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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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zusammenzog.
    Wie lange ging das schon so?
    Eine Woche? Einen Monat? Vielleicht länger?
    Ich spürte ein Erdbeben in meinem Schädel toben, und Sirenen heulten hinter meinen Augen. Ich schlug mit den Fäusten in den Sand und schrie, aber das Geschrei hungriger Möwen und der morgendliche Pazifik übertönten mich. Außerdem hatte ich Sand zwischen den Zehen. Und das hasste ich.
    Plötzlich machte alles Sinn. Jeder seltsame Blick, jedes verlegene Schweigen zwischen Jakob und mir. Jedes Mal, wenn er zurückgewichen war, wenn ich nach seiner Hand greifen oder meine Hand in die Gesäßtasche seiner Jeans stecken wollte. Ich erkannte plötzlich, dass ich recht gehabt hatte. In den Wochen vor meinem Tod hatte ich gespürt, dass sich zwischen uns etwas verändert hatte – ganz langsam und schleichend. Ich hatte es mir nur nicht eingestehen wollen. Zwischen uns hatte sich eine kühle, graue Distanz breitgemacht. Aber ich hatte es vorgezogen, sitzen zu bleiben und zuzusehen, wie sich das Gewitter über mir zusammenbraute, anstatt beim ersten Anzeichen von Regen davonzulaufen und Schutz zu suchen. Und ich hatte den Preis dafür bezahlt. Denn das Gewitter wurde zum Hurrikan.
    Mein Bauchgefühl hatte mich schon die ganze Zeit gewarnt. Ich war weder paranoid noch verrückt. Jakob hatte mich angelogen. Sadie hatte mich angelogen. Sie hatte monatelang zugehört und gewartet und dabei zugesehen, wie ich mich immer mehr in ihn verliebte. Sie hatte meine Geheimnisse gesammelt, eins ums andere, um sie gegen mich verwenden zu können.
    »Es tut so weh«, flüsterte ich. »Es tut so wahnsinnig weh.«
    Schhh, ich halt dich fest, sagte Patrick sanft.
    Ich spürte den Wind im Gesicht und im Nacken, als er mich hochhob.
    Ich starrte vor mir auf den Sand, wo Sadies und Jakobs Fußspuren allmählich vom Wind verweht wurden.
    Ich kann nicht atmen.
    »Doch, du kannst.« Patricks Lippen berührten behutsam meine Stirn. »Du musst.«
    Mit einer flüchtigen Bewegung lösten sich seine Füße vom Boden, und ich spürte, wie die Welt unter uns wegfiel.
    Aubrie, mach die Augen auf!
    Ich holte tief Luft und öffnete die Augen. Dann legte ich meinen Kopf an Patricks Brust und sah zu, wie meine altvertraute, perfekte Welt langsam in Flammen aufging.

21
    1, 2, 3, 4 , tell me
    that you love me more

    In meinem Stück vom Himmel rochen alle Tage gleich. Meine Stunden bestanden aus gebratenen Auberginen, Zuchtchampignons, spritzig sprudelnder Sprite und (auf meinen persönlichen Wunsch hin) Softeis von McDonald ’ s. Meine Minuten bestanden aus schachbrettgemustertem Linoleumboden, fleckig und zerkratzt von jahrzehntelangem Stühlerücken. Meine Sekunden erinnerten an das Rauschen des alten, kleinen Fernsehers mit dem schlechten Empfang, auf den Patrick stundenlang gestarrt hatte, ohne zu blinzeln. Deckenventilatoren drehten sich surrend und faul über meinem Kopf und erinnerten mich an all die Sommerurlaube und Poolpartys und eisgekühlten Limonaden, die ich nie wieder mit meinen besten Freundinnen erleben würde.
    Egal.
    Beste Freunde werden überschätzt.
    Natürlich gab es genügend Dinge, die mich von meiner schmerzlichen Entdeckung ablenkten. Ich brachte mir bei, wie man Servietten in Schneeflockenform zupfte. Dank meiner neuen Freunde, dem Quarterback und Lady Gothic, lernte ich, wie man einen Football warf und einen richtig dicken Lidstrich zog. Sogar die Kreuzworträtsel-Lady nahm mich unter ihre Fittiche und half mir, mein allererstes Kreuzworträtsel zu lösen.
    Tatsächlich gab es in meinem Stück vom Himmel immer genug Pizza. Genug Wellen, auf denen man surfen konnte. Genug Zeit, die man totschlagen konnte.
    Das Dumme ist nur, dass die Zeit nicht unbedingt alle Wunden heilt. Manchmal macht sie die Wunden sogar noch schlimmer.
    »Hast du Lust auf einen Spaziergang oder so?« Patrick war zappelig. Gelangweilt.
    »Nö.«
    »Schwimmen vielleicht?«
    »Fehlanzeige.«
    »Ponyreiten?«
    »Nein, danke.«
    »Hast du Lust auf Sex?«
    Ich sah von meinem Buch auf. »Wie bitte?«
    Patrick grinste triumphierend. »Dachte ich mir, dass das deine Aufmerksamkeit weckt.«
    »Du bist echt krank.«
    »Oh«, platzte er heraus, »das ist so süß.«
    Er wandte sich an den Nintendofreak und die Klapperschlange. »Habt ihr das gehört? Sie mag mich. Ihr beide seid meine Zeugen.«
    »Ich bin ziemlich sicher, dass sie dich nicht leiden kann«, antwortete der Junge mit monotoner Stimme, ohne von seinem Spiel aufzublicken.
    Patrick schnaubte ärgerlich und wandte sich

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