Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
konnte zu zittern. Vor Freude.
Die Nacht, in der ich meine Unschuld verlor.
Sadie ging ans Telefon und erriet sofort, was los war, ohne dass ich auch nur ein Wort sagen musste. »Du hast es getan, nicht wahr?«, flüsterte sie.
»Vielleicht«, kicherte ich. »Vielleicht aber auch nicht.«
»O mein Gott, du hast es getan! Wie war es? Mensch, Brie, wie war es? «
Seine Hände. O mein Gott, seine Hände überall auf mir. Seine Küsse. Süß und leicht und fordernd und verwegen und perfekt.
»So gut, hm?«, fragte sie beeindruckt.
Ich kicherte hysterisch, hielt mir dann aber rasch die Hand vor den Mund, damit mich Mom und Dad oder Jack nicht durch meine Zimmertür hören konnten.
»Hat es wehgetan?«
Allerdings!
»Eigentlich nicht.«
»Du kleine Schlampe, das glaube ich dir nicht!«
»Na ja, vielleicht ein bisschen.«
»Wie viel ist ein bisschen?«
»Sadie!«, rief ich. »Sehr, okay? Bist du jetzt zufrieden?«
»Du lieber Himmel.« Ich konnte hören, wie sie am anderen Ende des Telefons ungläubig den Kopf schüttelte. »Ich bin gerade echt eifersüchtig auf dich, weißt du das?«
Ach, tatsächlich? So eifersüchtig, dass du beschlossen hast, ihn mir wegzunehmen?
Damals stand ich auf und betrachtete mich in meinem Schlafzimmerspiegel, um zu sehen, ob ich mich irgendwie verändert hatte. Meine Wangen waren warm und rosig. Meine Haut vibrierte. Würden die Leute es mir ansehen?
»Hat er es gesagt?«, fragte sie.
»Hat er was gesagt?«
»Komm schon, Brie, dreimal darfst du raten.«
Seine Hände, die sich in meinem Haar vergruben. Wie er mir tief in die Augen schaute. Seine Worte, die sich mir ins Gedächtnis brannten.
Ich liebe dich.
Er hatte es gesagt. Er hatte es gesagt und auch so gemeint.
Oder etwa doch nicht?
»Hallo?«
Ins Telefon lächelnd, ließ ich mich auf mein Bett zurückfallen. »Ja. Ja, er hat es gesagt.«
Sie schwieg einen Augenblick, und ich konnte mir denken, warum. Zum allerersten Mal war etwas Entscheidendes zuerst mir passiert. In all den Jahren unserer Freundschaft hatte immer zuerst Sadie die großen Meilensteine durchlaufen. Sie verlor ihren ersten Milchzahn vor mir. Sie lernte das Fahrradfahren vor mir. Sie bekam ihre erste Regelblutung ein ganzes Jahr vor mir, in der siebten Klasse. Und auch wenn es keine von uns je ausgesprochen hatte, waren wir uns doch sicher gewesen, dass Sadie sich als Erste verlieben würde.
Aber es kam anders. Dieses Mal war es anders. Diesmal hatte ich gewonnen. War ich die Erste gewesen. Ausnahmsweise einmal hatte ich es vor Sadie Russo geschafft.
Ausnahmsweise einmal.
Wir redeten noch eine ganze Stunde und erörterten kichernd jedes kleinste Detail – obwohl ich am nächsten Tag um sieben Uhr Training hatte. Aber das war mir egal. Sie hätten mich eine Million Bahnen in zehn Schwimmbecken von olympischem Ausmaß schwimmen lassen können, und ich hätte trotzdem den ganzen Tag über dasselbe verträumte Lächeln auf meinem Gesicht gehabt.
Warum? Weil die Welt schöner ist, wenn du verliebt bist. Sonniger. Die Luft duftet blumiger, dein Haar glänzt seidiger, und du ertappst dich plötzlich dabei, wie du Babys und wildfremde Menschen und alte Pärchen anlächelst, die Hand in Hand den Strand entlanglaufen. Du lächelst, weil du nun in eines der größten Geheimnisse des Lebens eingeweiht bist. Du hast es geschafft. Jetzt gehörst du offiziell zum Club der Coolen. Und wenn dich die Leute ansehen, bemerken sie, dass sich etwas an dir verändert hat.
»Hast du dir die Haare gefärbt?«
Nö.
»Neue Klamotten?«
Fehlanzeige.
»Neue Freunde?«
Versuch’s noch mal.
Du grinst sie an, und sie wissen es immer noch nicht. Und wenn du dann gehst, wundern sie sich insgeheim darüber, wann du so schön geworden bist.
It must have been love, but it’s over now.
It must have been good, but I lost it somehow.
Heiße Tränen rollten über meine Wangen und brannten auf meiner Haut. Unaufhaltsam.
»Schhh«, flüsterte Patrick. »Ich bin ja bei dir, Engel. Ich bin da.«
Wie konnten sie nur? Wie konnten sie mir das antun?
Der Schmerz in meiner Brust war zurückgekehrt – die Wunde frisch und roh und tief. Ich musste erfahren, dass die Hölle nicht eine brennende, glühende Feuergrube der Qualen ist. Tatsächlich ist sie viel, viel schlimmer. Wenn die Menschen, die du am meisten liebst, direkt nach deiner Seele greifen und sie dir aus dem Leib reißen, das ist die Hölle. Und sie tun es, weil sie es können.
Ich fühlte, wie sich meine Brust
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