mir heute Nacht sicher keine Ruhe gelassen.«
    Ich war zu perplex, um seinen Sarkasmus zu bemerken.
    Jakob.
    Seit einer gefühlten Ewigkeit hatte ich nicht mehr an ihn gedacht. Ich legte eine Hand auf mein Herz. Absolute Stille.
    »Er hat es verdient, dass du es ihm ein kleines bisschen heimzahlst, findest du nicht?«, meinte Patrick.
    Plötzlich sah ich Jakobs Gesicht vor mir. Seine Augen. Seine Arme. Seine Lippen. Seine Küsse. Seine Worte. Die letzten Worte, die ich zu Lebzeiten gehört hatte.
    Ich.
    Liebe.
    Dich.
    Nicht.
    Mir lief ein Schauer über den Rücken.
    »Hey.« Patrick lehnte sich zu mir herüber und stupste mich am Arm. »Alles okay?«
    »Wie lange …?«, stammelte ich, während die Wahrheit langsam in mein Bewusstsein drang. »Wie lange bin ich schon hier?«
    Er hob die Hände und zählte still an den Fingern ab. »Meinen streng wissenschaftlichen Berechnungen zufolge … siebzehn Tage.«
    Nicht länger?
    Patrick schien meine Gedanken zu lesen. »Fühlt sich länger an, was?« Er fuhr sich mit den Fingern durch sein dunkles Haar. »Das war bei mir genauso, als ich hierherkam.«
    Ich hatte plötzlich ein flaues Gefühl im Magen.
    Siebzehn Tage.
    »Das erinnert mich an etwas, schließlich kann ich ja rechnen …« Er schnappte sich einen alten Cowboy-Hut vom Regal über uns und setzte ihn auf. »Alles Gute zu Halloween! Juhu!«
    Halloween?
    »Aber wenn das stimmt«, flüsterte ich, »dann ist morgen mein …«
    »Geburtstag?«, vollendete Patrick meinen Satz. »Ich weiß. Alles Gute zum beinahe Sechzehnten.«
    Unglaublich. Irgendwie war mir mein Zeitgefühl vollkommen abhandengekommen. Ich hatte meine Familie aus den Augen verloren. Meine Freunde. Mein Leben.
    Wie konnte ich nur meine ganze Welt vergessen?
    Ich spürte ein leichtes Kribbeln in meinen Fingerspitzen. Ein seltsames Summen, einen leichten elektrischen Schlag im Nacken, direkt am Haaransatz.
    Jakob.
    Er war der Grund für all das. Er hatte mir das angetan. Es war seine Schuld. All das war allein seine Schuld.
    Ein schon fast vergessenes Gefühl, das ich seit einer Weile nicht

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